Komet

Durch die Gluthölle zum Himmelsspektakel?

Der Kern des Kometen ISON, fotografiert am 15.11. von der Europäischen Südsternwarte
Der Kern des Kometen ISON, fotografiert am 15.11. von der Europäischen Südsternwarte © ESO
Von Dirk Lorenzen · 23.11.2013
Schauen Sie am 28. November ruhig in den Himmel. Sie könnten den Komet ISON sehen. Astronomen können das Ereignis kaum abwarten. In einem Abstand von gut 64 Millionen Kilometern zieht der Komet an unserer Erde vorbei.
Die Astronomen warten gespannt auf das Himmelsereignis des Jahres: Am 28.November abends um 19.40 Uhr zieht Komet ISON in nur 1,2 Millionen Kilometern Entfernung um die Sonne herum – zum Vergleich: der Abstand unserer Erde von der Sonne ist 125mal größer! Dabei könnte der Komet so hell aufleuchten, dass er selbst am blauen Tageshimmel unmittelbar neben der Sonnenscheibe zu erkennen ist. In jedem Fall behalten einige Satelliten, die die Umgebung der Sonne überwachen, ISON im Blick.
Der Komet hat etwa fünf Kilometer Durchmesser und besteht vor allem aus Eis und Staub. Während die Sonnenhitze diesen „schmutzigen Schneeball“ regelrecht „aufkocht“, verdampft viel Eis und reißt großen Mengen Staub mit. So entsteht der Schweif, der sich viele Millionen Kilometer weit ins All erstreckt. ISON ist im September 2012 von einer Station des gleichnamigen internationalen Teleskopnetzwerks im russischen Kislowodsk entdeckt worden. Er kommt zum ersten Mal in die Nähe der Sonne. Seit er – gemeinsam mit Sonne und Planeten – vor gut viereinhalb Milliarden Jahren entstanden ist, hat er sich ständig in der Oortschen Wolke aufgehalten, dem Gefrierfach des Sonnensystems weit jenseits von Pluto.
Spektakulär nah an der Sonne
Die enge Annäherung an die Sonne ist spektakulär, aber für den – gemessen an den Ausmaßen unseres Sterns – winzigen Eisbrocken nicht unbedingt tödlich. Schon häufiger haben Kometen solch enge Passagen überlebt, etwa der berühmte „Tageslichtkomet“ von 1843. Wenn ISON die scharfe Kurve um die Sonne hinter sich hat, taucht er schnell an unserem Himmel auf: Etwa ab dem 4. Dezember ist er frühmorgens zu beobachten, einige Tage später dann auch abends nach Sonnenuntergang. Ab Weihnachten geht er von unseren Breiten aus gar nicht mehr unter – dann leuchtet der Komet die ganze Nacht, auch wenn er bis dahin schon sehr verblasst sein dürfte.
Wie hell der Komet wird, lässt sich nicht genau vorhersagen. Denn das hängt entscheidend davon ab, wie gut ISON seinen Sonnenbesuch am Donnerstag übersteht. Die Astronomen hoffen darauf, mit etwas Glück endlich wieder eine große Kometenerscheinung zu erleben. Der letzte bestens zu beobachtende Komet über Mitteleuropa war Hale-Bopp im Jahr 1997.
Der Erde droht übrigens keine Gefahr: Komet ISON wird am 27. Dezember an unserem Planeten vorbei ziehen – in einem Abstand von gut 64 Millionen Kilometern.