Kinder gegen Corona impfen

"Eine schwerwiegende, medizinische Entscheidung"

08:43 Minuten
Ein zwölfjähriges Mädchen wird in einer Arztpraxis von dem Hausarzt Tim Koop mit dem Serum von Biontech/Pfizer geimpft.
Ein zwölfjähriges Mädchen wird in einer Arztpraxis mit dem Serum von Biontech/Pfizer geimpft. © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Ebru Taşdemir im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 29.07.2021
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Einige Politiker fordern von der Ständigen Impfkommission, eine Empfehlung für das Impfen von Kindern ab 12 Jahren auszusprechen. Die Journalistin Ebru Taşdemir hat ihre Kinder impfen lassen – versteht aber auch Eltern, die zögern.*
Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) will Kinder und Jugendliche schon ab zwölf Jahren impfen lassen. Im rbb appellierte sie an die Ständige Impfkommission, eine entsprechende Empfehlung auszusprechen.

Mobile Impfteams an den Schulen

Ministerpräsident Dietmar Woidke und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (beide ebenfalls SPD) hatten sich bereits ähnlich geäußert. Ernst kündigte mobile Impfteams an Oberstufenzentren an. Die Regierung werde alles dafür tun, dass die Schulen nicht erneut geschlossen werden müssten.
Auch Schleswig-Holstein will mobile Impfteams in die Schulen schicken: Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren sollen dort ein Impfangebot erhalten. Dabei hat die Impfkommission den Piks für 12- bis 17-Jährige bisher nur für Jugendliche mit Vorerkrankungen empfohlen.*
In Mecklenburg-Vorpommern dagegen sollen in den Schulen erstmal nur Impfungen für Jugendliche ab 16 Jahren angeboten werden, sagt Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) [AUDIO]. Damit habe man bereits vor den Sommerferien an den beruflichen Schulen begonnen.

Für Herdenimmunität und Schutz im Unterricht

Die Journalistin Ebru Taşdemir hat ihre Kinder impfen lassen. Sie habe da keine Zweifel gehabt, betont sie. Ansonsten könne die Herdenimmunität in Deutschland einfach nicht erreicht werden. Außerdem gehe es darum, den Schutz der Kinder in der Schule zu gewährleisten.
Eine einfache Entscheidung war es für sie allerdings auch nicht. "Das Problem ist, dass man immer auf sich selber zurückgeworfen wird", sagt Ebru Taşdemir.
International, in Israel und den USA, werde das Impfen der Jugendlichen empfohlen, in Deutschland hingegen nicht. So eine schwerwiegende medizinische Entscheidung sei aber persönlich nicht einfach zu treffen.
Sie und ihre Kinder hätten die Entscheidung eher emotional getroffen, berichtet die Redakteurin: "Super, dann können wir die Großeltern wieder umarmen!" Seitdem alle geimpft seien, sei von der Familie eine Last abgefallen, sagt Taşdemir.

Ungeimpfte Kinder schützen

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Bettina Martin appelliert vor allem an die Eltern, sich auch wegen ihrer Kinder impfen zu lassen, solange die Ständige Impfkommission die Impfung noch nicht generell für die Jüngeren empfiehlt:
"Der wichtigste Schutz für den Präsenzunterricht in den Schulen ist, dass sich die Eltern impfen lassen. Da brauchen wir jetzt noch mehr Beteiligung, dass wir in dieser Altersgruppe noch eine besser Impfquote kriegen."
Um den Präsenzunterricht abzusichern, gebe es außerdem schon eine "enorm hohe Impfquote" von etwa 90 Prozent unter den Lehrkräften und anderen Beschäftigten an den Schulen. Zudem würden in Mecklenburg-Vorpommern CO2-Ampeln für die Klassenräume angeschafft, die signalisierten, wann gelüftet werden muss.
Ende Mai war der von Biontech/Pfizer entwickelte mRNA-Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen worden. Andere Impfstoffe für Kinder und Jugendliche befinden sich nach Angaben der Ständigen Impfkommission derzeit noch in der klinischen Prüfung.
(ahe)
*Redaktioneller Hinweis: Eine Altersangabe wurde korrigiert.
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