Kleider für emanzipierte Frauen
Die Handtasche, das T-Shirt, die Hotpants: Harriet Worsley betrachtet unsere Alltagskleidung mit Hintergrundwissen. Ihr Buch erzählt - etwas zu detailverliebt, aber innovativ - von den gesellschaftlichen Revolutionen, die die weibliche Garderobe radikal verändert haben.
Handtaschen für emanzipierte Frauen, die ihre Wertgegenstände selbst mit sich herumtragen, knappe T-Shirts als globalisierte Einheitskluft für Frauen und Männer, ultra-kurze Hotpants für Flugbegleiterinnen im Zeitalter des Massenflugverkehrs - das Buch führt chronologisch durch die rasanten modischen Verwandlungen von 1900 bis heute.
Ausgangspunkt ist dabei die modische "Idee": Von Idee Nr. 1, der Erfindung der "Haute Couture" durch den englischen Designer Charles Frederick Worth, zu Idee Nr. 100, der "Elektronik zum Anziehen", die Displays, Telefone oder LED-Lampen mit Jacken, Kleidern und Röcken verschmilzt. Dabei definiert die Modejournalistin Harriet Worsley Ideen als modische Innovationen, die den Kurs der Mode prägnant verändert haben – und ohne die Frauenmode nicht das wäre, was sie heute ist.
Einige Ideen sind technische Neuerungen wie Reißverschlüsse und innovative Kleidungsstücke wie der Minirock oder die Jeans – das ist altbekannt und wurde bereits in diversen Modebüchern aufgearbeitet. Richtig spannend wird es dagegen, wenn sich Harriet Worsley den gesellschaftlichen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts zuwendet und beschreibt, wie politische Weltereignisse etwa der Zweite Weltkrieg, soziale Veränderungen wie die weibliche Emanzipation, und gesellschaftliche Faktoren, wie zum Beispiel die Globalisierung die Mode revolutioniert haben: So schrumpften Röcke wegen Materialbeschränkung bis knapp unters Knie, das Kostüm für die arbeitstätige Frau eroberte den Markt, und japanische Designer forderten Vorstellungen über die weibliche Silhouette heraus, als sie Models mit surrealen Beulenkleidern über den Pariser Catwalk schickten.
Durch seinen äußerst reduzierten Text und das klare Design wirkt das Buch wie ein gebundenes Magazin. Ein ganzseitiges Farbfoto auf der einen Seite, eine knappe Seite Text auf der anderen - mehr Platz bleibt nicht für die Präsentation einer Idee. "100 Ideen verändern: Mode" lässt sich daher wunderbar durchblättern und ist unterhaltsam zu lesen. Trotzdem wirken einige Kapitel überflüssig. Braucht es wirklich Artikel über Viskose, Nylon, Synthetik und Elastan – oder hätte es auch ein Kapitel "Kunstfasern" getan? Müssen Celebrities, Royals und Politiker, Hollywood und der Tonfilm oder das Supermodel tatsächlich einzeln vorgestellt werden – oder reicht die schlichte Erkenntnis, dass Prominente zu allen Zeiten Einfluss auf die Modewelt ausübten?
Trotz aller Redundanz überzeugt das Buch mit seinem innovativen Ansatz, Mode als Geschichte der Ideen zu erzählen. Das Modebuch bildet mit dem zeitgleich erschienenen Buch "100 Ideen verändern: Architektur" den Auftakt einer neuen Reihe des Dumont-Verlags, die sich der Perspektive der Ideengeschichte verschrieben hat. Man darf auf weitere Bücher gespannt sein. Unbedingt lesenswert!
Besprochen von Tabea Greszyk
Harriet Worsley: 100 Ideen verändern - Mode.
Übersetzt von Kurt Rehkopf
DuMonat, Köln 2011
216 Seiten, 24,95 Euro
Ausgangspunkt ist dabei die modische "Idee": Von Idee Nr. 1, der Erfindung der "Haute Couture" durch den englischen Designer Charles Frederick Worth, zu Idee Nr. 100, der "Elektronik zum Anziehen", die Displays, Telefone oder LED-Lampen mit Jacken, Kleidern und Röcken verschmilzt. Dabei definiert die Modejournalistin Harriet Worsley Ideen als modische Innovationen, die den Kurs der Mode prägnant verändert haben – und ohne die Frauenmode nicht das wäre, was sie heute ist.
Einige Ideen sind technische Neuerungen wie Reißverschlüsse und innovative Kleidungsstücke wie der Minirock oder die Jeans – das ist altbekannt und wurde bereits in diversen Modebüchern aufgearbeitet. Richtig spannend wird es dagegen, wenn sich Harriet Worsley den gesellschaftlichen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts zuwendet und beschreibt, wie politische Weltereignisse etwa der Zweite Weltkrieg, soziale Veränderungen wie die weibliche Emanzipation, und gesellschaftliche Faktoren, wie zum Beispiel die Globalisierung die Mode revolutioniert haben: So schrumpften Röcke wegen Materialbeschränkung bis knapp unters Knie, das Kostüm für die arbeitstätige Frau eroberte den Markt, und japanische Designer forderten Vorstellungen über die weibliche Silhouette heraus, als sie Models mit surrealen Beulenkleidern über den Pariser Catwalk schickten.
Durch seinen äußerst reduzierten Text und das klare Design wirkt das Buch wie ein gebundenes Magazin. Ein ganzseitiges Farbfoto auf der einen Seite, eine knappe Seite Text auf der anderen - mehr Platz bleibt nicht für die Präsentation einer Idee. "100 Ideen verändern: Mode" lässt sich daher wunderbar durchblättern und ist unterhaltsam zu lesen. Trotzdem wirken einige Kapitel überflüssig. Braucht es wirklich Artikel über Viskose, Nylon, Synthetik und Elastan – oder hätte es auch ein Kapitel "Kunstfasern" getan? Müssen Celebrities, Royals und Politiker, Hollywood und der Tonfilm oder das Supermodel tatsächlich einzeln vorgestellt werden – oder reicht die schlichte Erkenntnis, dass Prominente zu allen Zeiten Einfluss auf die Modewelt ausübten?
Trotz aller Redundanz überzeugt das Buch mit seinem innovativen Ansatz, Mode als Geschichte der Ideen zu erzählen. Das Modebuch bildet mit dem zeitgleich erschienenen Buch "100 Ideen verändern: Architektur" den Auftakt einer neuen Reihe des Dumont-Verlags, die sich der Perspektive der Ideengeschichte verschrieben hat. Man darf auf weitere Bücher gespannt sein. Unbedingt lesenswert!
Besprochen von Tabea Greszyk
Harriet Worsley: 100 Ideen verändern - Mode.
Übersetzt von Kurt Rehkopf
DuMonat, Köln 2011
216 Seiten, 24,95 Euro