Kino

Die Seelen von Berliner Philharmonie und Co.

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Wim Wenders erkundet die Berliner Philharmonie, seine Kollegen zeigen Bilder unter anderem aus St. Petersburg und Oslo. © dpa picture alliance/ Britta Pedersen
Von Anke Leweke |
Sechs Regisseure wollen berühmte Kulturgebäude quasi zum Sprechen bringen. In 2D und 3D erforschen sie ihr Inneres, zeigen das Majestätische an der Petersburger Nationalbibliothek und wie das Salk Institute in Kalifornien entstanden ist. Nicht immer sind die Einblicke überraschend.
Was erzählen die Berliner Philharmonie, die russische Nationalbibliothek, das Opernhaus in Oslo, die Haftanstalt Halden, das Centre Pompidou und The Salk Institut in La Jolla über unsere Kultur und unsere Utopien, über die Geschichte und Gesellschaften der Orte, Länder, in denen sie erbaut wurden?
Sechs Filmschaffende wollen diese außergewöhnlichen Gebäude zum Sprechen bringen, versuchen in 3D und 2D deren Seele und Eigenleben zu erkunden. Der gerade verstorbene österreichische Regisseur Michael Glawogger weiß am besten die Dreidimensionalität zu nutzen. Mit seiner Kamera betritt auch der Zuschauer die majestätische Nationalbibliothek in St. Petersburg. Riesige verstaubte Bildbände, endlose Regale mit kostbaren Schriften, ein Ort als klassischer Wissensspeicher - wie ein Gralshüter der Kultur wirkt dieses Gebäude. Im Off lässt Glawogger in Form von Zitaten auch die dort versammelte Literatur zu Worte kommen.
Der Ton ist manchmal überflüssig
Bei anderen Episoden würde man hingegen am liebsten den Ton leise stellen. Etwa den raunenden von Meret Becker gelesenen Kommentar in Wim Wenders' Erkundung der Berliner Philharmonie. Zu prätentiös wirken diese Textzeilen für ein Gebäude, das sich ganz funktional in den Dienst der Musik stellen möchte. Auch die Schwarz-Weiß Bilder-bringen eine unangemessene Nostalgie für einen Konzertsaal mit sich, der immer noch im Betrieb ist.
Allerdings gibt es eine Szene, die tatsächlich die Berliner Geschichte mit erzählt. Vom zeltförmigen Dach aus erkundet Wenders den besonderen Standort der Philharmonie, vergegenwärtigt sich die Position des Konzerthauses, das in den sechziger Jahren im Brachland des zerbombten Potsdamer Platzes erbaut wurde. Überhaupt hätte man sich mehr solche Perspektiven, Einblicke gewünscht, nicht nur bei Wenders, sondern auch in den anderen Episoden.
Robert Redford zeigt, wie aus der Vision das Salk Institute wird
Einem Clown mit roter Nase folgt man durch das Opernhaus in Oslo, Michael Madsen wiederum scheint eher an den Strafgefangenen interessiert als an dem hypermodernen, kalt funktionalen Gefängnis, dem sich sein Beitrag widmet. Thema verfehlt könnte man hier sagen. Dann doch lieber wie Robert Redford ganz klassisch arbeiten, mit den Erbauern des Salk Institute sprechen, zeigen wie sie ihre Ideen für ein biologisches Forschungsinstitut ganz konkret umgesetzt haben. Hier sieht man zum einzigen Mal einen Plan, Skizzen, Modelle, bekommt einen Eindruck davon, wie aus einer Vision Wirklichkeit wird.

"Kathedralen der Kultur - eine Architekturerkundung"
Deutschland/ USA/ Russland/ Norwegen/ Frankreich;
Regie: Wim Wenders, Michael Glawogger, Michael Madsen, Karim Ainouz, Robert Redford, Magreth Olin;
164 Minuten

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