Kinokunst aus Asien

Die neueste Kinowelle kommt aus Fernost, Asien fordert das Weltkino heraus. Die Bannerträger dieser künstlerischen Revolution sind die gefeierten Regisseure Zhang Yimou aus China und Wong Kar Wai aus Hongkong. Das Buch "Zeichen und Wunder" stellt die beiden Regisseure, ihren Stil, Methoden und Bildsprache vor.
Ihre Filme könnten unterschiedlicher nicht sein, aber als Kultregisseure des neuen asiatischen Kinos stehen sich Zhang Yimou und Wong Kar Wei auf gleicher Augenhöhe gegenüber.

Zhang Yimou, 1951 in der chinesischen Provinz geboren, gilt als der prominenteste Vertreter der "neuen Welle", die das chinesische Kino nach dem Ende der Kulturrevolution ab den achtziger Jahren international berühmt machte. Episch ausladende, meist auf literarischen Vorlagen beruhende Dramen wie "Rotes Kornfeld" und "Rote Laterne" begründeten seinen Ruf, mit starken Frauenfiguren und kraftvoller Emotionalität vom feudal-patriarchalen Erbe seines Landes zu erzählen.

Anders Wong Kar Wei, der 1958 in Shanghai geboren wurde und in Hongkong aufwuchs: Seine Karriere begann beim Fernsehen und im Genre-Kino. Mit dem Handwerk und der traditionellen Vielseitigkeit der Hongkong-Filmindustrie ebenso vertraut wie mit dem westlich geprägten Kino, begann er in den neunziger Jahren kleine Autorenfilme zu drehen, in denen die Unruhe und Entfremdung seiner Stadt vor ihrer Wiederangliederung an den autoritären chinesischen Staat ihren Ausdruck suchte. Mysteriöse Beziehungs- und Verfolgungsgeschichten wie "Chungking Express" und "Fallen Angel" schufen einen Look, der Wong Kar Wei zum Star der MTV-Generation werden ließ. Seine nostalgischen Melodramen "In the Mood for Love" und "2046" sind inzwischen zu Klassikern avanciert.

Zeitgleich zum deutschen Start von Wong Kar Weis neuem Film "My Blueberry Nights" erscheint nun ein Buch mit dem Titel "Zeichen und Wunder - Das Kino von Zhang Yimou und Wong Kar Wei", das die gegensätzlichen Regie-Persönlichkeiten porträtiert. Es beschreibt ihre Themen und filmischen Handschriften und macht die von Zensur geprägte Filmkultur Chinas und seiner Sonderwirtschaftszone Hongkong deutlich. Beide Regisseure kooperieren mit den Zensurbehörden, um ein Verbot ihrer Filme zu vermeiden.

Nicht zuletzt stellt es auch die prägenden Stars, zum Beispiel Zhang Yimous langjährige Muse Gong Li oder Wong Kar Weis Alter Ego Tony Leung vor, deren Gesichter dem neuen asiatischen Faszination verleihen.

Sachbücher zum panasiatischen Kino sind bislang selten. "Zeichen und Wunder" unterschlägt in dieser Situation nicht seinen Charakter als Handbuch, als Beginn einer Auseinandersetzung. Anhand der unterschiedlichen Stile, Methoden und Traditionen beider Regisseure führen die Filmjournalisten Josef Schnelle und Rüdiger Suchsland in den visuellen Reichtum dieses Kinos ein. Die gut lesbare, in manchen Passagen leider nachlässig formulierte Monografie beruht auf einem guten Überblick, den sich beide Autoren bei zahlreichen Festivalbesuchen und in Interviews erworben haben.

Das Buch beschreibt Zhang Yimou und Wong Kar Wei als Zwillinge und Antipoden. Obwohl mit gänzlich anderen Genres berühmt geworden, sind beide zum Beispiel auch vom klassischen "Martial-Arts"-Film angetan und haben mit "Hero" beziehungsweise "Ashes of Time" raffinierte Meisterstücke dieses Fachs gedreht. Eng an den Filmen orientiert, erschließen die Autoren charakteristische Stilmittel, wenn sie zum Beispiel die Bedeutung der Farbdramaturgie bei Zhang Yimou oder die der musikalischen Wiederholungsschleifen bei Wong Kar Wei erklären oder die ländliche Motivwelt des einen von den labyrinthischen Stadträumen des anderen unterscheiden.

Nicht zuletzt stellt das Buch die prägenden Stars, zum Beispiel Zhang Yimous langjährige Muse Gong Li oder Wong Kar Weis Alter Ego Tony Leung vor, ohne deren faszinierende Gesichter der Erfolg ihrer Filme nicht zu denken ist. Als Lesebuch macht "Zeichen und Wunder" neugierig auf mehr chinesisches Kino.

Rezensiert von Astrid Kuhlmey

Josef Schnelle und Rüdiger Suchsland: Zeichen und Wunder
Das Kino von Zhang Yimou und Wong Kar Wei

Schüren Verlag, Marburg 2008, 208 Seiten, 19,90 Euro