Königsmörder in Wien
Das Wiener Burgtheater hat eine Neuinszenierung des Dramas "Macbeth” für einen großen Shakespearezyklus beschlossen. Der Regisseure Stephan Kimmig, der bereits mehrere Historien-Dramen Shakespeares zu einem siebenstündigen Theatermarathon mit dem Titel "Rosenkriege" bündelte, hat nun auch das Shakespeare-Drama inszeniert - am Wiener Akademietheater, einer Dependance des Burgtheaters.
Sie tragen Cowboyhüte und Cowboystiefel. Shakespeares Schotten: bei Stephan Kimmig sehen sie aus wie Amerikaner. Und Malcom, der Sohn des von Macbeth um Leben und Krone beraubten König Duncan, dieser Malcom, der nach Macbeths Untergang selbst den Thron besteigt, flicht zweimal eine flottes "Wir können das!" in seine Rede. Wer dächte da nicht an Barack Obamas Wahlspruch: "Yes, we can!"
Wie Obama ist Malcom Hoffnungsträger einer desillusionierten Landes. Aber da hören sich die Parallelen auch schon auf. Denn wer wäre dann Macbeth? George W. Bush? Eher nicht. Bei allem, was man dem scheidenden US-Präsidenten nachsagen kann: Dass er durch Mord und Totschlag an die Macht kam, lässt sich kaum behaupten und taugt nicht als zur Metapher.
Stephan Kimmig kann das also nicht gemeint haben, aber was hat er dann gemeint mit diesem vagen Amerika-Vergleich? Es bleibt bei der unverbindlichen Anspielung. Was insofern erstaunt, als Unverbindlichkeit sonst Stephan Kimmigs Sache nicht ist. In der Regel inszeniert er stilsicher, was auch an diesem Abend - abgesehen von dem schwammigen Verweis auf die USA - der Fall ist.
Kimmig hat Shakespeares Tragödie als surreales Albtraumspiel inszeniert. Doch ist dies keiner jener wirren Träume, in der die Handlungselemente wild durcheinander purzeln. Die Handlung läuft trancehaft dahin, die Emotionen sind stark reduziert. Ein unheimlich dräuender Klangteppich untermalt die Szenen. Eine bedrohliche Ruhe geht anfangs von dieser Inszenierung aus, die an die beklemmende Atmosphäre von David-Lynch-Filmen erinnert. Doch leider fällt der Abend im zweiten Teil dann stark ab. Was vor allem an Kimmigs Entscheidung liegt, die Figur der Lady Macbeth aufzuwerten - auf Kosten des Titelhelden.
Bei Shakespeare stiftet die Lady ihren Mann zwar wesentlich zum Königsmord an, tritt danach aber in den Hintergrund. Bei Kimmig bleibt sie Triebfeder von Macbeths Handeln über den Mord an König Duncan hinaus. Macbeths Monologen hat Kimmig in Dialoge verwandelt, in denen Lady Macbeth ihren Mann weiter anstachelt. Am Ende verfällt nicht sie dem Wahnsinn, wie im Original, sondern Macbeth, während die Lady die nihilistischen Sätze ihres Mannes spricht.
Die Verkehrung der Rollen ist mit Blick auf Birgit Minichmayr keine ganz schlechte Idee. Ihre Lady Macbeth hat einen rotzigen Ton, der zu beidem passt: zu der Art, wie sie Macbeth anraunzt, sich als Mann zu erweisen und den Königsmord zu wagen; und zum Lebensekel am Ende des Stücks. Doch geht die Uminterpretation zu Lasten Dietmar Königs in der Titelrolle, der neben Minichmayr verblasst, verblassen muss.
In Kimmigs Inszenierung ist Macbeth schwach und bleibt es; und die starke Lady bleibt hart bis zum Ende. Bei Shakespeare dagegen kreuzen sich beider Entwicklungskurven: die starke Lady zerbricht, Macbeth wird von skrupulösen zum skrupellosen Mörder. Kimming hat das Stück dieser Wendung beraubt. In der zweiten Hälfte des Abends, raubt das dem Stück die Spannung.
Wie Obama ist Malcom Hoffnungsträger einer desillusionierten Landes. Aber da hören sich die Parallelen auch schon auf. Denn wer wäre dann Macbeth? George W. Bush? Eher nicht. Bei allem, was man dem scheidenden US-Präsidenten nachsagen kann: Dass er durch Mord und Totschlag an die Macht kam, lässt sich kaum behaupten und taugt nicht als zur Metapher.
Stephan Kimmig kann das also nicht gemeint haben, aber was hat er dann gemeint mit diesem vagen Amerika-Vergleich? Es bleibt bei der unverbindlichen Anspielung. Was insofern erstaunt, als Unverbindlichkeit sonst Stephan Kimmigs Sache nicht ist. In der Regel inszeniert er stilsicher, was auch an diesem Abend - abgesehen von dem schwammigen Verweis auf die USA - der Fall ist.
Kimmig hat Shakespeares Tragödie als surreales Albtraumspiel inszeniert. Doch ist dies keiner jener wirren Träume, in der die Handlungselemente wild durcheinander purzeln. Die Handlung läuft trancehaft dahin, die Emotionen sind stark reduziert. Ein unheimlich dräuender Klangteppich untermalt die Szenen. Eine bedrohliche Ruhe geht anfangs von dieser Inszenierung aus, die an die beklemmende Atmosphäre von David-Lynch-Filmen erinnert. Doch leider fällt der Abend im zweiten Teil dann stark ab. Was vor allem an Kimmigs Entscheidung liegt, die Figur der Lady Macbeth aufzuwerten - auf Kosten des Titelhelden.
Bei Shakespeare stiftet die Lady ihren Mann zwar wesentlich zum Königsmord an, tritt danach aber in den Hintergrund. Bei Kimmig bleibt sie Triebfeder von Macbeths Handeln über den Mord an König Duncan hinaus. Macbeths Monologen hat Kimmig in Dialoge verwandelt, in denen Lady Macbeth ihren Mann weiter anstachelt. Am Ende verfällt nicht sie dem Wahnsinn, wie im Original, sondern Macbeth, während die Lady die nihilistischen Sätze ihres Mannes spricht.
Die Verkehrung der Rollen ist mit Blick auf Birgit Minichmayr keine ganz schlechte Idee. Ihre Lady Macbeth hat einen rotzigen Ton, der zu beidem passt: zu der Art, wie sie Macbeth anraunzt, sich als Mann zu erweisen und den Königsmord zu wagen; und zum Lebensekel am Ende des Stücks. Doch geht die Uminterpretation zu Lasten Dietmar Königs in der Titelrolle, der neben Minichmayr verblasst, verblassen muss.
In Kimmigs Inszenierung ist Macbeth schwach und bleibt es; und die starke Lady bleibt hart bis zum Ende. Bei Shakespeare dagegen kreuzen sich beider Entwicklungskurven: die starke Lady zerbricht, Macbeth wird von skrupulösen zum skrupellosen Mörder. Kimming hat das Stück dieser Wendung beraubt. In der zweiten Hälfte des Abends, raubt das dem Stück die Spannung.