Komödie hoch drei
Eine Verabredung unter eigentlich vier Freunden, doch ein versehentlich eingeladener Ex und ein neuer Partner drohen aufeinanderzutreffen. Zwei Schauspieler, die fünf Charaktere spielen, geschlechterüber- und sogar zurückgreifend. Ein typischer Unterhaltungsgarant eines Michael Frayn, eigentlich - wäre da nicht die Inszenierung.
Michael Frayn hat mit den "chinesen" geradezu das Muster einer Komödie geschrieben. Sie schnurrt ab, wie ein Uhrwerk.
Die Handlung ist übersichtlich. Stephan und Jo, ein gut situiertes Ehepaar in seinen besten Jahren, hat Freunde zum Essen eingeladen. Bee hat sich kürzlich von ihrem Mann Barney getrennt und lebt jetzt mit einem jungen Verehrer zusammen, mit Alex. Das hatte Stephan vergessen. Als er am Morgen Barney getroffen hat, hat er ihn an die Einladung erinnert – dabei war Bee mit ihrem neuen Freund eingeladen. Jetzt drohen der neue und der Ex aufeinander zu treffen – eine Katastrophe. Sie ist, wie in jeder guten Komödie, natürlich nicht aufzuhalten. Die Handlung setzt ein, als die Freunde kommen. Stephan und Jo setzen alles daran, dass Barney in der Küche isoliert wird, ohne dass er es merkt – die Ausreden werden im Lauf des Stücks immer bizarrer.
Das zweite komische Element ist die Aufteilung der Rollen: Es gibt sieben Figuren, von denen fünf auftreten - aber nur zwei Darsteller. Die Schauspielerin spielt drei, der Mime zwei Rollen. Sobald sie hinter den Kulissen sind, stellen sie nicht nur jemanden, der aus dem Off spricht, dar, sondern sie ziehen sich gleichzeitig um, um sofort wieder als jemand anderer auf der Bühne zu erscheinen.
Drittes Würzmittel: Alex, der neue Freund von Bee, hat feminine Züge. Er wird deshalb von der Schauspielerin dargestellt. Sie spielt also nicht nur eine Hosenrolle, sondern, eine Schraubendrehung weiter gedacht: Eine Frau spielt einen Mann, der weiblich wirkt.
Die Zahnräder der Komödie greifen perfekt ineinander. So addieren sich die komischen Elemente nicht, sie multiplizieren sich, ja, am Ende wirken sie exponentiell. Eine solch präzis konstruierte Komödie stellt höchste Anforderungen an Regie und Ensemble - denen Katja Quinkler (Jo, Bee, Alex) und Matthias Scheuring (Stephan und Barney) nicht gerecht werden, weil ihrem Regisseur, Mathias Frank, Erfahrung fehlt: er lässt immer wieder Farce spielen, outrieren, überzieht. Auf der Bühne entstehen so Karikaturen, in denen das Publikum sich nicht wieder erkennen kann - aber gerade das sollte es.
Zu jeder guten Komödie gehört Ernst – als Widerlager der Komik. Wenn er fehlt, wird der Witz schal, wie oft bei schlechter Comedy. Frayn legt den Ernst im Thema an: Er macht sich lustig über die Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Lebens. Jeder redet über jeden hinter dessen Rücken schlecht; wirklich befreundet sind die Paare nicht miteinander. Gerade nach der Trennung von Bee und Barney gäbe es ja einiges zu besprechen – aber dem weichen alle aus. Auf der Bühne ist das ein Grund zur Kritik – Frayn nimmt uns Zeitgenossen unter die Lupe und unseren Umgang miteinander. Im glücklichen Augenblick des Lustspiels sollten wir über uns und unsere Schwäche der alltäglichen Ausweichmanöver lachen – die uns um so etwas wie wirkliche, ehrliche Freundschaft bringen und eine Geselligkeit, die sich nicht darin erschöpft, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit hinter die Binde zu gießen.
Wenn auf der Bühne nur Zerrbilder zu sehen sind, die wir uns leicht vom Hals halten können, geht der Ernst der Komödie verloren. Für Späße von Frayn, die subtiler sind, als sie auf den ersten Blick erscheinen, braucht man erfahrene Regisseure, Schauspieler, die Figuren entwerfen, in denen wir uns wiedererkennen können. Schade. Ein starkes Stück, auf Dortmunds Probebühne in der Reihe "nachtexzess" eine unbeholfene Inszenierung.
