Klassik: "Recomposed by Matthew Herbert – Mahler Symphony 10” von Philharmonia Orchestra

31.05.2010
Für den vierten Teil des Projekts "Recomposed" der Deutschen Grammophon bearbeitet der britische Produzent Matthew Herbert (Björk, R.E.M, John Cale) Mahlers unvollendete 10. Sinfonie. Der österreichische Komponist im Übergang von der Spätromantik zur Moderne schrieb an der letzten Sinfonie kurz vor seinem Tod 1911. Auf Grundlage von Aufnahmen des Philharmonia-Orchestra von 1987 unter der Leitung des Dirigenten Giuseppe Sinopoli hat der Produzent, Remixer und DJ das Tonmaterial aufwendig rearrangiert und gesampelt.
Label: Deutsche Grammophon LC: 00173 Bestellnummer: 273 4438

Es ist eine überraschende Auseinandersetzung mit dem Adagio der 10. Symphonie von Gustav Mahler - und sie straft alle Vorurteile Lügen. Denn Matthew Herbert, ausgewiesener Meister für gesampelte Klänge, nähert sich diesem Fragment mit viel Raffinesse. Er spürt seismografisch genau dem Schmerz und der Tragik, ebenso wie dem Erhabenen in diesem Werk nach und übersteigert diese Elemente durch zeitliche Dehnungen, Verdoppelung, Verfremdung und nicht zuletzt durch Stille. Das Ergebnis ist große Klangkunst.
(Olga Hochweis)

Matthew Herbert mutet dem Hörer Einiges zu – Klänge aus dem Grab, penetrante Zimmergeräusche, gesampelte Musikfetzen. Er versucht damit jedoch nicht, seine persönliche Sichtweise von Mahlers unvollendeter Symphonie zu demonstrieren, vielmehr geht es ihm darum, die der Komposition zu Grunde liegenden Emotionen zu verstärken. Das Ergebnis ist beeindruckend: Mal subtil, dann wieder brachial überzeichnet arbeitet Matthew Herbert Verzweiflung, Melancholie und das Ringen mit dem Tod heraus, die Mahlers unvollendeter Symphonie innewohnen. Ein gewöhnungsbedürftiges, aber packendes Hörerlebnis.
(Vincent Neumann)