Klima, Kyoto, Kanada

Der heute beginnende Weltklimagipfel in Montreal ist das erste Treffen, nachdem das so genannte Kyoto-Protokoll in Kraft getreten ist. Das Kyoto-Abkommen zum Klimaschutz wurde vor acht Jahren vereinbart, trat aber erst im Februar dieses Jahres in Kraft. Auf dem Folgetreffen in Montreal wird nun diskutiert, wie es nach Ablauf des Kyoto-Protokolls 2012 weitergehen soll.
Der Name der japanischen Stadt Kyoto steht für ein gewaltiges Vorhaben der Menschheit, das die Weltgemeinschaft 1997 dort vereinbarte: den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen einzudämmen - vor allem von Kohlendioxyd, das beim Verbrennen von Öl, Gas und Kohle entsteht.

In Kyoto wurden zum ersten Mal Zeit -und Mengenziele verbindlich festgelegt. Fünf Jahre zuvor hatte bereits der Erdgipfel von Rio diagnostiziert: Die Erde hat Fieber mit vielen Folgen, wie Stürme, Dürren, Fluten. Im Kyoto-Protokoll steht: Bis 2012 sollen die Industrieländer weltweit 5,2 Prozent Treibhausgase einsparen im Vergleich zu 1990.

Die Vereinbarung hat allerdings einige Geburtsfehler: Die USA, verantwortlich für ein Viertel der Welt-Emissionen, weigern sich, mitzumachen. Und boomende Schwellenländer wie China und Indien sind ausgenommen, weil man ihre Chancen ebenso wenig behindern wollte wie die der noch ärmeren Länder.

Doch auch die braven Unterzeichner sind keine Musterschüler. Papier ist geduldig, auch das von Kyoto. Selbst die Europäische Union, die gerne als Vorreiter auftritt, hält sich nicht an ihre Versprechen. Österreich, Spanien, Portugal, Irland und Finnland gehören schon jetzt zu den krassesten Kyoto-Sündern. Großbritannien und Schweden hingegen liegen gut im Rennen, auch Deutschland, allerdings vor allem durch den Zusammenbruch der ostdeutschen Industrie.

Insgesamt aber werden die Treibhausgase weltweit zunehmen statt abnehmen, sagen die Vereinten Nationen. Doch deshalb Kyoto aufgeben? Das steht in Montreal nicht zur Debatte. Es wird darum gehen, die Ziele bis 2012 besser umzusetzen - zum Beispiel durch den freien Handel mit beschränkten Verschmutzungsrechten der Industrieländer, der erst holpernd anläuft.

Mehr Energiespartechnik, mehr Energie aus Sonne, Wind und Biomasse sind weltweit anerkannte Ziele. Fraglich ist aber, ob Zeitvorgaben und Einsparmengen noch einmal verbindlich vereinbart werden sollen für die Zeit nach 2012. Darum wird ab heute in Montreal gerungen.
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