Kinofilm "Nur eine Stunde Ruhe"

Französischer Problembär

Christian Clavier als Michel Leproux und Rossy de Palma als Haushaltshilfe Maria in einer Szene des französischen Kinofilms "Nur eine Stunde Ruhe!"
Christian Clavier als Michel Leproux und Rossy de Palma als Haushaltshilfe Maria in einer Szene des französischen Kinofilms "Nur eine Stunde Ruhe!" © picture alliance / dpa / Pascal Chantier / dcm
Von Hannelore Heider · 16.04.2015
Christian Clavier wurde als Asterix und mit der Hauptrolle in "Monsieur Claude und seine Töchter" bekannt. Nun machen ihm die untreue Ehefrau, eine selbstbewusste Haushälterin und viele andere zu schaffen. Dabei will er doch "Nur eine Stunde Ruhe", um seinem Hobby zu frönen.
Der französische Regisseur Patrice Leconte verfilmte im vergangenen Jahr die Erfolgskomödie "Une heure de tranquillité" von Florian Zeller, der auch am Filmdrehbuch mitgeschrieben hat. In der Hauptrolle Christian Clavier, der als Monsieur Claude in "Monsieur Claude und seine Töchter" ebenfalls im vergangenen Jahr Triumphe feierte. Er muss sich vorgekommen sein wie im "selben Film", denn eigentlich spielt der in seiner Verve und Komik immer an Louis de Funès erinnernde Darsteller zwei Mal die gleiche Rolle.
Die neuen Herausforderungen für den Bürger
Philippe de Chauverons Erfolgsfilm machte dabei den deutlich moderneren Eindruck, auch weil die neue Komödie "Nur eine Stunde Ruhe" ihre Herkunft als altmodisches Boulevardtheater nie verleugnet. Muss sie auch nicht, denn Tempo und Besetzung stimmen und beide erzählen eigentlich die gleiche Geschichte, nämlich die vom sich aufgeklärt dünkenden französischen Bürger, der in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft bloß gestellt und gezwungen wird, sich zu ändern, will er nicht als Fossil am Rande der Zeit enden. Sicher sind die Konflikte in "Monsieur Claude und seine Töchter" schärfer konturiert, dafür bietet diese Komödie mit ihrem Helden, dem Zahnarzt Michele, ein fein herausgearbeitetes und amüsantes Porträt des saturierten Mittelstandsbürgers, der nie den Front National, aber immer die Konservativen wählt und neben seinen nobelsten Pflichten, den geachteten Ehemann und Familienvater zu geben, zunehmend vor neue Herausforderungen gestellt wird.
Die Hausparty der Nachbarn
An einem Tag in einem Haus hat er es zu tun mit einer untreuen Ehefrau (Carole Bouquet), einer aufmüpfigen Geliebten (Valérie Bonneton), einem Geld schnorrenden, vermeintlich besten Freund, einer selbstbewussten spanischen Haushälterin (Rossy de Palma), einem polnischen Maurer, der sich als unfähiger Portugiese herausstellt, einem Sohn (Sébastien Castro), der als Menschenrechtsaktivist eine ganze philippinische Familie in der Wohnung einquartiert, und Nachbarn, die sich auf einer Hausparty plötzlich alle wirklich kennen lernen wollen.
Dabei ersehnt Michel "Nur eine Stunde Ruhe", um sich eine auf dem Flohmarkt als vermeintlichen Schatz ergatterte Jazz-Platte anzuhören. Das klingt alles nicht so originell, ist aber witzig in Szene und Dialog gesetzt und hat in der Porträtierung des Helden als "französischer Problembär" sicher den Finger auf die Wunde gelegt.
Frankreich 2014, Regie: Patrice Leconte, Hauptdarsteller: Christian Clavier, Carole Bouquet, Velérie Bonneton, Rossy de Palma, Sébastien Castro, 80 Minuten, ohne Altersangabe
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