Kinofilm "Das Glück an meiner Seite"

Ziemlich beste Freundinnen

Hilary Swank (l) als Kate und Emmy Rossum als Bec in einer Szene des Kinofilms "Das Glück an meiner Seite".
Hilary Swank (l) als Kate und Emmy Rossum als Bec in einer Szene des Kinofilms "Das Glück an meiner Seite". © picture alliance / Koch Media Films / Alan Markfield
Von Hannelore Heider · 16.04.2015
Eine Studentin verdingt sich in "Das Glück an meiner Seite" als Pflegerin bei einer ALS-erkrankten Frau. Hilary Swank brilliert in der Hauptrolle. Obwohl die junge Frau weder Erfahrung noch Geduld hat, kommen sich die beiden näher.
Julianne Moore spielt eine Alzheimer kranke Frau und bekommt dafür einen Oscar. Jennifer Aniston erhält in der Rolle einer von seelischen und körperlichen Schmerzen geplagten Patientin Kritikerlob. Und in dieser neuen Kinowoche erleben wir Hilary Swank als erfolgreiche Pianistin, der die tückische Nervenkrankheit ALS das Leben, wie sie es leben wollte, unmöglich macht.
Vermutlich gibt es diverse Gründe für eine solche Häufung von Krankheitsfilmen, aber dass Schauspielerinnen geradezu "scharf" sind auf solche Rollen liegt auf der Hand. Seit Langem klagen die Frauen über den Mangel an Charakterrollen und wenn sich dann eine Gelegenheit bietet, dramatische Rollen zu bekommen, greifen sie zu. Außerdem ist der Zeitgeist wohl auf Außenseiter gepolt. Das ist in dieser Häufung natürlich kompliziert für die Kinoprogrammmacher, aber sicher gibt es dafür auch ein Publikum.
Wieder Lust am Leben
"Das Glück an meiner Seite" ist der sehr unglückliche Titel für eine Romanverfilmung, aber es handelt sich trotzdem nicht um einen Nicholas Sparks! 2006 veröffentliche die Autorin Michelle Wildgen den Roman "You're not you" und stürmte die Bestsellerlisten. In der Verfilmung nun spielt Emmy Rossum die Romanheldin Bec. Sie ist jung, studiert ein bisschen, macht Musik und surft durchs Leben. Als sie sich als Pflegerin bei der ALS-erkrankten Kate (Hilary Swank) bewirbt, soll es einfach nur ein Job sein, sie hat weder Erfahrung noch Geduld. Doch daraus wird wie in "Ziemlich beste Freunde" eine große Freundinnen-Geschichte. Sie hilft beiden Frauen, sich nicht nur in eine schwierige Lebenssituation zu fügen, sondern wieder Lust am Leben zu haben.
Natürlich lässt es sich Hilary Swank nicht nehmen, daraus ihren Film zu machen. Die auf komplexe psychologische Rollen spezialisierte Oscar-Preisträgerin spielt das Fortschreiten der Krankheit so überzeugend, wie die Konflikte, die es für all ihre Beziehungen mit sich bringt, Emmy Rossum an ihrer Seite ist der lebendige Gegenpol. Ihr Zusammenspiel ist sehenswert, bringt auch Humor in den Film bewahrt ihn letztlich vor dem Absturz in Sentimentalität.
Moralische Fragen banal gelöst
Das größte Manko des Filmes ist möglicherweise der verfilmten Romanhandlung zu verdanken, trotzdem beschädigt es den Film. Kates Ehe zerbricht, als sie ihren bis dahin aufopferungsvollen Mann (Josh Duhamel) bei einem Seitensprung erwischt. Sie weist ihn aus dem Haus und baut sich mit Bec und einer auch an ALS-erkrankten Freundin (Loretta Devine) trotz aller Beschränkungen ein neues Leben auf. Hier hat der Film einen Konflikt: Wie geht die Umwelt mit einer Todkranken um? Wie kann ständige Angst, zunehmende Abhängigkeit und mühsame Pflege eine Liebesbeziehung beschädigen und wo darf man sich das Recht auf ein eigenes, erfülltes Leben auch nehmen? Diese moralische Frage stellt der Film, löst sie aber beschämend banal.
USA 2014, Regie: George C. Wolfe, Hauptdarsteller: Hilary Swank, Emmy Rossum, Josh Duhamel, Jason Ritter, Loretta Devine, 102 Minuten, ab 6 Jahren
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