Serie "Klassik drastisch"

#43 Maurice Ravel: Klavierkonzert in G-Dur

06:17 Minuten
Devid Striesow und Axel Ranisch
Devid Striesow und Axel Ranisch sind Klassik Drastisch. © Deutschlandradio / Dennis Pauls
Von Devid Striesow und Axel Ranisch · 18.06.2022
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"Wild und ungewöhnlich", so beginnt dieses Klavierkonzert, eines gleichsam begabten wie spleenigen Komponisten. Im zweiten Satz offenbart es auch noch eine andere Seite.
Devid hat dieses Klavierkonzert von Ravel mitgebracht, das ihm unter anderem darum so gut gefällt, weil es gleich hoch energetisch anfängt: mit einem Peitschenknall, einer Piccolo-Flöte und einem Klavier, das in rasendem Tempo begleitet. "Das ist doch mal ein Beginn!", schwärmt Devid. Das Konzert sei durch Erinnerungen an das Baskenland inspiriert, erzählt er weiter, "der Heimat seiner Mutter", der Ravel immer sehr eng verbunden geblieben sei. Er habe sogar mit ihr zusammengelebt bis zu deren Tod "und da war er auch schon ziemlich alt", ergänzt Axel. Der Lebensstil Ravels weckt allgemein das Interesse der Klassik-Nerds. Er habe zurückgezogen in einer alten Villa gelebt, erzählt Axel weiter, "in der er so messimässig Zeug gesammelt hat", "Spieluhren, gefälschte Gemälde, solche Sachen" ergänzt Devid.
Auf den wilden und formenfreien ersten Satz des Klavierkonzerts in G-Dur, folgt ein zweiter, ganz ruhiger, der von einer scheinbar endlosen Klaviermelodie dominiert wird. "Und nach ungefähr zwei Minuten kuschelt sich von hinten so die Flöte dran", bemerkt Axel begeistert. Axel und Devid erinnern gemeinsam daran, wie sehr Ravels zweite Lebenshälfte von Krankheiten und Beeinträchtigungen überschattet war. "Er litt unter Aphasie und Amusie": "ein Komponist, der keine Musik mehr empfinden und nicht mehr spielen kann", wie schrecklich das gewesen sein müsse. "Er konnte sich am Ende gar nicht mehr ausdrücken", führt Axel fort. Er konnte dieses Klavierkonzert noch schreiben, aber er konnte es nicht mehr uraufführen. Doch von all diesen Beeinträchtigungen ist nichts zu hören in dem Konzert. Erst recht nicht in dem schnellen dritten Satz, der es so energetisch und wild beendet, wie es begann. Axel bedankt sich bei Devid für dieses "schöne und lebenslustige Stück".
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