Aufführung am 25. April.; 9. und 22. Mai
Kartentelefon: 0231 50 27 222 - Internet: www.theaterdo.de
Die Handlung ist übersichtlich. Stephan und Jo, ein gut situiertes Ehepaar in seinen besten Jahren, hat Freunde zum Essen eingeladen. Bee hat sich kürzlich von ihrem Mann Barney getrennt und lebt jetzt mit einem jungen Verehrer zusammen, mit Alex. Das hatte Stephan vergessen. Als er am Morgen Barney getroffen hat, hat er ihn an die Einladung erinnert – dabei war Bee mit ihrem neuen Freund eingeladen. Jetzt drohen der neue und der Ex aufeinander zu treffen – eine Katastrophe. Sie ist, wie in jeder guten Komödie, natürlich nicht aufzuhalten. Die Handlung setzt ein, als die Freunde kommen. Stephan und Jo setzen alles daran, dass Barney in der Küche isoliert wird, ohne dass er es merkt – die Ausreden werden im Lauf des Stücks immer bizarrer.
Das zweite komische Element ist die Aufteilung der Rollen: Es gibt sieben Figuren, von denen fünf auftreten - aber nur zwei Darsteller. Die Schauspielerin spielt drei, der Mime zwei Rollen. Sobald sie hinter den Kulissen sind, stellen sie nicht nur jemanden, der aus dem Off spricht, dar, sondern sie ziehen sich gleichzeitig um, um sofort wieder als jemand anderer auf der Bühne zu erscheinen.
Drittes Würzmittel: Alex, der neue Freund von Bee, hat feminine Züge. Er wird deshalb von der Schauspielerin dargestellt. Sie spielt also nicht nur eine Hosenrolle, sondern, eine Schraubendrehung weiter gedacht: Eine Frau spielt einen Mann, der weiblich wirkt.
Die Zahnräder der Komödie greifen perfekt ineinander. So addieren sich die komischen Elemente nicht, sie multiplizieren sich, ja, am Ende wirken sie exponentiell. Eine solch präzis konstruierte Komödie stellt höchste Anforderungen an Regie und Ensemble - denen Katja Quinkler (Jo, Bee, Alex) und Matthias Scheuring (Stephan und Barney) nicht gerecht werden, weil ihrem Regisseur, Mathias Frank, Erfahrung fehlt: er lässt immer wieder Farce spielen, outrieren, überzieht. Auf der Bühne entstehen so Karikaturen, in denen das Publikum sich nicht wieder erkennen kann - aber gerade das sollte es.
Zu jeder guten Komödie gehört Ernst – als Widerlager der Komik. Wenn er fehlt, wird der Witz schal, wie oft bei schlechter Comedy. Frayn legt den Ernst im Thema an: Er macht sich lustig über die Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Lebens. Jeder redet über jeden hinter dessen Rücken schlecht; wirklich befreundet sind die Paare nicht miteinander. Gerade nach der Trennung von Bee und Barney gäbe es ja einiges zu besprechen – aber dem weichen alle aus. Auf der Bühne ist das ein Grund zur Kritik – Frayn nimmt uns Zeitgenossen unter die Lupe und unseren Umgang miteinander. Im glücklichen Augenblick des Lustspiels sollten wir über uns und unsere Schwäche der alltäglichen Ausweichmanöver lachen – die uns um so etwas wie wirkliche, ehrliche Freundschaft bringen und eine Geselligkeit, die sich nicht darin erschöpft, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit hinter die Binde zu gießen.
Wenn auf der Bühne nur Zerrbilder zu sehen sind, die wir uns leicht vom Hals halten können, geht der Ernst der Komödie verloren. Für Späße von Frayn, die subtiler sind, als sie auf den ersten Blick erscheinen, braucht man erfahrene Regisseure, Schauspieler, die Figuren entwerfen, in denen wir uns wiedererkennen können. Schade. Ein starkes Stück, auf Dortmunds Probebühne in der Reihe "nachtexzess" eine unbeholfene Inszenierung.
Aufführung am 25. April.; 9. und 22. Mai
Kartentelefon: 0231 50 27 222 - Internet: www.theaterdo.de