Kolumne

Mach's noch einmal

Das Schild "Hier brütet die Feldlerche von April bis Juli." steht am 13.05.2014 in Berlin auf dem Tempelhofer Feld.
Die brütende Feldlerche auf dem Tempelhofer Feld zählt zu den Gewinnern dieser Woche. © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Von Klaus Pokatzky · 30.05.2014
Durchgefallen sind in dieser europäischen Woche die CSU, ein Chefredakteur, Frankreichs Sozialisten und der Senat der Hauptstadt.
Théâtre du Soleil: "Voilà!"
"Encore une fois!"
Ja, bitte noch einmal. Dieses war eine europäische Woche. Und da gehört Französisch dazu.
Und da gehören auch Horst Seehofer von der CSU und Klaus Wowereit von der SPD dazu. Voilà. Und trotzdem ist das nicht der Weltuntergang – auch nicht am 30. Mai.
Wowereit: "Dies ist zu akzeptieren."
Schäuble: "Ins Gefängnis müssen Sie deswegen nicht."
Ja, warum nur? Warum hat der Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit, Giovanni di Lorenzo, gleich zwei Mal gewählt? Weil er Sohn eines Italieners und einer Deutschen ist – und damit zwei Pässe besitzt und zwei Wahlbenachrichtigungen bekommen hat?
Théâtre du Soleil: "Voilà! Encore une fois!"
Und warum hat er das dann auch noch im ARD-Talk von Günther Jauch zur Europawahl alles erzählt?
Théâtre du Soleil: "Voilà!"
Seehofer: "Kein guter Tag."
Und warum geht das alles nicht? Wir hören den Experten für Zahlen – auch für das Zählen von Wählerstimmen, unseren Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.
Auf jeden Fall ermittelt nun die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen di Lorenzo wegen des Verdachts der Wahlfälschung.
Seehofer: "Eine herbe Enttäuschung."
[Musik: Die französische Nationalhymne]
Aber das sind alles Peanuts, würden Bankiers da sagen – wenn wir in das Mutterland von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit blicken. Da haben es die regierenden Sozialisten zu einem Haushaltsminister gebracht, der ein Schwarzgeldkonto verheimlichte, und zu einem linken Präsidentenberater mit einem Dutzend handgenähter Luxusschuhe, der sich für seine Treter eigens einen Schuhputzer ins Büro bestellte.
Hollande: "Europa braucht Frankreich."
"Europa braucht Frankreich – und die Zukunft Frankreichs liegt in Europa", sagt da völlig zu Recht Staatspräsident François Hollande, ein echter Linker. Auf jeden Fall braucht Europa solche Künstlerinnen wie Ariane Mnouchkine, deren "Théâtre du Soleil" jetzt 50 wurde und von dessen Proben wir ja schon so manches "Voilà" und "Encore une fois" gehört haben: ein Theater, das auch präsentiert, was Europa – im Guten wie im Bösen – so ausmacht.
Durchgefallen sind auf jeden Fall am Wahlsonntag auch die Pläne des Berliner Senats für Wohnungsbauten am Rande des historischen Flughafens Tempelhof – worüber sich in Kreuzberger Kneipen die Streiterinnen und Streiter der Initiative "100 Prozent Tempelhofer Feld" freuen konnten. Die Berliner durften nämlich ganz legal zwei Mal abstimmen, ohne dass nun der Staatsanwalt kommt.
Wowereit: "Dies ist zu akzeptieren."
...sagt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Es bleibt also alles so, wie es ist als Freicampingzone für die Berliner auf einer Fläche, die 500 Fußballfeldern entspricht.
Wowereit: "Beim Tempelhofer Feld..."
Théâtre du Soleil: "Encore une fois!"
Wowereit: "Beim Tempelhofer Feld..."
Théâtre du Soleil: "Voilà!"
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