Klavierstücke op. 11 von Arnold Schönberg

"Nicht das Ergebnis eines Unvermögens"

Der Komponist Arnold Schönberg (1874-1951) beim Dirigieren des Rundfunk Sinfonie Orchesters Berlin. Undatierte Aufnahme.
Der Komponist Arnold Schönberg (1874-1951) beim Dirigieren © picture-alliance / dpa / APA Publications Arnold Schönberg Center
Gast: Steffen Schleiermacher / Moderation: Olaf Wilhelmer · 09.08.2015
Atonal! Radikal! Die drei Klavierstücke op. 11 von Arnold Schönberg gelten als ein Fundament der modernen Musik. Ein gutes Jahrhundert nach ihrer Entstehung faszinieren sie noch immer - wirken aber auch wie ein fernes Echo der Romantik.
Der 3. April 1897 ist ein merkwürdiges Datum der Wiener Geistesgeschichte: An diesem Tag starb Johannes Brahms – und zur gleichen Zeit rief eine Künstlergruppe rund um den Maler Gustav Klimt die Secession ins Leben. Brahms, der Inbegriff des Klassizismus, ging und die Wiener Moderne kam. Als führender Komponist dieser Wiener Moderne sah sich aber Arnold Schönberg dem Erbe Brahms', den er zeitlebens bewunderte, verpflichtet. Seine Klavierstücke op. 11 wirkten zu ihrer Entstehungszeit 1909 radikal modern; heute hört man in ihnen, wie sehr sich Schönberg noch an den späten Klavierstücken Brahms' orientierte.
Ein Begriff sorgt für Verwirrung
Der Begriff "atonale Musik", der sich um diese drei Stücke als ein Pionierwerk einer Musik ohne feste Tonarten rankt, hat lange Zeit Verwirrung gestiftet und negative Reaktionen ausgelöst. In seiner "Harmonielehre" schrieb Schönberg dazu 1921: "Ein Musikstück wird stets mindestens insoweit tonal sein müssen, als von Ton zu Ton eine Beziehung bestehen muss, vermöge welcher die Töne, neben- oder übereinander gesetzt, eine als solche auffassbare Folge ergeben. Atonal wird man irgend ein Verhältnis von Tönen sowenig nennen können, als man ein Verhältnis von Farben als aspektral oder akomplementär bezeichnen dürfte."
Als der Komponist und Pianist Ferruccio Busoni Schönbergs Stücke nur mit Retuschen aufführen wollte, antwortete ihm der Urheber selbstbewusst: "Ich glaube, mein Klaviersatz ist nicht das Ergebnis eines Unvermögens, sondern der Ausdruck eines festen Willens. Was er nicht tut, ist nicht: was er nicht kann, sondern: was er nicht will. Was er tut: ist nicht, was auch anders geschehen könnte, sondern was er tun muss."
Mit dieser Unbedingtheit hat es der Interpret Schönbergs auch heute noch zu tun – dazu ein vergleichender Überblick, ausgehend von Schönbergs "Hauspianisten" Eduard Steuermann über Gould, Arrau und Pollini bis hin zur historisierenden Aufführungspraxis unserer Zeit.
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