Killerspiele und Gewaltvideos -
Zwei Pistolen, ein Gewehr, über ein Dutzend Rohrbomben, Molotowcocktails, im Auto eine Machete - und sogar im Elternhaus jede Menge Sprengstoff. Der 18-jährige Amokläufer von Emsdetten verfügte über ein erstaunliches Arsenal. Von einer "neuen Qualität der Brutalität", spricht da etwa Konrad Freiberg, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Und nicht nur die Exekutive stellt sich die Frage, wie es denn möglich ist, dass sich ein Heranwachsender trotz strengster Waffengesetze so aufmunitionieren konnte.
Wie also war es möglich? Und kann die Politik irgendetwas dagegen tun? Brauchen wir schärfere Gesetze? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, ist es notwendig, einen Blick auf die Datenspuren zu werfen, die Bastian B. im Internet hinterließ, ehe er sich nach seinem Amoklauf selbst erschoss. Hier konnte der sozial gestörte Waffenfreak ja nicht nur bei Killerspielen den starken Jungen markieren und sich emotional aufladen, er konnte sich - und das ist ja viel erstaunlicher –auch mit ein paar Mausklicks Waffen besorgen –zum Teil völlig legal.
Unter seinem Pseudonym "ResistantX" erwarb der 18-Jährige etwa Pistolen von einem Dortmunder Online-Auktionshaus. Von einer anderen Tauschbörse holte er sich Schwarzpulver. Auch die Baupläne für seine selbst gebastelten Rohrbomben bezog Bastian B. aus dem Netz. Er surfte dafür aber keine konspirativen Websites von bösen Terroristen an, sondern klickte sich durch einschlägige Internet-Stammtische deutscher Chemiker. Manche erklärten ihm freimütig, wie er den "Dünger von der Oma" mit einer kleinen Batterie scharfmachen könne. Nur manche warnten ihn vor den Gefahren solcher Elaborate. Neben diesen Einkäufen tummelte er sich in virtuellen Jugendklubs und klagte dort öffentlich sein Leid.
Was sagen uns diese Datenspuren? Kann der deutsche Gesetzgeber hier eingreifen? Kaum. Denn wir müssen erkennen: Nicht nur die Wirtschaft, auch die Freizeit heranwachsender Kinder findet heute zunehmend in einer globalisierten Welt statt, die man durch Gesetze kaum noch regulieren kann. Die Kinderzimmer haben sich eben auch weltweit vernetzt. Spielte man früher im Wald mit Nachbars Kindern Räuber und Gendarm, so kann ein Heranwachsender heute per Internet anonym mit tausenden Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt treten, um mit ihnen zu spielen, Unsinn zu treiben oder sich eben auch zu radikalisieren.
Man muss diese neue Jugendkultur nicht verteufeln. Aber man muss sehen, dass diese anonyme, grenzenlose Welt für Jugendliche auch sehr große Gefahren birgt. Nicht nur die Vernetzung, sondern auch die Nähe von realer und virtueller Welt kann ja schon Erwachsene völlig überfordern. Da tauchen Kids eben mal in Gewaltwelten ein, in der sie selbst mitspielen dürfen. Und dann sind es nur noch ein paar Klicks und schon können sie Waffen-Läden in aller Welt ansurfen.
Es mag ja in diesen Internetgeschäften offiziell strenge Auflagen für den Erwerb von Waffen geben. Doch es tummeln sich in ihren angeschlossenen Portalen und Chatrooms eben auch Narren und Psychopathen, die man früher nicht so leicht treffen konnte. Alleine das Dortmunder Waffenauktionshaus E-gun.de, bei dem der Amokläufer aus Emsdetten kaufte, hat über 200.000 registrierte Besucher. Es werden wohl nicht nur "Schützen, Angler und Jäger" sein, wie es auf der Webpage heißt.
Schon vor Jahren hatten Waffengegner in den USA auf diesen florierenden Handel hingewiesen - und auf die Gefahr, dass strenge nationale Waffengesetze von Händlern und Kids spielend leicht umgangen werden können. In großen Reportagen schilderte etwa die Washington Post, wie sich Schüler in amerikanischen Kleinstädten per Post ganze Pakete mit Munition und Waffen zustellen ließen - um dann jene Spiele nachzustellen, die sie in der virtuellen Welt gelernt hatten. Der Postbote hatte die Fracht ahnungslos abgeliefert.
Man kann jetzt natürlich den starken Staat in die Pflicht nehmen, ein internationales Verbot von Online-Waffenbörsen und von Killerspielen fordern. Dagegen ist nicht viel einzuwenden. Doch ändern wird sich - wegen der grenzenlosen Weiten des Internet - so gut wie nichts. Denn im Internet wird es immer auch eine mysteriöse Unterwelt geben, die Pubertierende anzieht.
