"Er hat das Material zur Kunst erhoben"
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Bilder aus Nägeln: Dafür ist Günther Uecker berühmt – und darauf wird er oft reduziert. Doch damit werde man seinem Schaffen nicht gerecht, sagt der Grafiker und Verleger Klaus Staeck über den Künstler, der heute seinen 90. Geburtstag feiert.
Es sei nicht alltäglich gewesen, dass jemand mit Nägeln so emotional seine Möglichkeiten ausdrücken konnte wie Günther Uecker, sagt Klaus Staeck über seine erste Begegnung mit dessen Kunst in den 1960er-Jahren. Der Grafikdesigner und ehemalige Präsident der Berliner Akademie der Künste stammt aus Ostdeutschland und ist, wie Uecker, aus der DDR geflüchtet. Staeck hat als Verleger mit Uecker zusammengearbeitet.
Uecker werde viel zu sehr auf seine Nagelbilder reduziert. Damit werde man seinem Schaffen nicht gerecht. So gebe es Arbeiten mit verschiedenen Werkstoffen, etwa mit Stein, wie die Sanduhr, sagt Staeck: "Er ist wirklich ein ‚Material‘-Künstler, der das Material zur Kunst erhoben hat."
Aschebilder nach Tschernobyl
Uecker stelle seine Kunst zwar nicht in den Dienst der Tagespolitik. Aber Ueckers Aktionen, wie etwa die Aschebilder zur Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 oder die Briefeaktion nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989 zeige, wie sehr er aktiv als Künstler am politischen Leben teilnehme.
Uecker und Staeck stammen beide aus Ostdeutschland, doch dass sei nicht die einzige Grundlage für eine enge Verbundenheit, sagt Staeck:
"Ich glaube uns verbindet schon durch unsere gemeinsame Vergangenheit eine Freundschaft, die sich auch um die Dinge des Lebens kümmert. Ökologie ist etwas, was uns alle nun wirklich betrifft. Er hat ganz früh auch zu diesen Themen gearbeitet. Von daher: ein großer Künstler."
(mle)