Kino

Zwei ungleiche Schwestern

Nora von Waldstätten in einer Szene des Films "OKTOBER NOVEMBER"
Nora von Waldstätten in einer Szene des Films "OKTOBER NOVEMBER" © picture alliance / dpa
Von Jörg Taszman · 11.06.2014
Die junge, erfolgreiche Schauspielerin und ihre Schwester, die Land-Gastwirtin: Regisseur Götz Spielmann erzählt in "Oktober November" unaufgeregt und lebensnah die Geschichte zweier ungleicher Schwestern und einer Selbstfindung.
Sonja Berger ist eine junge erfolgreiche Schauspielerin, die in ihrem Beruf jedoch leicht unterfordert wirkt. Privat hat sie sich gerade von einem verheirateten Mann getrennt, der ihr ebenso nachstellt wie dessen eifersüchtige Ehefrau. Die seit Jahren in Berlin lebende Österreicherin Nora von Waldstätten spielt Sonja sehr überzeugend: nach außen hin ewig lächelnd und kontrolliert wie eine maskenhafte, innerlich leere Frau. Erst als Sonja von Berlin ins heimische Österreich zurückkehrt, um ihren Vater und ihre Schwester zu besuchen, findet sie allmählich wieder zu sich selbst.
"Oktober November" ist vor allem ein Film über zwei ungleiche Schwestern. Während die Jüngere auszog und berühmt wurde, plagt sich die Ältere, Verena, mit dem Gasthof in einer Provinzstadt ab. Sie versorgt den Vater, der nie viel kommunizierte und nach einem Herzinfarkt zum Pflegefall wird, und sie leistet sich mit einem unkonventionellen Dorfarzt (Sebastian Koch) eine Affäre.
Glaubwürdig und äußerst sehenswert
Das erzählt der Österreicher Götz Spielmann, der für seinen Vorgängerfilm "Revanche" 2009 immerhin eine Oscarnominierung erhielt, völlig unaufgeregt und lebensnah. So bodenständig wie Verena ist auch die Inszenierung von Spielmann. Das mag mitunter etwas spröde und unnahbar wirken, wird durch die guten Schauspieler jedoch glaubwürdig und äußerst sehenswert. Und wieder einmal beweist das österreichische Kino, dass es in seiner Dichte bei Alltagsbeobachtungen und sozialer Genauigkeit näher am Leben ist als der deutsche Kinofilm.
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OKTOBER NOVEMBER
Österreich 2013; Regie: Götz Spielmann; Darsteller: Nora von Waldstätten, Ursula Strauss, Peter Simonischek, Sebastian Koch u.a.; 114 Minuten