Kinderleicht das Judentum verstehen

Von Gerald Beyrodt · 01.02.2013
Den Weihnachtsmann kennen auch jüdische Kinder. Aber was hat das Schabbatbrot zu bedeuten? Nea Weissberg erklärt in diesem Kinderbuch verständlich und mit farbenfrohen Bildern jüdische Begriffe, Bräuche und Spielzeug.
Ein Gebetsmantel, ein Traubaldachin, leckere Schabbatbrote, ein Kidduschbecher, also ein Becher zur Heiligung des siebten Tages: Anhand von Gegenständen bringt "Mein erstes jüdisches Bilderbuch" Kindern das Judentum näher. Die Verlegerin Nea Weissberg vom Lichtig-Verlag:

"Mein erstes jüdisches Bilderbuch ist für Kleinkinder gedacht und zeigt die jüdischen Kultgegenstände gezeichnet für Babys und Kleinkinder."

Einen Gegenstand kennen die viele jüdische Kinder schon Baby: die Schabbatkerzen. In der Dämmerung am Freitagabend zündet die Mutter die Kerzen an, spricht oder singt dazu einen Segen.

Jüdische Mutter singt Segen
"Baruch atta adonai eloheinu melech haolam ascher kidschanu bemizwotaw weziwanu lehadlik ner schel schabbat. ..."

Der Segen bedeutet: Gelobt seist Du Ewiger, der uns durch seine Gebote geheiligt hat und uns befohlen hat, das Schabbatlicht anzuzünden. Diese Übersetzung kennen Kleinkinder noch nicht, aber dass die Mutter singt, sobald die Kerzen brennen, wissen sie schon ganz genau. Und sie machen eifrig Wörter wie Baruch nach. Weil das Wort aber schwierig ist sagt manch ein Kind: Bahu.

"54 Mal im Jahr werden die Schabbatkerzen angezündet, das heißt, ein kleines jüdisches Kind wächst in jedem Fall mit Schabbatleuchtern auf, auch in nicht so orthodoxen Familien werden Schabbatleuchter gezündet."

Sobald die Kerzen brennen ist Schabbat. Es herrscht Feiertagsstimmung und Arbeit ist weit weg. Für Kinder ein prägendes Erlebnis.

"Weil ja die Schabbatkerzen nicht weggestellt werden und bis zum Ende das Zimmer erleuchten, was ne sehr schöne Atmosphäre ergibt."

Was ein Weihnachtsbaum ist und was es mit dem Nikolaus auf sich hat, erfahren Kinder in Deutschland fast automatisch. Doch wer einer Minderheitenreligion wie dem Judentum angehört, muss etwas tun damit seine Kinder erfahren, was Kidduschbecher sind und was das kleine Kästchen am Türrahmen zu bedeuten hat: die Mesusa.

Da Eltern leicht ins Schwitzen geraten, wenn sie ihren Kindern etwas erklären müssen, enthält das Bilderbuch auch ein Glossar mit Erklärungen zu den Gegenständen. Immer noch sind Kinderbücher zu jüdischen Themen selten in Deutschland.
"Dieses ist jetzt seit hundert Jahren das erste Kinderbilderbuch, das es in Deutschland wieder gibt. Normalerweise, die Kinderbilderbücher, die es gibt in Deutschland, kommen aus Amerika oder aus der Schweiz oder aus Frankreich. Und hier bei dieser Malerin Jess Vogel, hat mir gefallen, dass mich ihr Zeichenstil an die Zwanziger, Dreißiger Jahre erinnert. Und das fand ich sehr schön. Hier war der Auftrag, für Kinder farbenfroh zu malen."

So sieht etwa die Challa, der Hefezopf zum Schabbat, so lebensecht aus, als könnten ihn die Kinder sofort anbeißen. Die Idee zum Bilderbuch stammt aus München. Im Familienzentrum Mischpacha haben Eltern und Pädagogen das Konzept zu dem Kinderbuch ausgearbeitet.

Judentum anhand von Gegenständen kennen zu lernen, hat sicher auch für Erwachsene viel Sinn. Denn Gebetsmantel und Kippa viel über Religion und Lebensweise, erinnern Juden an religiöse Gebote. Wer wissen will, was Schabbatleuchter, Mazzebrote oder Kreisel zu bedeuten haben, kommt aus dem Stöbern nicht heraus. Er stößt auf Unmengen von Geschichten, und jede Antwort auf Fragen wirft neue Fragen auf. Wer die Gegenstände aus dem Babybuch wirklich gut kennt, weiß eine Menge.

Nea Weissberg: Mein erstes jüdisches Bilderbuch
Illustrationen: Jess Fogel
Lichtig-Verlag, Berlin 2012
14,90 Euro