Kirche versteigert Kunst
Bereits zum 16. Mal hat die evangelische Kirche in Berlin-Kreuzberg eine Kunstauktion organisiert. Der Erlös geht an Projekte, die traumatisierte Flüchtlinge unterstützen oder Migranten bei ihrer Ankunft in Deutschland beraten.
Was es bedeutet, sein Land verlassen zu müssen, um in der Fremde ein neues Leben zu beginnen, davon weiß Kani Alavi aus eigener Erfahrung zu berichten, auch wenn das schon sehr lange her ist. Der gebürtige Iraner kam vor über 30 Jahren nach Berlin, in eine damals noch geteilte Stadt. Jahrelang wohnte er in der Nähe des Checkpoint Charlie, direkt an der Mauer, die für ihn zu einem Symbol für Unfreiheit und Ausgrenzung wurde. Sein Bild der Berliner Mauer, die sich öffnet und durch die sich ein Menschenstrom ergießt, gehört zu den vielen inzwischen berühmten Gemälden, die auf der Berliner East-Side-Gallery zu sehen sind, einem letzten großen Mauerabschnitt, der von Künstler gestaltet wurde.
"Wir haben im Iran die Mauer in den Köpfen, nämlich die religiösen Mauern, ja. Und dann kam ich hierher und sah die Mauer vor meinen Augen, ja, also die massive. Das hat mich also ständig bewegt, und da musste ich unbedingt was machen im künstlerischen Bereich. Ich hab während der Mauerzeiten, hab ich dann oft damals im Osten Freunde besucht, sicher war alles heimlich, das war sehr gefährlich, ja. Aber es ist immer so, bei jeder Diktatur hat man also riskante Sachen. Wenn man für seinen Freund sich einsetzt, das ist doch was Menschliches, und das soll man tun. Man sieht, die Menschen tatsächlich brauchen unsere Hilfe. Da soll man durch Kunst und Kultur einfach die unterstützen."
Kani Alavi kann von seiner Kunst leben. Für die Auktion in der Heilig-Kreuz-Kirche hat er ein Bild gespendet, das in leuchtenden Farben und starkem, kontrastreichem Licht die brandenburgische Landschaft zeigt.
"Nach dem Mauerfall habe ich meine erste Oase - meine ersten Landschaften, die ich also wirklich geträumt hatte, warn brandenburgische Landschaften. Ich fuhr jeden Tag mit einer Freundin überall in die ganzen Alleen, Straßen. Und dann sieht man also wirklich, es duftet, erstens also die Rapsfelder bis zu gleich dann die Mohnblumen. Ich hab eine Serie gemalt in den 90er-Jahren, und diese Erinnerungen sind in meinem Kopf geblieben."
In Erinnerung geblieben sind ihm auch die vielen Ressentiments und Vorurteile, denen er hierzulande begegnen musste und gegen die er heute noch ankämpft. Mit Kunst, das habe er inzwischen erfahren, könne man mehr Menschen erreichen als mit der Politik, sagt der 56-Jährige. Alavi selbst ist in der evangelischen Kirche zwar nicht aktiv, hat aber hier einen Ort der Begegnung und des Austauschs gefunden; wie die meisten der Künstlerinnen und Künstler, die ihre Werke spenden.
"Mein Name ist Marianne Drefs, ich bin Malerin, und hier wird vielfach für Frauen was gemacht, für Frauen, die ausgegrenzt sind, weil sie eben fremd im Land sind. Und ich halte die Arbeit für absolut wichtig und spende jetzt bestimmt schon seit acht, neun Jahren ein Bild hier, und das wird in der Kirche versteigert. Schon die Versteigerung macht Spaß, weil man viele Leute, viele Künstler kennt, und det is so'n Wiedersehen. Und gerade in der Kunst ist man oft alleine, mal hat man ein Erfolg, mal weniger, es geht hoch und runter und man kann immer von allem selbst betroffen sein, und von daher finde ich absolut die Arbeit wichtig."
