"Klimastadt Berlin 2030"

Nutzen, was da ist

11:00 Minuten
Mehrere Menschen stehen in einem grünen Stadtgarten.
Ein Stadtgarten auf dem Dach eines Discounters mitten in Stollberg. Bestehende Flächen nutzen ist auch im Sinne der Initiative "Klimastadt Berlin 2030". © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
Elisabeth Broermann im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 31.01.2023
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Ein Architekt baut neu. Dieses Selbstverständnis muss sich ändern, meint Elisabeth Broermann. Als Teil der Initiative "Klimastadt Berlin 2030" hat sie Vorschläge für eine nachhaltige Stadtentwicklung vorgelegt: umbauen, sanieren, aufstocken.
Wie können wir Städte energieeffizient bauen, sodass die Folgen des Klimawandels abgefedert werden? Architektinnen , Städteplaner, Umwelt- und Mieterverbände der Initiative "Klimastadt Berlin 2030" haben dazu in Berlin Vorschläge gemacht. Elisabeth Broermann von der Initiative Architects for Future fasst die Ergebnisse unter den Schlagworten "Umbau statt Neubau" zusammen.
"Wir müssen unser architektonisches Leitbild verrücken", sagt Broermann. Bauordnungen aber auch das architektonische Selbstverständnis seien oft auf den Neubau fokussiert. Der Fokus müsse jedoch auf den Umbau gelegt werden, also den Gebäudebestand. "Das , was wir schon haben an Gebäuden, da umbauen, sanieren, aufstocken, Leerstand umnutzen und so weiter."

Gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten

Im Moment schaue man noch oft allein auf die Energieeffizienz, die während des Betriebs des Gebäudes, also während der Nutzungsphase anfällt. Das ist laut Broermann zu kurz gedacht: "Wir fordern, den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes zu betrachten". Also auch die Herstellung und die Verarbeitung der Materialien, die Baustelle an sich, sowie den Rückbau und die Entsorgung der Materialien.
Je nach Bauweise sind es der Architektin zufolge bis zu 50 Prozent der Gesamtenergie und der Gesamtemissionen, die unter diese so genannte "graue Energie" fallen. Das bedeute, dass der größte Klima-Hebel beim Bauen darin liege, den Bestand weiterzunutzen.

Gebäude aus Modulen bauen

Laut Broermann gibt es ein großes Potenzial an Wohnungsflächen in leerstehenden Wohnungen oder Gewerbeflächen, die man sofort erschließen könnte. Und: "Fast jedes Gebäude in der Stadt", so Broermann, "könnte gut noch ein ausgebautes Dach oder noch ein zusätzliches Geschoss obendrauf bekommen." Am Ende gehe das auch schneller, als ein neues Neubaugebiet auf einer grünen Wiese zu erschließen. Infrastruktur und soziales Umfeld wären ja schon vorhanden.
"Wenn wir heute neu bauen, dann müssen wir auch die Kreislauffähigkeit beachten", erklärt Elisabeth Broermann. Indem Gebäude aus Modulen zusammengesetzt würden, spare man sich einen Abriss und könnte nach den jeweiligen Anforderungen einfach zurückbauen. Die abgebauten Teile könnten dann für andere Gebäude weitergenutzt werden. "Dadurch", so Broermann, "bekommt das Material an sich einen längeren Lebenszyklus".
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