"Kinderlosigkeit ist Teil der Kultur in Deutschland geworden"

Der Sozialwissenschaftler Steffen Kröhnert vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung sieht in den neuesten Zahlen zu kinderlosen Frauen eine gute Grundlage für weitere Untersuchungen.
Kröhnert sagte, bisher sei die Zahl der Kinder pro Frau nie genau erfasst worden, so dass es nur annähernde Zahlen gegeben habe. Zwar entsprächen die Ergebnisse des aktuellen Mikrozensus grundsätzlich einer stichprobenartigen Untersuchung von 2007, es gebe jetzt aber eine neue Datengrundlage für Forscher. Aufgrund der Vielzahl der Fälle könnten nun zum Beispiel Veränderungen in den einzelnen Altersgruppen und Regionen sowie die Entwicklung bei Frauen mit Migrationshintergrund untersucht werden. "All diese sehr detaillierten Auswertungen, die dann erforderlich sind, um natürlich auch Ableitungen zu treffen für Familienpolitik - das geht jetzt erst mit dieser umfangreichen Datengrundlage", betonte Kröhnert.

Als "interessante Erkenntnis" bezeichnete der Wissenschaftler das Untersuchungsergebnis, wonach die niedrige Geburtenrate in Deutschland vor allem daher rührt, dass immer mehr Frauen gar keine Kinder bekommen. Hingegen habe sich die Zahl der Kinder pro Mutter bei den nach 1949 geborenen Frauen kaum verändert. Nach Auffassung Kröhnerts ist "die Lebensform Kinderlosigkeit ( ... ) auch ein Teil der Kultur in Deutschland geworden".

Nach wie vor hätten die meisten Frauen Kinder, betonte Kröhnert. Aber mittlerweile sei ein Fünftel der 40- bis 50-jährigen Frauen kinderlos, "und das ist auch akzeptiert und wird nicht mehr hinterfragt oder angeprangert, wie das in anderen Gesellschaften vielleicht oder in früherer Zeit war."

Sie können das vollständige Gespräch mit Steffen Kröhnert mindestens bis zum 29.12.2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio
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