Klaviermusik und Fußball

Von Susanne Pütz |
Was hat klassische Klaviermusik mit Fußball zu tun? Es sind zwei Welten, die beide zu Herbert Fandel gehören. Für den Schiedsrichter fängt ab heute mit dem Anpfiff zur Bundesliga auch wieder eine neue Saison an. Doch sein Herz hängt nicht nur am Fußball.
Abseits, Foul oder Ecke sind Begriffe, die für Herbert Fandel fast jedes Wochenende als Schiedsrichter in der Bundesliga eine Rolle spielen. Crescendo, piano oder forte gehören zu seinem Berufalltag die Woche über.

Fandel: „Meine Berufsbezeichnung ist Musikschulleiter. Das Zentrum meines Lebens ist hier die Kreismusikschule Bitburg-Prüm, ist meine Musik.

Schon als kleines Kind klar mit sechs, sieben Jahren war eigentlich der Weg vorgezeichnet: Klavier, Klavier, Klavier. Wir sind vier Brüder insgesamt und alle haben Klavier gespielt, aber auch alle Fußball. Und alle vier wurden Schiedsrichter.“

Durch Zufall kam der damals 13-jährige Herbert Fandel dazu, ein Fußballspiel zu leiten.

„Mein Vater hat mir die Pfeife irgendwann mal samstagnachmittags in die Hand gedrückt, als kein Schiedsrichter kam bei einem Jugendspiel und hat gesagt „Hier du pfeifst“ und dann ging's los. Ich hab ein Spiel gepfiffen und dann war ich infiziert.“

Er wechselte die Fronten, vom Fußballspieler zum Schiedsrichter. Trotz aller Fußballbegeisterung stand für ihn fest, Pianist zu werden.

In Köln und Salzburg studierte er Klavier.

„Nach dem Studium war für mich klar, dass ich erstmal Geld verdienen muss, ich wollte auch nicht meinen Eltern auf der Tasche liegen. Also hab ich nach Möglichkeiten gesucht, was zu verdienen. Hier die Kreismusikschule Bitburg-Prüm hat diese Möglichkeit geboten, ich war selbst Schüler dieser Musikschule, bin Klavierlehrer geworden, bin stellvertretender Leiter dann geworden und dann 99 eben jetzt Leiter der Musikschule.“

Der Sport lief nebenbei immer weiter, auch hier machte er Karriere. Schon im Studium piff er in der Amateurliga. Seit zwölf Jahren nun leitet er Spiele in der Bundesliga und ist FIFA Schiedsrichter bei internationalen Begegnungen.

„Am Anfang war das schon problematischer. Man muss lernen mit größerer Verantwortung und mit mehr Druck umzugehen. Je mehr Leute zuschauen, je mehr Geld in einem Spiel steckt , je wichtiger die Begegnung ist, um so mehr Druck und Verantwortung hast du als Schiedsrichter, das ist ganz klar. Das ist aber auch vergleichbar mit einem Pianisten oder mit einem Musiker, der einen Auftritt hat, auch der steht unter großem Druck.“

An den Wechsel zwischen den beiden Welten Sport und Musik hat er sich gewöhnt.

„Ich fühl‘ mich mittlerweile auf beiden Podien quasi gleichwohl. Aber man muss schon sagen, dass auch die Bewegung im Sport hilft, wenn man angespannt ist, vor der Aufgabe, dann hilft auch die sportliche Betätigung schon sehr . Das kann man als Pianist nicht, man sitzt ruhig da und muss dieses Lampenfieber dann eben auch verarbeiten ohne sich zu bewegen quasi und das ist glaub ich noch schwerer als Schiedsrichter.“

Durch seine Arbeit als Schiedsrichter, kommt er im Moment kaum dazu selbst Konzerte zu geben. Die wenige Zeit, die ihm außerhalb seiner vielen Termine bleibt, verbringt er am liebsten mit seinen beiden Kindern und seiner Frau.

„Meine Frau ist mein großes Glück überhaupt, es ist keine Frage, wir sind seit mehr als 20 Jahren zusammen, sie kennt mich nicht anders, sie hat mich da auch mit sehr unterstützt und für sie ist das eine ganz normale Angelegenheit, dass ich am Wochenende nicht da bin.“

Für die Zukunft, wenn irgendwann der Fußball nicht mehr so viel Platz in seinem Leben einnimmt, hat er einen Wunsch.

„Ich bin jetzt 41, habe also jetzt noch fünf, sechs Jahre in der Bundesliga und werde dann aufhören. Und dann möchte ich wieder zurück zu den Anfängen, möchte wieder Stunden am Flügel verbringen. Literatur erarbeiten, möchte Konzerttermine wahrnehmen, was ich jetzt im Moment nicht kann.“