Die Fünfzigerjahre gehen zu Ende – das erstaunlichste Jahrzehnt in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Deutschland hatte eine materielle, geistige und moralische Katastrophe ohne Beispiel hinter sich, aber am Ende des ersten Nachkriegsjahrzehnts sind die Deutschen wieder der Zukunft zugewandt, haben sich im geteilten Land unter ungleichen Bedingungen wieder emporgearbeitet.
1959 ist Westdeutschland das Wirtschaftswunderland. In der DDR ist die Nachkriegsnot überwunden, aber Walter Ulbrichts SED stürzt den Staat mit der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in ein neues politisches Abenteuer, das schwerwiegende Folgen haben wird.
Die vom Deutschlandradio herausgegebene CD-Reihe „Geschichte zum Hören“ hat mit Berichten und Originaltönen die Entwicklung seit 1945 – vor allem im geteilten Deutschland – nachgezeichnet. Auch die neueste Ausgabe, der Jahrgang 1959, ist eine Hörchronik wichtiger Ereignisse und Entwicklungen – zusammengestellt aus Beiträgen der Reihe „Vor 50 Jahren“ im Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk sowie Originaltönen aus dem Deutschlandradio-Archiv.
Im Januar zieht Fidel Castro siegreich in Havanna ein, im Februar fällt das Bundesverfassungsgericht ein wegweisendes Urteil für die Gleichberechtigung. In der Bundesrepublik werden die ersten Volksaktien ausgegeben, und in der DDR begibt sich die SED-Kulturpolitik auf den Bitterfelder Weg, um die Arbeitswelt mit der Welt der Dichter und Kunstschaffenden zu verbinden.
Der Westen macht sich Sorge vor der Stärke des Ostblocks – denn ein weiteres Mal dokumentiert eine Rakete den Vorsprung der Sowjets vor den Amerikanern im All: Im Juni geht mit Lunik 2 erstmals eine Sonde auf den Mond nieder. Allerdings im Sturzflug, sodass sie auf dem Boden zerschellt.
1959 ist kein besonders spektakuläres Jahr – aber es gibt viele Geschichten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Literatur, die von den Autoren der CD erzählt und mit Originaltonmaterial angereichert werden. Günther Grass veröffentlicht die „Blechtrommel“, Asterix und Obelix beginnen ihren Siegeszug durch die Comicwelt, die SPD erhebt mit dem Godesberger Programm den Anspruch, Volkspartei zu sein. Kuriosum des Jahres ist Bundeskanzler Adenauers Kandidatur für das Bundespräsidentenamt: nach Lektüre des Grundgesetzes zieht er seine Kandidatur wieder zurück.
Am Ende des Jahres erschüttern Hakenkreuzschmierereien in Köln die Bundesbürger – und man bekommt eine Ahnung, dass eine Zeitenwende bevorsteht. Auf der CD wirft RIAS-Redakteur Egon Bahr 1959 einen Blick in die Zukunft. Es zeigt sich: Er hatte ein Gespür dafür, dass die 60er-Jahre unruhiger würden als es 50er waren.
Zwei CDs, knapp 160 Minuten, ist der Umfang von „Geschichte zum Hören 1959“. Dazu gibt´s ein Booklet mit Zeittafel und einem Essay, der ein Gedankenexperiment durchführt: Wie hätte unsere Welt am Ende der 50er-Jahre auch aussehen können? Es ist ein düsteres Szenario – denn die Wahrscheinlichkeit, dass alles ganz, ganz anders gekommen wäre, war sehr hoch, wenn man sich noch einmal die Situation von 1945 vergegenwärtigt.
Besprochen von Winfried Sträter
CD Geschichte zum Hören 1959
herausgegeben vom Deutschlandradio,
17,90 Euro
1959 ist Westdeutschland das Wirtschaftswunderland. In der DDR ist die Nachkriegsnot überwunden, aber Walter Ulbrichts SED stürzt den Staat mit der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in ein neues politisches Abenteuer, das schwerwiegende Folgen haben wird.
Die vom Deutschlandradio herausgegebene CD-Reihe „Geschichte zum Hören“ hat mit Berichten und Originaltönen die Entwicklung seit 1945 – vor allem im geteilten Deutschland – nachgezeichnet. Auch die neueste Ausgabe, der Jahrgang 1959, ist eine Hörchronik wichtiger Ereignisse und Entwicklungen – zusammengestellt aus Beiträgen der Reihe „Vor 50 Jahren“ im Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk sowie Originaltönen aus dem Deutschlandradio-Archiv.
Im Januar zieht Fidel Castro siegreich in Havanna ein, im Februar fällt das Bundesverfassungsgericht ein wegweisendes Urteil für die Gleichberechtigung. In der Bundesrepublik werden die ersten Volksaktien ausgegeben, und in der DDR begibt sich die SED-Kulturpolitik auf den Bitterfelder Weg, um die Arbeitswelt mit der Welt der Dichter und Kunstschaffenden zu verbinden.
Der Westen macht sich Sorge vor der Stärke des Ostblocks – denn ein weiteres Mal dokumentiert eine Rakete den Vorsprung der Sowjets vor den Amerikanern im All: Im Juni geht mit Lunik 2 erstmals eine Sonde auf den Mond nieder. Allerdings im Sturzflug, sodass sie auf dem Boden zerschellt.
1959 ist kein besonders spektakuläres Jahr – aber es gibt viele Geschichten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Literatur, die von den Autoren der CD erzählt und mit Originaltonmaterial angereichert werden. Günther Grass veröffentlicht die „Blechtrommel“, Asterix und Obelix beginnen ihren Siegeszug durch die Comicwelt, die SPD erhebt mit dem Godesberger Programm den Anspruch, Volkspartei zu sein. Kuriosum des Jahres ist Bundeskanzler Adenauers Kandidatur für das Bundespräsidentenamt: nach Lektüre des Grundgesetzes zieht er seine Kandidatur wieder zurück.
Am Ende des Jahres erschüttern Hakenkreuzschmierereien in Köln die Bundesbürger – und man bekommt eine Ahnung, dass eine Zeitenwende bevorsteht. Auf der CD wirft RIAS-Redakteur Egon Bahr 1959 einen Blick in die Zukunft. Es zeigt sich: Er hatte ein Gespür dafür, dass die 60er-Jahre unruhiger würden als es 50er waren.
Zwei CDs, knapp 160 Minuten, ist der Umfang von „Geschichte zum Hören 1959“. Dazu gibt´s ein Booklet mit Zeittafel und einem Essay, der ein Gedankenexperiment durchführt: Wie hätte unsere Welt am Ende der 50er-Jahre auch aussehen können? Es ist ein düsteres Szenario – denn die Wahrscheinlichkeit, dass alles ganz, ganz anders gekommen wäre, war sehr hoch, wenn man sich noch einmal die Situation von 1945 vergegenwärtigt.
Besprochen von Winfried Sträter
CD Geschichte zum Hören 1959
herausgegeben vom Deutschlandradio,
17,90 Euro