Kino

Top 5 der Mainstream-Charts

Der australische Filmemacher George Miller während des Photocalls von "Mad Max: Fury Road" in Tokio am 5. Juni 2015
Der australische Filmemacher George Miller während des Photocalls von "Mad Max: Fury Road" in Tokio am 5. Juni 2015 © picture alliance / dpa
Von Hartwig Tegeler · 06.06.2015
Ein fulminant lakonischer Relaunch von "Mad Max", ein ernst zu nehmender Pferdemädchenfilm mit dem Titel "Ostwind 2" oder eine seelenlose 3D-Neuverfilmung von "Poltergeist" haben es in die Mainstream-Charts geschafft. Mehr verrät Hartwig Tegeler in "Vollbild".
"Ich habe nie einen Bullen gespielt. Kann ich so etwas spielen? - Cops sind schwierig. Der falsche Mann mit ner Wumme in der Hand kann ganz schön blöd aussehen."
Und wie blöd!! Was sich natürlich nicht, um Gottes Willen, überhaupt nicht auch nur ansatzweise beziehen kann auf ihn, Tom Hardy, der hier auf ...
Platz 5 - MAD MAX von George Miller
... der hier auf fulminant lakonische Art ...
"[Motor wird gestartet.] Meine Welt ist Feuer und Blut."
... der hier im Relaunch von "Mad Max" in Gestalt einer postapokalyptischen Feuer-Oper mit aufgemotzten, wüstenfähigen Lastwagen, …
"Du musst vielleicht den Tank fahren."
… der hier in pervers dekonstruierten Oldtimern …
"Opernfanfare"
… der dem Credo folgt, dass das "Glück auf Erden" - auch auf der Erde, die quasi ihren zivilisatorischen Untergang schon hinter sich hat - es kurzum auf dem Rücken der richtigen, schnellen, benzinfressenden Bewegungsmaschine liegt.
"Es ist alles hier. 3000 Gallonen Benzin. So, wie ihr es wolltet."
Und alles andere als blöd sieht in dieser kinetischen Fetisch-Orgie eben der grandiose Tom Hardy als Ex-Bulle in der Wüste von Namibia aus. Auch, wenn er wieder [zumindest am Anfang], wie als Bösewicht in Nolans vorerst letztem "Batman"-Film, eine Maske trägt, die jegliche Dialog-Komplexität verhindert. Aber was soll´s, wenn´s mit der Bewegung, sprich der kinetischen Energie, stimmt. "Mad Max", das ist verehrungs-, ja anbetungswürdige Durchgeknalltheit.
Platz 4.
Der Aphorismus vom "Glück auf Erden", das "auf dem Rücken der Pferde" liegt führt zum zweiten Teil eines Pferdefilms, der nicht schlechter als der erste ist.
"Bitte begrüßen Sie mit mir Mika Schwarz auf Ostwind."
OSTWIND 2 von Katja von Garnier
"[Mika:] Okay."
Natürlich ist "Ostwind 2" ein Pferdemädchen-Film über eine schwarzen Hengst, das Traumpferd. Aber hier geht es nicht darum, welches Pferdemädchen den größten Erfolg hat, sondern darum - und das ist nicht die Next-Topmodel-Philosophie -, wer am überzeugendsten mit dem Pferd kommuniziert. Vertrauen als Grundlage für gelingende Kommunikation. Und wer diese Dressurlektion auf dem Höhepunkt von Katja von Garniers Film sieht, diesen Tanz, den die begnadete Pferdetrainerin Kenzi Dysli als Double der Hauptdarstellerin reitet, ohne Sattel, ohne Trense, tanzend wie gesagt auf dem Pferd, in einem unfassbar eleganten Rhythmus der Bewegung. Das rührt zu Tränen. Und dazu muss her dieser Aphorismus von Franz Kafka: "Wunsch Indianer zu werden".
Zitat: "Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf."
Platz 3
Offen gestanden ist nicht klar, was schlimmer ist: Die seelenlose 3D-Neuverfilmung von Klassikern - wie bei ...
POLTERGEIST von Gil Kenan
... oder der Moment im Kino, wenn die Schauspieler mitten in der Handlung anfangen zu singen. Musical-Albtraum.
PITCH PERFECT 2 von Elizabeth Banks
Nee, danke, wobei, nein, ich lüge, es gibt Musical-Momente im Kino, die sind so schräg, dass sie schlicht einzigartig und grandios sind. Wie dieser Moment in Jon Favreaus Feelgood-Koch-Movie "Kiss the Cook". Ist im Kino, aber noch nicht in den Charts, ich weiß, aber bitte, nur kurz etwas zu dieser einen Szene, wenn der Imbisswagen Louisiana verlässt. On the road. Und dann mischt sich da dieser schräg-erdige Brass-Sound in die Bilder; langsam erkennen wir den Marvin-Gaye-Klassiker "Sexual Healing". Und Koch Carl auf dem Fahrersitz - Hauptdarsteller und Regisseur Jon Favreau - und Co-Koch Martin hinten stehend fangen an zu singen, immer schräger, immer lebenslustiger, immer durchgeknallter. Lebenslust pur. Und jetzt müsste eigentlich kommen ...
Platz 1 ...
mit ...
SAN ANDREAS von Brad Peyton
... wo Dwayne Johnson alias ... aber scheiß der Hund drauf. Um das geht´s hier, um diesen Moment, wenn einen "das Glück auf Erden" im Kino rhythmisch wider Erwarten packt und umhaut. Zu erleben, zu fühlen, zu spüren wegen dieser unfassbaren Szene aus "Kiss the Cook" und dieser unfassbaren "Sexual Healing"-Soundtrack-Version von der "Hot 8 Brass Band". Die Musiker aus New Orleans blasen einem die Birne weg. Bitte hier!
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