Klingende Kathedrale
Bruckner und Mahler – sie scheinen sich nahe zu stehen, aber kaum ein Dirigent wird beiden Sinfonikern gleichermaßen gerecht. Auch Claudio Abbado gehört viel mehr zur Mahler- als zur Bruckner-"Fraktion"; Jahr für Jahr dirigierte er Mahler in Luzern, jedes Konzert ein Fest. Dieses Jahr ist alles anders: Abbado und das Lucerne Festival Orchestra widmen sich Bruckner.
Kaum einer hat das Zerbrechen einer Musik so zelebriert wie Abbado in seinen Deutungen der Mahler-Sinfonien, zumal der späten. Mahler zog um 1910 die Bilanz einer Epoche, die Bruckner maßgeblich geprägt hatte, auch wenn dessen Bedeutung erst im 20. Jahrhundert voll erkannt wurde. Ganz im Gegensatz zur Trümmerwelt des späten Mahler fallen viele Sinfonien Bruckners durch ihre bezwingende Einheitlichkeit auf – vor allem die 5. Sinfonie, die in diesem Programm erklingt, neben drei großen Konzertarien von Mozart.
Im sinfonischen Repertoire ist Bruckners Fünfte sicherlich eines der herausragendsten Werke überhaupt – eine klingende Kathedrale, deren Formproportionen Bruckner wie ein Kirchenschiff gestaltet hat. Die musikalische Architektur der Sinfonie ist an den "Goldenen Schnitt" angelehnt, viele Zäsuren finden in Takten statt, deren Ordnungsnummer durch Sieben teilbar ist. Kopf- und Finalsatz beziehen sich ebenso eng aufeinander wie die beiden Mittelsätze, deren erste Themen identisch sind. Das Finale beginnt mit einer Rückschau auf die Themen der gesamten Sinfonie und führt sie schließlich in einer Doppelfuge nach allen Regeln der barocken Satztechnik zusammen.
Wenn Mahler am Ende seiner Sinfonien die Musik immateriell verwehen lässt, so fügt Bruckner sie aus einem immateriellen Zustand im Werkverlauf immer fester zusammen. Der Musikwissenschaftler August Halm schrieb 1923, Bruckners Fünfte schöpfe an ihrem Beginn aus einem "Vorher von Musik", das "kaum erklingt, sondern mehr nur visionär erschaut" werde. Und wer könnte eine solche Spiritualität des Klangs deutlicher erlebbar machen als Claudio Abbado?
Lucerne Festival
Kultur- und Kongresszentrum Luzern
Aufzeichnung vom 20.8.11
Wolfgang Amadeus Mozart
Arie "Misera, dove son! – Ah, non son io che parlo" KV 369
für Sopran und Orchester
Arie "Ah, lo previdi – Ah, t’invola" KV 272 für Sopran und Orchester
Arie "Vorrei spiegarvi, oh Dio!" KV 418 für Sopran und Orchester
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 5 B-Dur
Christine Schäfer, Sopran
Lucerne Festival Orchestra
Leitung: Claudio Abbado
nach Konzertende ca. 21:57 Uhr Nachrichten
Im sinfonischen Repertoire ist Bruckners Fünfte sicherlich eines der herausragendsten Werke überhaupt – eine klingende Kathedrale, deren Formproportionen Bruckner wie ein Kirchenschiff gestaltet hat. Die musikalische Architektur der Sinfonie ist an den "Goldenen Schnitt" angelehnt, viele Zäsuren finden in Takten statt, deren Ordnungsnummer durch Sieben teilbar ist. Kopf- und Finalsatz beziehen sich ebenso eng aufeinander wie die beiden Mittelsätze, deren erste Themen identisch sind. Das Finale beginnt mit einer Rückschau auf die Themen der gesamten Sinfonie und führt sie schließlich in einer Doppelfuge nach allen Regeln der barocken Satztechnik zusammen.
Wenn Mahler am Ende seiner Sinfonien die Musik immateriell verwehen lässt, so fügt Bruckner sie aus einem immateriellen Zustand im Werkverlauf immer fester zusammen. Der Musikwissenschaftler August Halm schrieb 1923, Bruckners Fünfte schöpfe an ihrem Beginn aus einem "Vorher von Musik", das "kaum erklingt, sondern mehr nur visionär erschaut" werde. Und wer könnte eine solche Spiritualität des Klangs deutlicher erlebbar machen als Claudio Abbado?
Lucerne Festival
Kultur- und Kongresszentrum Luzern
Aufzeichnung vom 20.8.11
Wolfgang Amadeus Mozart
Arie "Misera, dove son! – Ah, non son io che parlo" KV 369
für Sopran und Orchester
Arie "Ah, lo previdi – Ah, t’invola" KV 272 für Sopran und Orchester
Arie "Vorrei spiegarvi, oh Dio!" KV 418 für Sopran und Orchester
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 5 B-Dur
Christine Schäfer, Sopran
Lucerne Festival Orchestra
Leitung: Claudio Abbado
nach Konzertende ca. 21:57 Uhr Nachrichten