Der wachsende Erfolg der Ausstellung mit ihrer abschließenden Kunstauktion beruht also nicht allein darauf, das eigene Werk für einen guten Zweck spenden zu können. Die Veranstaltung bietet den zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern auch eine der seltenen Möglichkeiten, sich über die eigenen Arbeiten auszutauschen. Das Besondere daran ist, dass diese Begegnungen im Spannungsfeld von Kunst und Religion stattfinden, einem Thema, dem die Kirche immer größere Bedeutung beimisst. Kein Wunder also, dass diese Kunstauktion Chefsache ist. Neben dem Musiker Hans-Eckardt Wenzel, der in diesem Jahr als Schirmherr von Seiten der Kunst angefragt wurde, ist es der Landesbischof Markus Dröge persönlich, der seine schützende Hand über die Veranstaltung hält:
"Ich entdecke, dass in letzter Zeit die Begegnung zwischen Kunst und Religion immer intensiver wird. Weil sowohl Kunst als auch Religion versuchen, den normalen Alltag zu transzendieren, vor allem auch die Zwänge zu überwinden, die uns Menschen ständig funktionalisieren. Kunst und Religion je auf ihre Art versuchen, diesen Horizont aufzubrechen und zu sagen, der Mensch ist auch noch für etwas ganz anderes da. Und insofern sind die Überschneidungspunkte, die werden immer bewusster."
Eigens für die Kunstauktion hat Hans-Eckardt Wenzel ein Lied komponiert, das seine kleine Tochter Mascha singt. Der Musiker hatte sich schon zu DDR-Zeiten mit seinen subversiven Texten gegen die Zwänge des Alltags und normiertes Denken gewendet. Das scheinbar so harmlose Lied über ein Floß im Mittelmeer greift die Bilder von maroden Flüchtlingsbooten auf, die sich auf die Festung Europa zu bewegen. Als Wenzel angefragt wurde, in diesem Jahr Schirmherr der Kunstauktion zu sein, habe er nicht einem Moment gezögert, betonte er bei der Ausstellungseröffnung:
"Die Kunstauktion der Evangelischen Kirche führt eine Solidarität zwischen Kunst und Leben vor, ohne die Unabhängigkeit der Kunst zu verletzen. Ein Geschenk, das die Künstler mit ihren Werken den Flüchtigen angedeihen lassen. Ein Geschenk, das die Bietenden mit ihrem Einsatz den Helfenden überreichen, die sich mit der Ungerechtigkeit nicht abfinden wollen."
"Wir haben im Iran die Mauer in den Köpfen, nämlich die religiösen Mauern, ja. Und dann kam ich hierher und sah die Mauer vor meinen Augen, ja, also die massive. Das hat mich also ständig bewegt, und da musste ich unbedingt was machen im künstlerischen Bereich. Ich hab während der Mauerzeiten, hab ich dann oft damals im Osten Freunde besucht, sicher war alles heimlich, das war sehr gefährlich, ja. Aber es ist immer so, bei jeder Diktatur hat man also riskante Sachen. Wenn man für seinen Freund sich einsetzt, das ist doch was Menschliches, und das soll man tun. Man sieht, die Menschen tatsächlich brauchen unsere Hilfe. Da soll man durch Kunst und Kultur einfach die unterstützen."
Kani Alavi kann von seiner Kunst leben. Für die Auktion in der Heilig-Kreuz-Kirche hat er ein Bild gespendet, das in leuchtenden Farben und starkem, kontrastreichem Licht die brandenburgische Landschaft zeigt.
"Nach dem Mauerfall habe ich meine erste Oase - meine ersten Landschaften, die ich also wirklich geträumt hatte, warn brandenburgische Landschaften. Ich fuhr jeden Tag mit einer Freundin überall in die ganzen Alleen, Straßen. Und dann sieht man also wirklich, es duftet, erstens also die Rapsfelder bis zu gleich dann die Mohnblumen. Ich hab eine Serie gemalt in den 90er-Jahren, und diese Erinnerungen sind in meinem Kopf geblieben."
