Klassik

Am Cello die Sau rausgelassen

Der Violinist Joshua Bell
Die Cellistin Alisa Weilerstein (r.), hier mit dem Violinisten Joshua Bell. © AFP
Von Uwe Golz · 10.10.2014
Die Freude am Klang prägt ihr Spiel, nicht so sehr die technische Perfektion: Aus dem Einerlei aktueller Cello-Einspielungen sticht "Solo", das neue Album der jungen US-Cellistin Alisa Weilerstein, deutlich heraus.
In Deutschland wurde Alisa Weilerstein durch ihre Einspielungen der Cello-Konzerte Elgars und Carters zusammen mit der Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim bekannt – eine Aufnahme für die sie mit dem BBC Music Magazine Award 2014 belohnt wurde. Vor wenigen Wochen dann erschien ihr Antonín Dvořák gewidmetes Album, und nun stellt sich Weilerstein der Herausforderung des einsamen Solisten mit eher selten gehörten Cellowerken des 20. Jahrhunderts. Der Spagat ist sicher schwer, doch, wie sie im Deutschlandradio Kultur sagt, sie genießt diesen Spagat, sie liebt ihn. Auch die Frage nach einem Lieblingskomponisten kann sie nicht beantworten, denn sie liebt den Wechsel und die damit verbundene Freude.
Alisa Weilerstein und das Cello scheinen eine Liebesbeziehung der besonderen Art zu haben. Weilersteins Art zu spielen ist geprägt durch die Freude am Klang und nicht so sehr durch technische Perfektion – obwohl auch da keine Fehler zu bemerken sind. Und dass sie Musik als Ganzes liebt, sich nicht auf das eine oder andere Jahrhundert festlegen lässt, hat sie mit diesem Solo-Album hörenswert bewiesen. Sie kann die sprichwörtliche Sau rauslassen ohne in ein ermüdendes Karacho zu verfallen, aus den Werken erklingt einfach das Selbstverständnis einer Künstlerin, die ergründen will, was den Komponisten bewegte.