Es muss auch ein anderer Weg beschritten werden. Vor allem Eltern müssen begreifen, dass sie, wenn sie schon die Kinderzimmer mit Computern voll rammeln, gefälligst auch darauf zu achten haben, welche Websites ihre Kinder ansurfen. So wie Eltern gelegentlich darauf schauen sollten, mit wem ihre Kinder eigentlich die Freizeit verbringen und in welchen Clubs sie abhängen, so müssen sie heute ein Auge darauf werfen, welche Spielkameraden sie im Internet treffen und in welchen virtuellen Läden sie ihr Taschengeld ausgeben. Der Computer ist eben kein Fernseher, bei dem irgendein Programm abläuft. Im Internet erschaffen sich Kids ihre eigenen Welten und Geschichten: mal sind sie real, mal virtuell. Im schlimmsten Fall enden sie tödlich.
Unter seinem Pseudonym "ResistantX" erwarb der 18-Jährige etwa Pistolen von einem Dortmunder Online-Auktionshaus. Von einer anderen Tauschbörse holte er sich Schwarzpulver. Auch die Baupläne für seine selbst gebastelten Rohrbomben bezog Bastian B. aus dem Netz. Er surfte dafür aber keine konspirativen Websites von bösen Terroristen an, sondern klickte sich durch einschlägige Internet-Stammtische deutscher Chemiker. Manche erklärten ihm freimütig, wie er den "Dünger von der Oma" mit einer kleinen Batterie scharfmachen könne. Nur manche warnten ihn vor den Gefahren solcher Elaborate. Neben diesen Einkäufen tummelte er sich in virtuellen Jugendklubs und klagte dort öffentlich sein Leid.
Was sagen uns diese Datenspuren? Kann der deutsche Gesetzgeber hier eingreifen? Kaum. Denn wir müssen erkennen: Nicht nur die Wirtschaft, auch die Freizeit heranwachsender Kinder findet heute zunehmend in einer globalisierten Welt statt, die man durch Gesetze kaum noch regulieren kann. Die Kinderzimmer haben sich eben auch weltweit vernetzt. Spielte man früher im Wald mit Nachbars Kindern Räuber und Gendarm, so kann ein Heranwachsender heute per Internet anonym mit tausenden Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt treten, um mit ihnen zu spielen, Unsinn zu treiben oder sich eben auch zu radikalisieren.
Man muss diese neue Jugendkultur nicht verteufeln. Aber man muss sehen, dass diese anonyme, grenzenlose Welt für Jugendliche auch sehr große Gefahren birgt. Nicht nur die Vernetzung, sondern auch die Nähe von realer und virtueller Welt kann ja schon Erwachsene völlig überfordern. Da tauchen Kids eben mal in Gewaltwelten ein, in der sie selbst mitspielen dürfen. Und dann sind es nur noch ein paar Klicks und schon können sie Waffen-Läden in aller Welt ansurfen.
Es mag ja in diesen Internetgeschäften offiziell strenge Auflagen für den Erwerb von Waffen geben. Doch es tummeln sich in ihren angeschlossenen Portalen und Chatrooms eben auch Narren und Psychopathen, die man früher nicht so leicht treffen konnte. Alleine das Dortmunder Waffenauktionshaus E-gun.de, bei dem der Amokläufer aus Emsdetten kaufte, hat über 200.000 registrierte Besucher. Es werden wohl nicht nur "Schützen, Angler und Jäger" sein, wie es auf der Webpage heißt.
Schon vor Jahren hatten Waffengegner in den USA auf diesen florierenden Handel hingewiesen - und auf die Gefahr, dass strenge nationale Waffengesetze von Händlern und Kids spielend leicht umgangen werden können. In großen Reportagen schilderte etwa die Washington Post, wie sich Schüler in amerikanischen Kleinstädten per Post ganze Pakete mit Munition und Waffen zustellen ließen - um dann jene Spiele nachzustellen, die sie in der virtuellen Welt gelernt hatten. Der Postbote hatte die Fracht ahnungslos abgeliefert.
Man kann jetzt natürlich den starken Staat in die Pflicht nehmen, ein internationales Verbot von Online-Waffenbörsen und von Killerspielen fordern. Dagegen ist nicht viel einzuwenden. Doch ändern wird sich - wegen der grenzenlosen Weiten des Internet - so gut wie nichts. Denn im Internet wird es immer auch eine mysteriöse Unterwelt geben, die Pubertierende anzieht.
Es muss auch ein anderer Weg beschritten werden. Vor allem Eltern müssen begreifen, dass sie, wenn sie schon die Kinderzimmer mit Computern voll rammeln, gefälligst auch darauf zu achten haben, welche Websites ihre Kinder ansurfen. So wie Eltern gelegentlich darauf schauen sollten, mit wem ihre Kinder eigentlich die Freizeit verbringen und in welchen Clubs sie abhängen, so müssen sie heute ein Auge darauf werfen, welche Spielkameraden sie im Internet treffen und in welchen virtuellen Läden sie ihr Taschengeld ausgeben. Der Computer ist eben kein Fernseher, bei dem irgendein Programm abläuft. Im Internet erschaffen sich Kids ihre eigenen Welten und Geschichten: mal sind sie real, mal virtuell. Im schlimmsten Fall enden sie tödlich.