In Erinnerung geblieben sind ihm auch die vielen Ressentiments und Vorurteile, denen er hierzulande begegnen musste und gegen die er heute noch ankämpft. Mit Kunst, das habe er inzwischen erfahren, könne man mehr Menschen erreichen als mit der Politik, sagt der 56-Jährige. Alavi selbst ist in der evangelischen Kirche zwar nicht aktiv, hat aber hier einen Ort der Begegnung und des Austauschs gefunden; wie die meisten der Künstlerinnen und Künstler, die ihre Werke spenden.
"Mein Name ist Marianne Drefs, ich bin Malerin, und hier wird vielfach für Frauen was gemacht, für Frauen, die ausgegrenzt sind, weil sie eben fremd im Land sind. Und ich halte die Arbeit für absolut wichtig und spende jetzt bestimmt schon seit acht, neun Jahren ein Bild hier, und das wird in der Kirche versteigert. Schon die Versteigerung macht Spaß, weil man viele Leute, viele Künstler kennt, und det is so'n Wiedersehen. Und gerade in der Kunst ist man oft alleine, mal hat man ein Erfolg, mal weniger, es geht hoch und runter und man kann immer von allem selbst betroffen sein, und von daher finde ich absolut die Arbeit wichtig."
Der wachsende Erfolg der Ausstellung mit ihrer abschließenden Kunstauktion beruht also nicht allein darauf, das eigene Werk für einen guten Zweck spenden zu können. Die Veranstaltung bietet den zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern auch eine der seltenen Möglichkeiten, sich über die eigenen Arbeiten auszutauschen. Das Besondere daran ist, dass diese Begegnungen im Spannungsfeld von Kunst und Religion stattfinden, einem Thema, dem die Kirche immer größere Bedeutung beimisst. Kein Wunder also, dass diese Kunstauktion Chefsache ist. Neben dem Musiker Hans-Eckardt Wenzel, der in diesem Jahr als Schirmherr von Seiten der Kunst angefragt wurde, ist es der Landesbischof Markus Dröge persönlich, der seine schützende Hand über die Veranstaltung hält:
"Ich entdecke, dass in letzter Zeit die Begegnung zwischen Kunst und Religion immer intensiver wird. Weil sowohl Kunst als auch Religion versuchen, den normalen Alltag zu transzendieren, vor allem auch die Zwänge zu überwinden, die uns Menschen ständig funktionalisieren. Kunst und Religion je auf ihre Art versuchen, diesen Horizont aufzubrechen und zu sagen, der Mensch ist auch noch für etwas ganz anderes da. Und insofern sind die Überschneidungspunkte, die werden immer bewusster."
Eigens für die Kunstauktion hat Hans-Eckardt Wenzel ein Lied komponiert, das seine kleine Tochter Mascha singt. Der Musiker hatte sich schon zu DDR-Zeiten mit seinen subversiven Texten gegen die Zwänge des Alltags und normiertes Denken gewendet. Das scheinbar so harmlose Lied über ein Floß im Mittelmeer greift die Bilder von maroden Flüchtlingsbooten auf, die sich auf die Festung Europa zu bewegen. Als Wenzel angefragt wurde, in diesem Jahr Schirmherr der Kunstauktion zu sein, habe er nicht einem Moment gezögert, betonte er bei der Ausstellungseröffnung:
"Die Kunstauktion der Evangelischen Kirche führt eine Solidarität zwischen Kunst und Leben vor, ohne die Unabhängigkeit der Kunst zu verletzen. Ein Geschenk, das die Künstler mit ihren Werken den Flüchtigen angedeihen lassen. Ein Geschenk, das die Bietenden mit ihrem Einsatz den Helfenden überreichen, die sich mit der Ungerechtigkeit nicht abfinden wollen."