Kinofilm "Jean Seberg - Against All Enemies"

Denkmal für eine Ikone der Sechzigerjahre

05:42 Minuten
Ein Mann im weißen Hemd betrachtet eine Wand, an die zahlreiche Fotos der Schauspielerin Jean Seberg gepinnt sind.
Vom FBI überwacht: Der Agent Jack Solomon (Jack O'Connell) ermittelt gegen Jean Seberg. © Prokino Filmverleih
Matthias Dell im Gespräch mit Max Oppel · 17.09.2020
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"Jean Seberg - Against All Enemies" erzählt das Leben der Schauspielerin, die 1979 mit nur 40 Jahren unter mysteriösen Umständen starb. Und die als Geliebte eines Black-Panther-Aktivisten vom FBI überwacht und fast in den Wahnsinn getrieben wurde.
Schlagartig berühmt wurde Jean Seberg 1960 durch Jean Luc Godards Filmklassiker "Außer Atem". Darin spielt sie eine amerikanische Studentin in Paris, die sich in eine fatale Liebesbeziehung mit einem Autodieb, verkörpert von Jean-Paul Belmondo, stürzt. Doch die Karriere der Ikone der Nouvelle Vague blieb kurz: Mit nur 40 Jahren starb Seberg 1979 unter mysteriösen Umständen.
Jetzt widmet sich ein neuer Film dem Leben der Jean Seberg - oder zumindest einem Teil davon, den Jahren 1968 bis 1971. Die waren ein neuralgischer Punkt in Sebergs Karriere, wie unser Kritiker Matthias Dell betont. "Denn es ist auch die Zeit, in der sie eine Affäre mit dem Schwarzen Aktivisten Hakim Jamal hat und die Black-Panther-Bewegung unterstützt."
So gerät Seberg in den Fokus des FBI. Vor allem davon, wie die FBI-Überwachung ihr das Leben zur Hölle machten, handelt "Jean Seberg - Against All Enemies": Wenngleich der Film diese Geschichte nicht überzeugend erzählt, wie Dell meint.
"Für die Überwachung erfindet der Film den FBI-Agenten Jack, gespielt von Jack O'Connell. Das Schlimme ist, dass die beiden Geschichten verbunden werden - libidinös. Die Recherchen von Jack holen Karrierematerial rein, wenn er alte Filme, Bilder guckt, wie er sich fotografiert hat auch was Fanhaftes, was dann zum Streit mit der eigenen Frau Linette führt, wenn sie die Bilder entdeckt."
Dennoch habe Sebergs Geschichte zweifellos Potenzial, wieder betrachtet zu werden. Er denke mit ihrer Figur über Aktivismus nach und könne diesen aus heutiger Perspektive auch besser verstehe, so Dell:
"Nicht nur die Bezüge zu den Blackpanthern, deren politisches Wirken der Film aber im Hintergrund hält, auch eine prägende Szene aus Sebergs Debüt 'Die heilige Johanna', wo sie fast wirklich verbrennt auf der Scheiterhaufenszene", so Dell. "Da taucht kurz die autoritäre Macht einer Regisseurfigur wie Otto Preminger auf, die man nach Metoo genauer beschreiben kann."
(uko)
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