Kino

Eine mutige Künstlerin

Die Regisseurin Helma Sanders-Brahms (2005)
Die Regisseurin Helma Sanders-Brahms (2005) © picture alliance / dpa
Rainer Rother im Gespräch mit Andrea Gerk · 27.05.2014
Sie gehörte zu den wichtigsten deutschen Autorenfilmerinnen der 70er-Jahre. Nach langer Krankheit ist Helma Sanders-Brahms im Alter von 73 Jahren gestorben. Der Leiter der Deutschen Kinemathek, Rainer Rother, würdigt sie als mutige Künstlerin mit einem wachen Blick dafür, was am Film wesentlich ist.
Ausgezeichnet habe ihre Arbeit der Mut, sagte Rother im Deutschlandradio Kultur. "Mut auch zum Gefühl, Mut zu Geschichten, die sehr stark im Privaten wurzeln und dabei aufgeladen sind mit politischen Konstellationen." In ihrem bekanntesten Film "Deutschland, bleiche Mutter" komme dies "ganz rein zum Vorschein", so der Filmexperte.
Rother unterstrich Sanders-Brahms Bedeutung als Produzentin ihrer eigenen Arbeit: "Damit ist sie fast einzigartig, also sehr bewundernswert, wie sie das immer wieder für alle ihre Filme, die ja auch oft mühsam zu finanzieren waren, geschafft hat", sagte er. Darüber hinaus habe sie als Regisseurin einen sehr wachen Blick dafür gehabt, was am Film wesentlich ist."
Persönlich zeichnete sie eine "unglaubliche Tapferkeit" aus
Ein Grund dafür, dass Sanders-Brahms Filme im Ausland fast immer besser ankamen als in ihrer Heimat Deutschland, sei die Betonung des Subjektiven in ihrer Arbeit. "Die Kritik ist nicht gewohnt gewesen, sich so auf diese Emotionen auch einzulassen", so Rother. Mit Blick auf den Film "Deutschland, bleiche Mutter" sagte er, die Kritiker seien möglicherweise verstört gewesen, dass man ein so großes Thema, wie eben den Krieg, anhand der Geschichte einer Mutter und deren jungen Tochter erzählt. Rother, der Sanders-Brahms persönlich erst kennenlernte, als sie schon krank war, erklärte, die Regisseurin habe als Person eine unglaubliche Tapferkeit ausgezeichnet.
Sanders-Brahms drehte im Laufe von 40 Jahren 30 Filme, für die sie auch das Drehbuch schrieb. Zu ihren bekanntesten Werken gehören "Unter dem Pflaster ist der Strand"(1975), "Shirins Hochzeit" (1976), "Deutschland, bleiche Mutter (1980)" und "Geliebte Clara" (2008). Die Regisseurin setzte sich vor allem mit den Themen Frauenbewegung, Arbeitswelt und Migration auseinander.
//Das vollständige Gespräch mit Rainer Rother können Sie mindestens bis zum 27.11.2014 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.//