Krönung von King Charles III.

Die schönsten Nebensächlichkeiten zum royalen Event des Jahres

Ein Brite trägt wenige Tage vor der Krönung von King Charles III. eine Mütze, die mit Stickern die britische Monarchie feiert.
Viele Briten freuen sich auf die Krönung, andere nicht - dieser Mann drückt seine leidenschaftliche Unterstützung für das Königshaus per Mütze aus. © picture alliance / dpa / AP / Nathan Denette
04.05.2023
Großbritannien im Krönungsfieber: Millionen Zuschauer verfolgten die Feierlichkeiten für König Charles III. Bereits im Vorfeld lief die Medienmaschine heiß: Was kann man noch berichten, wer hat die besten und skurrilsten Details? Eine Auswahl.
Die Krönung von King Charles III. in Großbritannien war ein mediales Großereignis. Unzählige Journalisten aus aller Welt suchten bereits vor dem großen Tag nach Geschichten und Themen, jeder Stein wird umgedreht, jeder Brite mindestens zwei Mal interviewt, selbst die kleinsten Details aus dem Reich der Royals erschienen erwähnenswert. Wir haben eine kleine und subjektive Auswahl getroffen: Es geht um Dinge, die man auf keinen Fall wissen muss - mit denen man aber seine Bekannten und Freunde beim Smalltalk über das königliche Event des Jahres beeindrucken kann.

Wussten Sie schon, dass …?


