Kinokolumne Top Five

Die besten Filme mit tanzenden Schauspielern

05:33 Minuten
Tim Curry in Strapse in "The Rocky Horror Picture Show", 1975.
Transvestit aus Transsylvanien: Tim Curry in "The Rocky Horror Picture Show". © imago / 20th CenturyFox / Everett Collection
Von Hartwig Tegeler · 18.07.2020
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Vor 40 Jahren kam "Blues Brother" in die Kinos, die Geschichte von zwei Ex-Knackis, die "im Namen des Herrn" unterwegs sind. Die Musik fasziniert und auch die Tanzszenen. Für uns der Anlass, die besten Filme mit tanzenden Schauspielern zu würdigen.

Platz 5 - Gene Kelly in "Singin’ in the Rain – Du sollst mein Glücksstern sein" (1952)

Natürlich gab es bei Gene Kelly nie die Grenze zwischen dem Tänzer, dem Schauspieler und dem Sänger. Ob allerdings die klassische Szene in "Singin’ in the Rain" – grandios! – oder die Fechtszenen in "Die drei Musketiere" vier Jahre vorher – ’48, ohne Gesang – der bessere Tanz sind? Lächerlich die Frage angesichts der unglaublichen Präzision, des Tempos und der Vitalität, den dieser Schauspieler-Tänzer hinlegte. Tanz, Gesang… alles verschmilzt zu einer unfassbaren Harmonie. Meisterlich!

Platz 4 - John Travolta in "Saturday Night Fever" (1977)

Tanzkunst als Behauptung, ach ja. Es ist schon erstaunlich, John Travolta auf der Höhe des Disco-Fiebers in diesem Tanz-Klassiker zu sehen. Wenn Travolta – a star was born! – zum Bee Gees Klassiker "Night Fever" Bewegungen zum Besten gibt, dabei Beine und Füße bewegt, ja, irgendwie bewegt und vollkommen öde auch die Arme auf- und abwedelt. Verblüffend, dass sich Travoltas Karriere, die dann einbrach, auf solch bejubelten, angeblichen Tanzkünsten begründete. Erst Quentin Tarantino schenkte ihm in "Pulp Fiction" das Comeback. Und ließ 17 Jahre nach "Saturday Night Fever" John Travolta mit Uma Thurman einen durchgeknallten Twist aufs Parkett legen, der das "Samstag Nacht Fieber" wunderbar auf die Schippe nahm.

Platz 3 - Jennifer Lopez in "Hustlers" (2019)

"J.Lo" – Sängerin und Schauspielerin – ist immerhin schon 50, als sie am Anfang von "Hustlers" einen Pole Dance vorführt, der von einer unglaublichen Präsenz und Körperbeherrschung zeugt. Obwohl Jennifer Lopez an der Stange nur leicht bekleidet ist, wird dieser Tanz allerdings als erotisch-sexueller in der Szene selbst dekonstruiert. Denn die gierigen Männer im Publikum überhäuften die Stripperin im wahrsten Sinne mit den grünen Scheinen. Es geht um Geld, ums Geschäft, nicht um so etwas Flüchtiges wie Erotik. Spätestens, wenn J.Lo als Stripperin Ramona ihrem Schützling Destiny die Moves für einen erfolgreichen Pole Dance beibringt, ist klar, dass ihr faszinierender Tanz vor allem eines ist: harte, knallharte Arbeit – sowohl der der fiktiven Stripperin wie der der tanzenden Schauspielerin.

Platz 2 - Natalie Portman in "Black Swan" (2010)

Der Chef des New Yorker Ballettensembles kündigt das neue Programm an: Tschaikowskis "Schwanensee". "Ein alter Hut", meint er, "aber eine neue Produktion braucht eine neue Schwanenkönigin. Aber: Wer von euch kann beide Schwäne verkörpern? Den weißen und den schwarzen?" Ballerina Nina alias Natalie Portman spielt oder wohl besser: tanzt in "Black Swan" beide Schwäne. Schon ein Jahr vor den Dreharbeiten begann Natalie Portman professionellen Tanzunterricht zu nehmen. Die Mehrzahl der Tanzszenen stammten, so Regisseur Darren Aronofsky, von ihr. Die professionelle Tänzerin Sarah Lane, Tanzdouble von Natalie Portman im Film, zeigte sich empört, dass Hauptdarstellerin wie Regisseur den Eindruck erweckten, man könne nach läppischen ein, zwei Jahren so tanzen. Sie habe zwei Jahrzehnte dazu gebraucht. Wird so sein, aber Natalie Portmans grandiose Performance und der Sog des Films beruhen darauf, dass "die Portman" im echten oder auch gedoubelten Tanz das Horror-Psychogramm einer zerrissenen Ballerina zeigt. Eindrucksvoll gespielt!

Platz 1 - Tim Curry in "The Rocky Horror Picture Show" (1975)

Dieser Doktor Frank N. Furter ist schon eine Marke: Strapse, Mieder, Stilettos und diese knallrot geschminkten Lippen, die sich zu einer herrlichen Grimasse verziehen. Ist das "obszön"? Und "ob das s…ön" ist! 1975 war die Kinofassung des Musicals mit ihrer Story über den Mad Scientist in einem einsamen Schloss ziemlich erfolglos. Gewann dann aber als Midnight Movie Kultstatus. Kein Wunder: Tim Curry, von Hause aus Royal-Shakespeare-Company-Schauspieler, legt einen Hüftschwung hin, der nicht nur betörend, rhythmisch drängend sowie rotzfrech ist, sondern auch die Geschlechtergrenzen, ohne mit der Wimper zu zucken, aushebelt. Singend – und tanzend!
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