Kölns Zukunft

Von Christine Heuer |
Jetzt hat Köln seinen städtebaulichen „Masterplan“. Der Architekt Albert Speer hat seine Vorschläge für die Entwicklung des Kölner Zentrums vorgelegt, an der sich die Stadtplanung in den kommenden Jahrzehnten orientieren soll. Speer befürwortet unter anderem eine stärkere Hinwendung zum Rhein durch den Bau von zwei Fußgängerbrücken.
Gut ein Jahr hat Albert Speer am Kölner Masterplan gearbeitet. Finanziert hat ihn ein eigens gegründeter Kölner Unternehmer-Verein. Der legte spürbar wert darauf, der Präsentation „Ereignischarakter“ zu verleihen und engagierte als Rahmenprogramm die Theatergruppe Futur 3.

„Was ist die Stadt? Die Stadt ist Macht in Stein und Projektionsfläche für Träume und Wünsche. Aber was steht im Zentrum dieser Stadt?“
Im Zentrum Kölns steht zuallererst einmal zu viel ’rum. So empfindet es Albert Speer. „Köln ist eine Chaos-City“, hat er formuliert. Und damit manchem Lokalpatrioten ein geschmeicheltes Schmunzeln entlockt. Doch der Architekt und Städteplaner sieht im Kölner Chaos nicht ausschließlich einen Vorteil.

„Weil es eine ungeheure Vielfalt von Mischungen hat in der Innenstadt. Das ist quasi eine Überlagerung vieler, vieler Dinge. Und dann ist vieles einfach zugemüllt und mit Plakaten zugestellt und mit Reklame zugestellt. Wenn Sie hundert Meter vom Dom weg sind, wissen Sie eigentlich nicht mehr, dass Sie in Köln sind.“

Speer bedauert das. Und verfolgt mit seinem Masterplan deshalb die große Linie. Die hat Köln in seiner 2000-jährigen Geschichte, mit mittelalterlichem Grundriss, nach Kriegszerstörung und hastigem Wiederaufbau nie gehabt. Oder fast nie. Ende des 19. Jahrhunderts legte der Kölner Stadtbaumeister Josef Stübben die „Ringe“ an: einen langen, halbkreisförmigen Boulevard um die Innenstadt. Viel ist von dieser klaren Linie nicht mehr übrig.

„Es wird zum Beispiel einmal schräg geparkt und einmal gerade. Und dann ist die Begrünung zum Teil so zugewachsen, dass man die andere Straßenseite nicht mehr sieht. Sie haben hundert verschiedene Lampen auf dem Alleen-Ring. Also, es gibt viele, viele Sachen im Detail, mit denen man sich jetzt in den nächsten Jahren beschäftigen muss.“

„Köln als virtuelle Stadt in den Wolken. Sprengen Sie die Grundmauern alter Träume und füllen Sie neue Träume an diese Stelle!“

Sprengen will Albert Speer gerade nichts. Bloß ein bisschen aufräumen. Um die Chancen der Stadt besser zu nutzen.

„Zum Beispiel der Rhein-Raum ist ja was ganz, ganz Tolles. Aber man nimmt ihn nur von ganz wenigen Punkten aus wahr.“

Also schlägt Speer vor, zwei Fußgängerbrücken über den Strom zu bauen. Der Grüngürtel – eine innerstädtische, von Straßen zerschnittene Parkanlage – könnte zum Central Park für die Kölner werden, schwärmt er. Speer möchte den Bürgern Raum schaffen. Auch dort, wo sie bislang Gefahr laufen, unter die Räder zu kommen: An der Nord-Süd-Fahrt nämlich – einer Art innerstädtischen Autobahn.

„Wir machen sehr konkrete Vorschläge, wie man das Ganze sehr viel vom Verkehr her enger macht, so dass der Fußgänger sehr viel mehr Platz hat, wo man auch Bäume pflanzen kann. Zum Teil hat die Nord-Süd-Fahrt acht oder neun Parallelspuren nebeneinander. Das sind Umfahrungen und Abbieger-Spuren und was weiß ich was: Dinge, die man alle nicht mehr braucht, die man heute auch so nicht mehr machen würde. Also, wir schlagen vor, die Nord-Süd-Fahrt zu einer normalen innerstädtischen, viel befahrenen Straße zu machen, aber nicht zu einer Autobahn, die quer durch Köln durchgeht.“

Speers Auftraggebern reicht das übrigens nicht aus. Der Unternehmer-Verein wünscht eine Untertunnelung der Nord-Süd-Fahrt. Die Stadt, ist zu vermuten, könnte das kaum bezahlen. Sie wird erleichtert sein über Speers Vorschlag eines allmählichen Rückbaus der Nord-Süd-Fahrt. Aber wer weiß: Eines Tages geht es vielleicht auch Köln wieder besser.

„Da ist alles für Dich da, da wirst Du Dinge erleben, die sind wunderbar. Come on, downtown – so viele Lichter, und downtown – so viel Gesichter, oh, downtown – sie alle laden Dich ein!“