… die wichtigste Kutsche Großbritanniens offenbar unbequem ist? Wie seit 1831 üblich, fahren Charles und Camilla als frisch gekröntes Paar nach der Zeremonie in der Goldenen Staatskutsche (Gold State Coach) von der Westminster Abbey zurück zum Buckingham-Palast. Auf dem Hinweg aber - der Königsprozession - nutzen sie die komfortablere „Diamond Jubilee State Coach“ (Staatskutsche zum Diamantenen Jubiläum). Warum? Die Goldene Staatskutsche ist bei den Royals eher unpopulär. Charles' Mutter Queen Elizabeth II. wurde bei ihrer Krönung 1953 auf beiden Wegen mit ihr transportiert - und beschrieb die holprige Erfahrung später als „schrecklich“. König William IV. fühlte sich in der Kutsche wie „an Bord eines Schiffs, das sich in rauer See wälzt“. Und Queen Victoria beklagte sich über ein „beunruhigendes Schwingen“.
… die Mehrheit der Briten gar nicht - wie allgemeinhin angenommen - verzückt auf die Krönungsfeierlichkeiten gewartet hat? Einer Umfrage zufolge befürworten derzeit zwar noch 58 Prozent der Briten die Monarchie. Doch zwei Drittel der Inselbewohner sagen zugleich, sie interessierten sich nicht für die Krönungsfeier. Besonders bei den jungen Briten hat Charles keine Mehrheit mehr: In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sind nur noch 32 Prozent für die Monarchie, 38 Prozent wünschen sich ein gewähltes Staatsoberhaupt. Antimonarchisten planten im Vorfeld das royale Prozedere zu stören und sich entlang der gesamten Prozessionsstrecke zwischen Buckingham-Palast und Westminster Abbey zu postieren. Die Polizei unterband größere Protestaktionen durch Festnahmen und die Beschlagnahmung von Transparenten noch bevor, der gekrönte König in seiner Kutsche vorbei rollte.
... der Fußball sein derzeit wohl bekanntestes musikalisches Markenzeichen aus royalen Gefilden entwendet hat? Die pompöse Hymne der UEFA Champions League wurde im Original von Georg Friedrich Händel (1685-1759) als eine von vier Krönungshymnen für König George II. komponiert. Seither wurde sie bei der Krönung jedes britischen Monarchen gesungen. Die Hymne der Champions League stammt wiederum von dem britischen Komponisten, Dirigenten und Regisseur Tony Britten, der zur Saison 1992/93 vom europäischen Fußballverband UEFA beauftragt worden war, dem Wettbewerb ein Stück Musik mit Wiederkennungswert zu verpassen. Britten arrangierte den Anfang von "Zadok the Priest" neu und schlachtete das Stück als Grundlage für den Kicker-Chorus aus. Der Kammerchor Academy of Saint Martin in the Fields sang die Champions-League-Hymne dann ein, begleitet vom Royal Philharmonic Orchestra.
… Charles III. schon der 40. König ist, der in Westminster Abbey gekrönt wird? Die einstige Klosterkirche der Benediktiner gehört zu den geschichtsträchtigsten Gotteshäusern des Landes. Mehr als hundert Royals wurden hier bis 1790 beigesetzt. Dass auch königliche Hochzeiten in dem gotischen Prachtbau gefeiert werden, ist hingegen eine vergleichsweise moderne Erscheinung: Erst 15 solcher Zeremonien fanden hier statt. Zahlreiche britische Staatsmänner, Dichter, Musiker und Wissenschaftler wie das Physikgenie Stephen Hawking haben hier ein Ehrengrab. Im Poets' Corner im Südflügel sind berühmte Schriftsteller wie Charles Dickens und Rudyard Kipling begraben.
Blick vom Chor zum Hauptaltar von Westminster Abbey in London, Großbritannien.
Schauplatz der Krönung von Charles III.: Blick vom Chor zum Hauptaltar von Westminster Abbey.© picture-alliance / DUMONT Bildarchiv / Rainer Kiedrowski
... die Krönung richtig teuer für den britischen Steuerzahler wird? Genaue Angaben zu den Kosten für die Krönungszeremonie wird es erst im Anschluss geben. Doch Schätzungen liegen zwischen 50 bis 100 Millionen Pfund (rund 57 bis 114 Millionen Euro). Die Krönung von Charles' Mutter Queen Elizabeth II. 1953 kostete nach heutigem Wert 20,5 Millionen Pfund, die seines Großvaters George VI. 1937 war mit 24,8 Millionen Pfund die teuerste Krönung der vergangenen 300 Jahre. Charles III. wird offenbar weit darüber liegen.
… der Montag nach dem Krönungswochenende zum Feiertag erklärt worden ist, die Briten aber trotzdem nicht ruhen sollen? Die Königsfamilie hat das Volk dazu aufgerufen, die freie Zeit für gemeinnützige Arbeit zu nutzen.
... viele Schotten immer noch sauer sind, weil vor langer Zeit ein Stein gestohlen wurde? Der „Stone of Destiny“ ist aus Sandstein und wiegt gut 150 Kilo. Schottische Könige wurden auf ihm sitzend gekrönt. 1296 entführte Edward I. den Steinblock und baute ihn in den englischen Krönungsthron ein. Erst 700 Jahre und zahlreiche Krönungen später gaben die Engländer ihn zurück. Nun leihen die Schotten ihn Charles III. aus. Doch den vielen Monarchie-Gegnern in Schottland ist das nicht recht. Beim jüngsten Fußballspiel von Celtic Glasgow verbreiteten die Fans lautstark ihre unmissverständliche Botschaft: “You can shove your coronation up your arse.“
... Charles seinen guten Namen nicht für ein Flughafen-Terminal hergibt? Britischen Medienberichten zufolge hat er ein Angebot des Londoner Flughafens Heathrow abgelehnt, anlässlich der Krönung ein Terminal nach ihm zu benennen. Grund sind offenbar Umweltbedenken. Terminal zwei des größten britischen Airports heißt seit 2014 zu Ehren von Charles' Mutter Königin Elizabeth II. auch "Queen's Terminal". Anlässlich von Charles' Krönung wird nun aber der längste Fernwanderweg in England nach ihm benannt. Der "King Charles III. England Coast Path" ist immerhin 4345 Kilometer lang und soll "die Liebe des Monarchen zum Wandern und zur englischen Tierwelt" betonen.
… die britischen Royals der Presse die Arbeit abnehmen und selbst jede Menge Details und Fakten zur Krönung verbreiten? Auf den königlichen Internet-Seiten erfährt man unter anderem, dass die Gäste beim Krönungsfest von Edward II. 1308 rund tausend Weinfässer leer tranken, dass Prinzessin Marie Louise es in ihrem Leben schaffte, an sage und schreibe vier Krönungen teilzunehmen, und dass Queen Elizabeth II. nicht die einzige war, die den Krönungsstuhl am 2. Juni 1953 benutzte – am Morgen des Krönungstages fand man eine schwarze Katze schlafend auf der Sitzfläche. Sie hieß übrigens Matins.
Quellen: Christine Heuer, kna, dpa, afp, ahe
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