Kinokolumne "Top Five"

Manche mögen's heiß – die besten Sommerfilme

Charles Bronson und Henry Fonda im Western "Spiel mir das Lied vom Tod".
Revolverhelden in glühender Hitze. Was wäre das Kino ohne den Sommer? © imago/Granata Images
15.07.2017
Was wäre das Kino ohne glühende Sommerhitze, die dem Colt-bewaffneten Helden den Schädel verbrennt und die Kehle austrocknet? Hartwig Tegelers Top Five der Sommer- und Hitze-Filme.
Platz 5
"Falling Down" von Joel Schumacher (1993)
Morgens, Stau, L.A., kochend heiß. Bei William, gespielt von Michael Douglas, liegen die Nerven blank. Irgendwann steigt er aus, lässt sein Auto einfach im Stau stehen. Zieht zu Fuß los und hinterlässt eine Schneise der Gewalt in der Stadt. Jagt eine Baustelle mit einer Panzerabwehrrakete in die Luft. Ein wahrer "Wutbürger", der die Absurditäten des Metropolenalltags so wahrhaftig auf den Punkt bringt, dass es schmerzt. Und bei dieser unerträglichen Hitze bricht das aus William heraus, was vorher schon im Untergrund kochte und brodelte. Und was nun nicht mehr zurückgehalten werden kann.
Platz 4
"Desierto – Tödliche Hetzjagd" von Jonás Cuarón (2015)
Jagen bedeutet hier: Menschen töten. Ein schwarzes Gemälde über die Gegenwart. Die Wüste im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko. Auf den Routen der Migranten die Wasserflaschen, leer, weggeworfen. Wer den Weg ins gelobte Land und die gnadenlose Sonne überlebt, der wird ihn nicht ohne Wasser überleben. Auf die aus Mexiko wartet der Mann mit dem Scharfschützengewehr in seinem Pickup. Ein Wüsten-Survival-Thriller, aufgeladen mit gesellschaftlicher Realität, als da wären: Hass auf Flüchtlinge, die Sündenböcke für die Unzufriedenheit und Angst vor dem Abgehängtwerden auszumachen. Ob am Ende der Vater (Gael Garcia Bernal), der in die USA will zu seinem Sohn das mörderische Duell überlebt?
Platz 3
"Hell" von Tim Fehlbaum (2011)
"Hell", den Filmtitel, könnte man auch englisch aussprechen, dann würde er "Hölle" bedeuten. Und beides meint der Film: helle Hölle. Eine apokalyptische Welt, in der Sonnenstürme toben und die Menschen nur mit Schutzkleidung nach draußen gehen können. Die wenigen, die überlebt haben, fahren Richtung Gebirge, dort soll es Wasser geben, und geraten in die Hände einer Familie, die, um zu überleben, jede moralische Grenze überschritten hat. Die gnadenlose Sonne hat alles verbrannt, die Pflanzen, die Tiere. Was ist dabei von den Menschen übrig geblieben, von dem, was sie zu Menschen gemacht hat? Deutsches Genrekino vom Besten. Und am Ende geht die Sonne auf über einer verdorrten Gebirgslandschaft ohne Grün.
Platz 2
"Heißblütig – Kaltblütig" von Lawrence Kasdan (1981)
Gegen diese femme fatale, Kathleen Turner, hat der Provinz-Anwalt, William Hurt, keine Chance im glühenden Sommer in der Kleinstadt in Florida, wo alle immer mit einem Schweißfilm auf der Haut herumlaufen. Extrem sinnlicher Neo-Film-Noir. Sie will, dass er ihren Mann umbringt. Er glaubt an den perfekten Plan, aber den hat nur sie. Er versucht am Ende – der Schweiß steht ihm auch da auf der Stirn – im Knast zu begreifen, was Matty gemacht hat oder wer Matty überhaupt ist oder war. Die aber räkelt sich inzwischen an einem wunderschönen Strand. Aber bestimmt nicht in dieser Kleinstadt in Florida.
Platz 1
"Do the Right Thing" von Spike Lee (1989)
Ein kochend heißer Sommertag in Brooklyn. Und natürlich, das ist im Film-New-York so: Einer dreht den Hydranten auf. Duschen und Tanzen auf der Straße. Aber die ethnischen Konflikte zwischen den Italoamerikanern, dem koreanischen Ladenbesitzer und den hauptsächlich schwarzen Einwohnern im Viertel explodieren in der brüllenden Hitze. Am Ende brennt die Pizzeria. Das multiethnische Viertel war immer Dampfkochtopf; aber in diesem Sommer zu sehr unter Hitze gesetzt. Am Ende reicht sich niemand die Hände zum, wie Filmemacher Spike Lee bemerkt , "We are the World"-Mist. Ein böser Sommer-, ein dunkler Hitze-Film. 28 Jahre alt. Immer noch aktuell.
Mehr zum Thema