Kinokolumne Top Five

Die besten Filme über New York

05:25 Minuten
Ein Junge sitzt am Fenster und raucht: Szene aus "Permanent Vacation" von Jim Jarmusch(1982).
Verlassen, einsam, auf der Suche: Allie ist die Hauptfigur in "Permanent Vacation" von Jim Jarmusch. © imago images / Prod.DB
Von Hartwig Tegeler · 23.05.2020
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New York ist ein Stück Filmgeschichte - und dabei unglaublich ambivalent und wandelbar. Da gibt es die Manhattan-Romantik Woody Allens. Und Filme, die die Metropole als Ort düsterer Abgründe von Gier oder Einsamkeit ausloten.

Platz 5: "Permanent Vacation" von Jim Jarmusch (1980)

Das New-York-Gefühl bei Jim Jarmusch verdichtet sich im kontrapunktischen Schnitt. Da die Menschenmassen in den Straßen. Sie strömen in Zeitlupe durch die Schluchten der Wolkenkratzer. Schnitt: leere Straßen voller Müll, die andere Seite, die hinter den glitzernden, geschäftigen Fassaden. Allie stellt sich vor, während er seinen Namen an die Wände sprüht.
Allie – Vater abgehauen, Mutter in der Nervenheilanstalt – ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens; streift durch die Straßen von Manhattan, um andere Verlorene zu treffen. Jarmusch sagt: Er reagiere auf ein Amerika, in dem alles vermarktet würde, in dem alles unter dem Banner von Gier und Profit stehe. "Darauf reagiere ich", sagte Jarmusch, "indem ich Filme über scheinbar vertriebene, marginale Figuren mache und über all jene unbedeutenden Dinge, die sie tun".

Platz 4: "Brennpunkt Brooklyn – The French Connection" von William Friedkin (1971)

"Popey" Doyle (Gene Hackman), ein New Yorker Cop, traut keinem. Er ist gnadenlos in der Verfolgung von Verbrechern und Verbrechen. Aber die Grenze zwischen denen jenseits des Gesetztes und ihm, der formal auf dem Boden von Recht und Ordnung steht, ist wie aufgehoben.
"Brennpunkt Brooklyn" zeigt ein Off-New-York, eines von Verbrechen, Drogen und legendären Verfolgungsjagden, in der die Stadt, die hier als Sündenpfuhl gefilmt wird, in ihrer mörderischen Energie, ihrem Chaos, ihrer Unübersichtlichkeit die Aura eine Landschaft bekommt, die den Film schreibt. Adrenalin pur. City that doesn´t sleep. Nur, wenn Popeye und Cloudy mal zur Observation im Auto hocken, gibt es Moment der Ruhe.

Platz 3: "Der Marathon-Mann" von John Schlesinger (1976)

Auch ein Film, der mit seinen Bildern vom Diamond District in New York beispielsweise wie dokumentarisch wirkt, wenn Dustin Hoffman, Marathon-Läufer, Student, Bruder eines Geheimagenten, ins Visier des alten KZ-Arztes (Laurence Olivier) gerät, der seinerseits die Diamanten retten will, die er den Häftlingen in Auschwitz gestohlen hat.
Die Geschichte vom alten Nazi, der in New York untertaucht, wirkt, als grabe John Schlesinger tief in den Eingeweiden der Stadt, wo alte Lügen und Geheimnisse lauern. Wenn Dustin Hoffman am Anfang am Hudson River entlang joggt, ist im Hintergrund die Skyline von Manhattan zu sehen. Verlockung? In diesem Film eher existenzielle Drohung.

Platz 2: "King Kong" von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack (1933)

King Kong, der nach New York verschleppt und dort vor Publikum in Smoking und Abendkleid präsentiert wird. "Ein Schaustück zur Befriedigung Ihrer Neugierde. Sie sehen Kong, das achte Wunder der Welt", sagt Moritat, der ihn auf der abgelegenen Insel gefangen hat, auf der großen Bühne über ein unschuldiges Wesen, das in die Zivilisation gezwungen wird und angesichts von Gier und Geschäftssinn nur scheitern kann.
Mehr ätzende Analyse als die der Besucherin der Kong-Präsentation in einem Theater am Broadway geht nicht. "Was ist das denn eigentlich?", fragt sie. "Es soll so eine Art Affe sein", wird sie aufgeklärt. Doch die New Yorkerin gibt nur lakonisch zurück: "Gibt es hier in New York nicht schon Affen genug?" Setzt sich und genießt das Schauspiel.

Platz 1: "The Wolf of Wall Street" von Martin Scorsese (2013)

Jordan Belfort ist sicher einer dieser Affen, auf die die Dame in "King Kong" abzielte: New York, Wall Street, jüngere Ausgabe von Michael Douglas alias Gordon Gekko aus Oliver Stones Film "Wall Street" ist hier Leonardo DiCaprio alias Jordan Belfort. Er zelebriert den Wahnsinn der Gier. Das Werfen von Zwergen in der ersten Szene von "The Wolf of Wall Street" wirkt wie die noch zynischere Doublette der Präsentation des Riesenaffen in "King Kong".
Am Ende ist der New Yorker Broker zwar gescheitert, aber nach der Entlassung aus dem Knast macht er einfach weiter. In der Stadt, die niemals schläft, und in der das Geschäft weitergeht und weitergeht. Wie sagte Jordan Belfort am Anfang, und das gilt natürlich weiter, auch am Ende und über das hinaus: "Ich begebe mich zu dem einzigen Ort auf Erden, der zu meinen hochgesteckten Zielen passt."
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