Kinderspiel für Jung und Alt

Murmeln, die die Welt bedeuten

Eine Hand schnippt eine Murmel über eine Sandbahn.
Murmel-WM in Frankreich 2012. © picture alliance / dpa / Francois Xavier Gutton
Von Matthias Baxmann · 20.08.2017
Murmeln werden auch heute in kaum einem Kinderzimmer fehlen. Das "Klickern" wird seit Generationen gespielt. Doch wie kann aus einem Kinderspiel eine Sportart werden, in der sogar um den Weltmeistertitel gekämpft wird?
Marbeln, Bitscher, Steinis, Murmeln, Schusser…
Mehr als 15 Klickervereine sind über ganz Deutschland verstreut. Von Oldenburg bis Krummhörn-Pewsum über Wölfersheim bis nach Waldsolms/Brandoberndorf.
Gut vorstellbar, dass Kinder schon in der Steinzeit mit kleinen Kügelchen spielten. Ob Kieselsteine, Nüsse, Kastanien oder Eicheln - mit allem, was klein und halbwegs rund war, konnte man allein oder um die Wette kullern, stupsen oder werfen. Im Alten Ägypten, also vor 5000 Jahren, schoben bereits Erwachsene in einer Art Rillenlabyrinth kleine Steinkugeln ihrem Ziel entgegen. In Gräbern ihrer Pharaonen fand man Murmeln als Grabbeilage, in welche ihre Namen eingeritzt waren und in Kindergräber aus dieser Zeit legte man abgenutzte Kügelchen, mit denen die Kinder wohl einst gemurmelt hatten.
Fünf Kinder spielen im Sand mit Murmeln.
Murmeln: auch schon 1965 ein beliebtes Kinderspiel.© picture-alliance / dpa / Pohn
Im antiken Kreta, vor etwa 3500 Jahren, spielte man mit polierten Murmeln aus Halbedelsteinen. Und aus dem griechischen Wort für einen weißen, gebrochenen Felsblock, màrmaros, leitet sich schließlich das Wort Marmel oder Murmel ab.
Aus allem lässt sich ein Sport machen, auch aus Murmeln. Dafür gibt es den Deutschen Murmelrat und Regeln:

Werfen und schnippen

Der Werfer erhält den Einsatz von allen und wirft die Murmeln in die Luft, so dass sie wahllos auf dem Boden verstreut liegen. Er darf sich nun eine Murmel aussuchen, mit der er nach einer anderen schnipst, um diese zu treffen. Trifft er, behält er die erste Murmel und darf mit der Angestoßenen so lange weiterspielen bis ein Schuss daneben geht. Dann ist der nächste Spieler dran.

Gegen die Wand

Vor einer Wand wird im Abstand einer Schuhlänge eine parallele Linie gezogen. Aus drei Meter Abstand werfen alle ihre Murmel gegen die Wand, so dass sie abprallen und zur Linie rollen. Wessen Murmel am nächsten an der Linie liegt, gewinnt alle anderen.
Es erinnert entfernt an Poolbillard. Dabei sind die Kugeln zwar größer, werden mit einem Queue angestoßen und müssen nicht vom Tisch rollen, sondern in Löcher, aber im Prinzip muss bei beiden Spielen eine Stoßkugel auf einen Haufen anderer so geschossen werden, dass diese in bestimmte Richtungen laufen. Niemand käme wohl auf den Gedanken, Billard als lächerliche Ableitung eines Kinderspiels zu klassifizieren, obwohl es sich ursprünglich ganz sicher daraus herleitet.
Ein Mann mit blauem T-Shirt stößt Murmeln auf einem rötlichen Sandplatz.
Die 20. Deutsche Murmelmeisterschaft auf dem Sportplatz von Hatten in Niedersachsen.© picture alliance / dpa / Ingo Wagner

Murmel-Boule

Eine große Zielmurmel und je eine Spielmurmel pro Spieler. Die große Murmel wird von der Spiellinie ausgeworfen. Alle Spieler versuchen nun mit ihrer Spielmurmel die große zu treffen. Trifft keiner, gibt es eine zweite Runde von der Stelle aus, wo die eigene Murmel liegt. Wer als erster trifft, bekommt von jedem Mitspieler eine Murmel, und das Spiel beginnt von vorn.

Murmelbahn

An eine Wand wird ein Brett schräg aufgestellt. Der erste Spieler lässt seine Murmel darauf herunterrollen. Der Zweite schickt seine Murmel hinterher und versucht, die Erste zu treffen. Trifft er, darf er beide nehmen. Wenn nicht, bleiben beide für den nächsten Spieler liegen. Der darf nun alle nehmen, wenn er eine trifft.

Werfen

Eine Kuhle wird mit dem Absatz in den Boden gedreht. Der erste Spieler bekommt den Einsatz von allen und versucht nun diese Murmel mit einem Mal in das Loch zu werfen. Was in der Kuhle liegt, darf er behalten. Was daneben geht, bekommt der nächste Spieler. Der wirft nun mit den restlichen Murmeln und so weiter.
Vier Murmeln aus Stein liegen auf rotem Hintergrund.
Murmeln (um 1500), die bei Ausgrabungen im Elternhaus Martin Luthers in Mansfeld gefunden wurden.© picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt

Das vollständige Manuskript zu diesem Beitrag finden Sie hier als PDF zum Nachlesen.

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