Klassizismus versus Moderne
Aufführungen der 9. Sinfonie von Beethoven sind oft mit festlichen Anlässen verbunden. So auch am 1. Oktober, an dem das Werk im Konzerthaus Berlin erklingen wird, musiziert vom Konzerthausorchester unter Lothar Zagrosek. Geschichtsträchtige und damit festlicher Begehung würdige Ereignisse gibt es in diesem terminlichen Rahmen gleich zwei: den Tag der deutschen Einheit im zwanzigsten Jahr nach dem Mauerfall und das 25. Jubiläum der Wiedereröffnung des Schinkelschen Schauspielhauses als hauptstädtisches Konzerthaus.
Das Konzerthausorchester blickt mit dieser Festaufführung auf ein bedeutendes Stück eigener Geschichte zurück. Noch unter seinem alten Namen Berliner Sinfonie-Orchester nahm es am 1. Oktober 1984 die wiedererbaute Konzertstätte als sein künftiges Domizil in Besitz. Schon das damalige Festprogramm enthielt, ungeachtet seiner propagandistischen Ausrichtung, wichtige historische Bezüge: vor allem durch die Ouvertüre zu Webers Freischütz. Das nachmals zur deutschen Nationaloper gekürte Werk erlebte 1821 im Schauspielhaus seine Uraufführung.
Kaum weniger eng als zu diesem Werk ist die Beziehung des Schinkelschen Theaters zur 9. Sinfonie Ludwig van Beethovens. In seinen Mauern erklang sie am 27. November 1826 als Berliner Erstaufführung. Im selben Jahr sandte Beethoven eine Partiturabschrift mit eigenhändigem Dedikationstitel nach Berlin an den preußischen König Friedrich Wilhelm III., den Widmungsträger der Sinfonie. 1846 gelangte das fragmentarische, 1901 das vollständige Autograph in den Bestand der Königlichen Bibliothek zu Berlin, erlebte dann in der Folgezeit ein wechselvolles Schicksal: Gefährdungen durch Kriegseinwirkung, Auslagerung, Verwahrung im Ausland. Erst nach der deutschen Vereinigung konnte die in der Nachkriegzeit begonnen Rückführung des Autographs zum Abschluss gebracht werden. Es ist heute das Herzstück der großen Beethoven-Sammlung in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Schon vor diesem Hintergrund lassen sich die beiden Jubiläen kaum sinnfälliger als durch Beethovens Neunte aufeinander beziehen. Wie die Stätte seiner Berliner Erstaufführung war das Werk physischer Vernichtung durch den von Nazi-Deutschland entfachten Krieg anheim gegeben. Die Teile der Beethovenschen Partitur, jahrzehntelang „streng geteilt“, am angestammten Ort wieder zusammengeführt zu haben, ist nichts Geringeres als der Wiederaufbau des Musentempels.
Als aktuelle Uraufführung ist der Sinfonie Beethovens ein Werk von Friedrich Goldmann vorangestellt. Der Komponist, am 24. Juni dieses Jahres im Alter von 68 Jahren verstorben, hat dem Stück den Titel „Quasi una sinfonia“ vorangestellt, was auf einen hintersinnigen Beethoven-Bezug hindeutet. Denn wer denkt da nicht an den nahezu gleichlautenden Beinamen der berühmten Mondschein-Sonate? Auch dass man nach Beethoven nur noch „…fast eine Sinfonie“, womöglich gar eine Sinfonie aus ironischer Distanz schreiben könne, dies mag dem Komponisten bewusst gewesen sein.
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 01.10.2009
Friedrich Goldmann
„Quasi una sinfonia“
(Uraufführung, Auftragswerk des Konzerthauses Berlin)
ca. 20:30 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
„Klassizismus versus Moderne?“ – 25 Jahre Konzerthaus Berlin
Michael Dasche im Gespräch mit Peter Schreier, Frank Schneider und
Sebastian Nordmann
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
mit Schlusschor über Schillers Ode „An die Freude“
Fionnuala McCarthy, Sopran
Claudia Mahnke, Alt
Frank van Aken, Tenor
Johan Reuter, Bass
NDR Chor
Prager Philharmonischer Chor
Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Lothar Zagrosek
Kaum weniger eng als zu diesem Werk ist die Beziehung des Schinkelschen Theaters zur 9. Sinfonie Ludwig van Beethovens. In seinen Mauern erklang sie am 27. November 1826 als Berliner Erstaufführung. Im selben Jahr sandte Beethoven eine Partiturabschrift mit eigenhändigem Dedikationstitel nach Berlin an den preußischen König Friedrich Wilhelm III., den Widmungsträger der Sinfonie. 1846 gelangte das fragmentarische, 1901 das vollständige Autograph in den Bestand der Königlichen Bibliothek zu Berlin, erlebte dann in der Folgezeit ein wechselvolles Schicksal: Gefährdungen durch Kriegseinwirkung, Auslagerung, Verwahrung im Ausland. Erst nach der deutschen Vereinigung konnte die in der Nachkriegzeit begonnen Rückführung des Autographs zum Abschluss gebracht werden. Es ist heute das Herzstück der großen Beethoven-Sammlung in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Schon vor diesem Hintergrund lassen sich die beiden Jubiläen kaum sinnfälliger als durch Beethovens Neunte aufeinander beziehen. Wie die Stätte seiner Berliner Erstaufführung war das Werk physischer Vernichtung durch den von Nazi-Deutschland entfachten Krieg anheim gegeben. Die Teile der Beethovenschen Partitur, jahrzehntelang „streng geteilt“, am angestammten Ort wieder zusammengeführt zu haben, ist nichts Geringeres als der Wiederaufbau des Musentempels.
Als aktuelle Uraufführung ist der Sinfonie Beethovens ein Werk von Friedrich Goldmann vorangestellt. Der Komponist, am 24. Juni dieses Jahres im Alter von 68 Jahren verstorben, hat dem Stück den Titel „Quasi una sinfonia“ vorangestellt, was auf einen hintersinnigen Beethoven-Bezug hindeutet. Denn wer denkt da nicht an den nahezu gleichlautenden Beinamen der berühmten Mondschein-Sonate? Auch dass man nach Beethoven nur noch „…fast eine Sinfonie“, womöglich gar eine Sinfonie aus ironischer Distanz schreiben könne, dies mag dem Komponisten bewusst gewesen sein.
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 01.10.2009
Friedrich Goldmann
„Quasi una sinfonia“
(Uraufführung, Auftragswerk des Konzerthauses Berlin)
ca. 20:30 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
„Klassizismus versus Moderne?“ – 25 Jahre Konzerthaus Berlin
Michael Dasche im Gespräch mit Peter Schreier, Frank Schneider und
Sebastian Nordmann
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
mit Schlusschor über Schillers Ode „An die Freude“
Fionnuala McCarthy, Sopran
Claudia Mahnke, Alt
Frank van Aken, Tenor
Johan Reuter, Bass
NDR Chor
Prager Philharmonischer Chor
Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Lothar Zagrosek