Kino

Die Berlinale - was bisher geschah

Berlinale-Plakate am Potsdamer Platz am 29. Januar 2014
Was ist los auf der Berlinale? Eindrücke von Patrick Wellinski © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Von Patrick Wellinski · 09.02.2014
Filme über Männer in der Krise, eine ganze Busladung Hollywoodstars auf dem roten Teppich, Interessantes aus den Nebensektionen: Patrick Wellinski mit einer persönlichen Zwischenbilanz zur Berlinale.
Zweisprachig und mit der ihm so eigenen Mischung aus Ironie und Improvisation eröffnete Festivalleiter Dieter Kosslick gemeinsam mit dem diesjährigen Jurypräsidenten, dem US-Produzenten James Schamus, am Donnerstag die Berlinale. Und bereits am vierten Tag des Festivals ist auf den Leinwänden ein dominierendes Motiv erkennbar. Überall Filme über Männer in Krisenzuständen. Wie etwa der britische Soldat, der in Yann Damanges Film "‘71" in Belfast zwischen die Fronten des Bürgerkrieges gerät und um sein Leben fürchten muss.
Oder der frisch entlassene und zum Islam konvertierte Häftling in Rachid Boucharebs "Two Men in Town", der von den Dämonen der Vergangenheit gejagt wird. Oder auch der gerade mal zehnjährige, sehr erwachsene Jack in Edward Bergers gleichnamigen Wettbewerbsbeitrag, der mit seinem kleinen Bruder durch das heutige Berlin streift auf der Suche nach der Mutter.
Wenn sich in den letzten Tagen die Augen ausnahmsweise nicht auf die Leinwand richteten, dann auf den roten Teppich. Allein Wes Andersons "The Grand Budapest Hotel" lud eine ganze Busladung an Hollywoodstars vor dem Berlinalepalast ab. Einen Tag später reisten zu einer Sondervorstellung der oscarnominierten Gangster-Komödie "American Hustle" Christian Bale und Bradley Cooper samt Regisseur David O. Russel an.
Und gestern wurde Berlin, wie angekündigt, zu George-Town, um die Premiere von Clooneys Regiearbeit "The Monuments Men" zu feiern. Die Clooney-Manie übertrug sich sogar bis in die Pressevorstellung des Films, die für eine halbe Stunde unterbrochen werden musste, da jemand in den oberen Rängen in Ohnmacht fiel und der Notarzt gerufen werden musste.
Nicht ganz so wild, aber alles andere als langweilig feierten die Nebensektionen der Berlinale ihre Eröffnungen. So präsentierte das Panorama ein Biopic über den Modeschöpfer Yves Saint Laurent und ließ in "Love is Strange" ein schwules Ehepaar an der Finanzkrise zerbrechen. Im Forum wurde die Belegschaft des Kunsthistorischen Museums in Wien zum Star in der Dokumentation "Das große Museum" und der Südkoreaner Bon Jong-Ho zeigte seine verrückte Endzeit-Utopie "Snowpiercer", in der sich der letzte Rest der Menschheit in einem endlos dahinrasenden Zug ein archaisches Klassensystem aufbaut. Für viele jetzt schon der Kultfilm der 64. Berlinale.
Doch das Erstaunlichste bislang: Die Berlinale ist im Jahr 2014, viel intensiver als die Jahre zuvor, ein Ort des Austausches über das aktuelle internationale Filmgeschehen und über die Branche. So wird in fast jedem Interview, jeder Pressekonferenz über den Fall Woody Allen und die gegen ihn vorgebrachten Misshandlungsvorwürfe debattiert. Auch der Drogentod des kürzlich verstorbenen US-Schauspielers Philip Seymour Hoffman, den die Berlinale mit einer Sondervorführung ehrt, ist Thema. Auch für den Jury-Präsidenten James Schamus, der sich an seinen Freund Philipp Seymour Hoffmann erinnerte:
"Philip Sexymour Hoffman wird hier sein. Es gibt eine Sondervorstellung und ich weiß, dass viele seiner Freunde sich dort versammeln werden, um an ihn zu erinnern. Es sind Festivals wie die Berlinale, wo man die Möglichkeit bekommt, intensiv zu erinnern, zu trauern und zu feiern. Ich bin mir sicher, dieses Festival tut alles, damit er hier sein kann."