Überlastete Intensivstationen

Ein Kleeblatt rettet Leben

05:44 Minuten
Mehrere Helfer in medizinischer Schutzkleidung schieben einen schwer kranken Patienten auf einer Liege in ein Flugzeug.
Ein Covid-Intensivpatient wird mit einem Airbus der Luftwaffe von Bayern nach Nordrhein-Westfalen ausgeflogen: Jan-Thorsten Gräsner konnte sich 2020 noch nicht vorstellen, dass das in diesem Herbst Realität würde. © picture alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand
Jan-Thorsten Gräsner im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 30.11.2021
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Es ist so voll auf manchen Intensivstationen, dass Corona-Patienten verlegt werden – nach dem Kleeblatt-Prinzip. Der Mediziner Jan-Thorsten Gräsner erklärt, was daran typisch deutsch ist und wie gut die Kliniken miteinander vernetzt sind.
In den besonders schwer von Corona betroffenen Bundesländern Bayern, Sachsen und Thüringen sind viele Intensivstationen nicht mehr in der Lage, neue Patienten aufzunehmen. Sie werden – auch mithilfe eines speziell ausgestatteten Flugzeugs der Luftwaffe – verlegt.

Ein Zusammenschluss der Bundesländer

Hier kommt das so genannte Kleeblatt-Prinzip zur Anwendung. Der Mediziner Jan-Thorsten Gräsner hat es 2020 mit entwickelt.
Deutschland ist demnach in fünf Kleeblätter aufgeteilt, zu denen sich meist benachbarte Bundesländer zusammengeschlossen haben. Zunächst würden sich die Regionen aber im eigenen Bundesland zu helfen versuchen. Erst dann verteile man schwer Kranke innerhalb des Kleeblattes. Seit vergangener Woche geschehe dies nun „kleeblatt-übergreifend“.

Hauptsache, der Patient ist stabil

Aktuell würden innerhalb Deutschlands ausschließlich Coronapatienten verlegt, erklärt der Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. „Das ist dann wieder typisch deutsch“, sagt Gräsner. Es gehe hier um Finanzierungsfragen. „Wir arbeiten gerade stark daran, dass es egal ist, welche Art von Intensivpatient es ist – Hauptsache er ist stabil und wir können ihn verlegen.“
Dass das Kleeblatt-Prinzip in diesem Herbst zur Anwendung kommen würde, hat sich auch Gräsner im vergangenen Jahr nicht vorstellen können: „Wir haben gedacht und geplant, dass wir etwas in der Hinterhand haben, was wir hoffentlich nie brauchen – aber haben wie alles in der Notfallmedizin sehr sorgfältig geplant.“

Mehr Kooperation durch die Pandemie

Wenn es so überhaupt etwas gebe wie einen positiven Pandemieeffekt, so sei es die viel engere Zusammenarbeit zwischen Regionen, Krankenhäusern und Kollegen: „Wir haben Kommunikationswege aufgemacht, die wir vorher nicht hatten.“ Das werde auch bei künftigen schweren Notfällen helfen, sagt Gräsner.

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