Klassik

Klangschön und präzise

Von Ulrike Klobes · 26.02.2014
Großes Hitpotenzial konnte man den Violinkonzerten von Joseph Haydn bislang eigentlich nicht nachsagen. Die vier Konzerte, von denen nur drei überliefert worden sind, leben noch nicht von der Experimentierlust der späten Haydn-Werke. Hier geht es noch sehr geordnet und vor allem barock zu. Wie elegant und schwungvoll das trotzdem klingen kann, beweist die Geigerin Midori Seiler auf ihrem neuen Album.
Schon mit acht Jahren hat sich die deutsch-japanische Geigerin an diesem Konzert versucht. Das war in den 1970er Jahren, damals war man noch meilenweit davon entfernt, sich mit historischer Aufführungspraxis, geschweige denn mit Originalinstrumenten aus dieser Zeit zu beschäftigen. Mittlerweile ist Midori Seiler selbst eine gestandene Barockexpertin und weiß, worauf es bei einer möglichst originalgetreuen Interpretation ankommt.
Akkurat arbeitet sie die kleinen rhythmischen Besonderheiten heraus, spannt interessante Phrasierungsbögen und stellt damit einen Haydn in den Mittelpunkt, der zwar einerseits schon nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht hat, aber immer noch sehr im Barock verwurzelt war. Und das so auf den Punkt gebracht, dass man an einigen Stellen sogar glaubt, man wäre bei Vivaldi gelandet.
Einfühlsam warm, aber trotzdem präzise und klar – eine Mischung, die Midori Seiler auch auf das Concerto Köln überträgt, das hier mit gerade einmal zehn Musikern wieder einmal zeigt, dass Schönklang keine Frage der Orchestergröße sein muss.