Kompilation

Perfekt produzierte Popperlen

Von Martin Böttcher · 05.05.2014
An der Westküste der USA herrscht ein ganz eigenes Lebensgefühl. Das war auch schon vor 40 Jahren so. Der Berliner DJ Marcus Liesenfeld hat jetzt einige musikalische Perlen aus dieser Zeit und aus dieser Gegend ausgegraben.
"Keep it soft, keep it melodic, keep it smooth" – das Mantra vieler Musiker und Produzenten, die Mitte, Ende der 70er-Jahre Songs aufnahmen, wird bei diesen Liedern deutlich: Zwei, drei, vier Minuten lange, perfekt eingespielte und produzierte Popperlen. Viele von ihnen eher obskure Songs, bei denen man sich fragt, warum sie nie einem größeren Publikum bekannt wurden. Wahrscheinlich gab es damals einfach zu viele ähnlich klingende Musik.
Viele Songs klingen so, wie viele Bands heute gern klingen würden
Marcus Liesenfeld, auch bekannt unter dem Namen DJ Supermarkt, interessiert sich seit Jahrzehnten für gut gemachte Popmusik. 2008 stellte er das erste Mal einen DJ-Mix mit 70er-Jahre-Westküsten-Softrock ins Internet, mehr als ein Jahr verbrachte er jetzt mit der Zusammenstellung von "Too Slow to Disco" – die Songs mussten lizensiert, Rechteinhaber und längst verschollene Musiker aufgespürt werden. Und vor allem, so Marcus Liesenfeld, musste er auch ein paar Ressentiments in Sachen Softrock überwinden. Aber der Zeitgeist ändert sich. Viele der Songs auf "Too Slow to Disco" klingen so, wie heute viele Bands von Phoenix bis Metronomy gerne klingen würden.
Eine kleine Sensation gibt es auf der Kompilation übrigens auch: Dort findet sich ein Stück von Fleetwood Mac, die eigentlich nie Lieder freigeben. Aber Christine McVie machte eine Ausnahme und stellte das von ihr geschriebene "Sugar Daddy" bereit.
Label: City Slang