"Kleingeistige Retrostimmung"

29.11.2007
Der ehemalige Präsident der Bundesarchitektenkammer (BAK), Peter Conradi, ist enttäuscht darüber, dass das Berliner Stadtschloss in seiner historischen Form weitgehend rekonstruiert werden soll. Das sei eine "kleinkarierte und eher blamable" Entscheidung, kritisierte Conradi am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Er habe sich lange für einen Wettbewerb eingesetzt, bei dem auch ein zeitgenössischer Bau möglich gewesen wäre. Das habe der Bundestag abgelehnt.
Die vom Bundestag gegründete Bundesstiftung Baukultur sei leider noch nicht arbeitsfähig, erklärte Conradi. Anderenfalls wäre dies der erste Fall, mit dem sich diese Stiftung befassen müsste, um festzustellen: "Das hat mit Baukultur überhaupt nichts zu tun. Das ist kleingeistige Retrostimmung, die da gemacht wird, und sonst nichts." Die Mehrheit des Bundestages habe keine Geistesfreiheit gewollt, sondern das alte Schloss und nichts Anderes.

Conradi kritisierte zudem den Ausschluss kleinerer Architektenbüros aus dem Wettbewerb. Offenbar wolle man keinen großen Wettbewerb und keine öffentliche Diskussion. Bei der Gestaltung des Humboldt-Forums hätte er sich Zitate des ehemaligen Schlosses vorstellen können. Es sei erstaunlich, dass immer wieder Geld für die Rekonstruktion vergangener Bauten da sei, aber nicht für den Erhalt vorhandener, so der Architekt. Zahlreiche Baudenkmäler verfielen. Die jetzigen Vorgaben für den Bau seien "für Berlin nicht gerade rühmenswert".

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