Kinokolumne Top Five

Die besten Filme mit Tilda Swinton

05:29 Minuten
Szene aus "Only Lovers Left Alive" mit Tilda Swinton.
Der Film "Only Lovers Left Alive" war Tilda Swintons dritte Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jim Jarmusch. © imago images / ZUMA Press
Von Hartwig Tegeler · 31.10.2020
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Es handele sich um einen großen Fehler, dass sie jemals vor einer Kamera gelandet sei, sagt der Filmstar Tilda Swinton. Am 5. November wird die Oscar-Preisträgerin und gebürtige Schottin 60 Jahre alt. Eine Verbeugung vor der Ausnahmeschauspielerin.

Platz 5 – "Caravaggio" von Derek Jarman (1986)

Säufer, Arme, Diebe sind die Modelle für die religiösen Gemälde des Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio. Und Prostituierte. Tilda Swinton spielt die schwangere Hure Lena, die sowohl ihren Geliebten als auch Caravaggio verlässt und zum Kardinal wechselt. Ihr Kind soll reich aufwachsen. Diese Rolle war Tilda Swintons Filmdebüt. Als die Schauspielerin merkte, dass sie das Theater nicht mehr interessierte, lernte sie einen außergewöhnlichen Künstler kennen: Derek Jarman. Der Regisseur der Filmbiographie "Caravaggio" habe es ihr ermöglicht, zu spielen, wenn er sagte: "Komm und finde heraus, was für eine Art Künstler du sein willst."
Mit 26 Jahren wirkt sie in dem Porträt über den Künstler des Frühbarocks wie ein ungeschliffener Diamant. Ihre Darstellung der Hure Lena brodelt bereits und die strahlende Kraft des Diamanten ist schon spürbar.

Platz 4 – "Young Adam" von David Mackenzie (2003)

Tilda aus dem uralten schottischen Swinton-Clan und der Schotte und "Trainspotting"-Star Ewan McGregor in einer Geschichte, die im schottischen Glasgow der 1950er-Jahre spielt. Joe betrügt Les, den Kapitän eines Binnenfrachters, mit seiner Frau Ella. Leere und Trostlosigkeit umhüllen die Protagonisten wie eine dunkle Aura.
Verstörend wirkt die Entblößung der Figuren, die Tilda Swinton – wie übrigens auch Ewan McGregor – mit Leidenschaft spielt, wo sich aber merkwürdigerweise zugleich ein Gefühl von Starre vermittelt. Verlorensein - und der Sex wirkt wie ein verzweifelter Kampf gegen die existenzielle Leere. Dieses Schweigen von Ella alias Tilda Swinton wirkt unfassbar ausdrucksstark.

Platz 3 - "Die Chroniken von Narnia" (2005, 2008, 2010)

Natürlich braucht auch das Hollywood-Kino die großen Schauspieler, um in den wichtigen Nebenrollen der Blockbuster das Dunkle darzustellen. In der "Narnia"-Trilogie deutet Tilda Swinton als weiße Hexe das Dunkle und Abgründige aber nur an. Doch auch in der homöopathischen Dosis ihrer Kunst kann die Schauspielerin gar nicht umhin, die anderen Darsteller blass aussehen zu lassen. Zurücknehmen war vielleicht beabsichtigt, funktionierte aber irgendwie nicht.

Platz 2 – "Grand Budapest Hotel" von Wes Anderson (2014)

Tilda Swinton und Ralph Fiennes. Die Witwe Madame D. und Monsieur Gustave, der bei ihrem letzten Aufenthalt im "Grand Budapest", dem Hotel irgendwo in Osteuropa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, die Nacht mit ihr verbringt und sie verabschiedet: "Zünden Sie bitte eine Kerze an. In der Sakristei von St. Marie. - Ich sorge persönlich dafür, sofort! - Ich liebe Sie! - Ich liebe Sie! Abfahren."
Mit kräftigem Make-up auf satte 84 Jahre getrimmt – inklusive etwas entglittener Gesichtszüge und leicht wirrem Blick, aber entbrannt in später Liebe – beweist die Meisterin der Wandlungsfähigkeit ihre Meisterschaft mit Ralph Fiennes als ebenbürtigem Gegenüber. Zwei, die sich im besten Sinne hochspielten. Für eine andere Nebenrolle, in "Michael Clayton", gab es übrigens 2008 den Oscar.

Platz 1 – "Only Lovers Left Alive" – Jim Jarmusch (2013)

Tilda Swintons dritte Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jim Jarmusch. Eve ist Vampirin, die sich – wie ihr Vampirgatte - vorgenommen hat, kein Menschenblut mehr zu trinken, aber die Zivilisierung der Blutsauger scheitert am Ende. Es geht um Liebe und Romantik inklusive eines wehmütigen Diskurses über die Vergänglichkeit im Genre des Vampirfilms.
Jim Jarmusch meinte nach dem Dreh, Tilda Swinton sehe manchmal aus, als würde sie wie eine Raubkatze umherstreifen. Wie gesagt, Meisterin der Metamorphose. Wir können in jedem Fall dankbar sein, dass Derek Jarman in den 1980er-Jahren, "der Swinton" den Raum gab, sich als Künstlerin zu finden.
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