Kino für Kinder auf Erfolgskurs

Von Julia Kaiser · 19.12.2006
Das internationale wie das deutsche Kino setzt verstärkt auf Produktionen für Kinder. Die dritte Folge von der Fußballbande "Die wilden Kerle" lockte über zwei Millionen Zuschauer vor die Leinwand. Kinderfilme sind das einzig boomende Genre der Filmbranche.
Aus "Die wilden Kerle": " Denn es hat sich bewiesen, was schon immer gilt: Alles, was du tust, sei gefährlich und wild. "

…sagen "Die wilden Kerle". Und die müssen es wissen. Denn sie sind in der deutschen Kinderkinolandschaft die stärksten. Folge zwei der Fußballbande hat es im vergangenen Jahr auf Platz zwei der meistgesehenen deutschen Filme geschafft, sagt die Deutsche Filmförderungsanstalt. Mit eineinhalb Millionen Zuschauern. Die dritte Folge der "Wilden Kerle" hat in diesem Jahr sogar über zwei Millionen Zuschauer angelockt. Das sind mehr, als der stärkste deutsche Erwachsenenfilm des letzten Jahres hatte.

So viel junger Kinozuspruch hat die Filmemacher ermutigt, sich Kinderbuchklassikern zu widmen. Otfried Preußlers Gespenst von Burg Schreckenstein war ein voller Erfolg. Mit zwei Millionen Zuschauern lag "Hui Buh" nur knapp hinter den "Wilden Kerlen". Auf Platz fünf der Kinderfilmhitliste "Hotzenplotz", der Räuber aus dem Finsterwald, ebenfalls ein Klassiker von Otfried Preußler. Mit zwar "nur" etwas über 800.000 Zuschauern, aber im Vergleich haben im Vorjahr kaum mehr Besucher "Die fetten Jahre sind vorbei" gesehen.

Zazie ist 14 und Kinofan, schon seit sie denken kann:

" 'N guter Kinderfilm ist für mich ein Film, der farbenprächtig ist, und es soll schon lustig sein und es ist wichtig, dass Kinder sich in die Rolle versetzen können. "

Glaubt man der Besucherstatistik der Deutschen Filmförderungsanstalt, dann sind die liebsten Identifikationsfiguren das lispelnde Dinosaurierbaby "Urmel aus dem Eis", ein trotteliger Räuber und ein bürokratisches Gespenst.

" Siehst du das? Das ist meine Spuklizenz. Ich bin seit 500 Jahren das einzig behördlich zugelassene Gespenst hier. "

Und zwei Banden wilder Jungs und Mädchen. Gegen die kann der Räuber Hotzenplotz bestenfalls schreien:

" Hände hoch! Das ist ein Überfall! "

Er und seine Märchenkollegen haben doch keine Chance gegen die "Wilden Kerle" …

" Keiner ist wilder wie wir, keiner ist wilder wie wir… "

… und die "Wilden Hühner", eine Mädchenbande und ihre Abenteuer, auf Platz drei der bestbesuchten Kinderkinofilme aus Deutschland.

" Meine Mutter will mit mir nach Amerika auswandern. – Weißt du, was bei mir los ist, seit mein Vater keine Arbeit mehr hat? Aber das Schlimmste ist, dass sie mir mein Taschengeld gekürzt haben. Wo soll ich denn jetzt die 40 Euro für meine Pickelcreme herbekommen? – Für 40 Euro könnte ein Kind in Indien einen ganzen Monat überleben. – Wir sind aber nicht in Indien. Und vielleicht haben die da auch keine Hautprobleme."

Kinder gut situierter Eltern, Abenteuer auf dem Bolzplatz, die spätestens an der Dorf- oder Stadtgrenze aufhören. Ist das die Realität, die Kinder im Kino sehen wollen?

Kind: " Es ist total interessant für Kinder, wenn sie andere Städte durch Filme kennen lernen und Kinder, die in nem ganz anderen Umfeld als sie leben. Das wird ja alles aufgebaut: Du bist Kind, du wirst Jugendlicher und es gehört dazu, dass du auch andere Eindrücke bekommst, dass du nicht immer nur in deiner kleinen Welt lebst. Es gibt so viele Orte auf der Welt, die einfach ganz anders sind. Aber es ist auch wichtig zu wissen, dass es das gibt! "

Das Gespräch zum Thema mit Thomas Hailer, Leiter der Kinderfilm-Sektion "Generation" bei der Berlinale 2007, können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.