Kennedy-Gedenken

"Zeig diesen Texanern, was echt guter Stil ist"

Von Arno Orzessek · 21.11.2013
Was sie anziehen solle, fragte die First Lady vor der Reise nach Dallas - die Antwort des Präsidenten überliefert ein Zürcher Feuilleton. Daselbst erinnert sich Regisseur Oliver Stone an seinen Film "JFK" und findet, dass die USA an das Apartheid-Regime erinnern.
"Kennedy hatte mehr Eier als Obama." Diese genital gewagte, aber metaphorisch verständliche Behauptung stellt in der Tageszeitung DIE WELT der Regisseur Oliver Stone auf, der in dem Film "JFK – Tatort Dallas" von 1991 den berühmt-berüchtigten militärisch-industriellen Komplex für das Attentat verantwortlich gemacht hat… und das auch heute noch tut: "Wir haben den Punkt [damals] getroffen."
Für Anhänger der Einzeltätertheorie, die besagt, dass das Attentat komplett auf die Kappe von Lee Harvey Oswald geht, sind Abweichungen von der Orthodoxie natürlich Frevel.
Und so könnte Oliver Stone in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG nachlesen, dass er mit seiner "aberwitzigen Verschwörungstheorie" nicht weniger als "die Köpfe der halben Welt" verwirrt habe. Diese Meinung vertritt NZZ-Autor Manfred Schneider.
Doch zurück zum Stone-Interview, das vor allem um den heutigen Zustand der USA kreist – den der Regisseur finster findet:
"In gewisser Weise erinnern mich die Vereinigten Staaten an das Apartheid-Regime in seiner letzten Phase. Die Weißen versuchen zu verhindern, dass die Farbigen wählen. Dazu passt es, dass der Supreme Court die Rassismus-Schutzklausel im Wahlrecht gekippt hat. Und bei uns weitverbreitet ist die Praxis des ˈGerrymanderingˈ: Wahlkreise werden so zugeschnitten, dass Weiße gewinnen",
beklagt Oliver Stone.
Die erwähnte NZZ offeriert übrigens noch einen weiteren Kennedy-Artikel ("Die Farbe Rosa"), in dem Andrea Köhler über das Chanel-Kostüm schreibt, das Jackie Kennedy trug, als ihr Mann erschossen wurde.
"Am Tag vor der Reise nach Dallas, berichtet ihre persönliche Sekretärin Mary Barelli Gallagher, habe sie ihren Mann gefragt, was sie am nächsten Tag tragen solle. ‚Be simple‘, lautete John F. Kennedys Antwort, ‚show these Texans what good style really is.’"
NZZ-Autorin Köhler übersetzt nicht, dass der Präsident damals seine Frau ermutigt hat, diesen Texanern mal zu zeigen, was echt guter Stil ist… Zitiert aber Jackies Erinnerungen an den Moment, in dem John von der Kugel getroffen wurde:
"Während ich ihn anschaute, konnte ich einen Teil seines Schädels sehen, und ich erinnere mich, dass er fleischfarben war."
Wir verlassen Dallas, bleiben aber beim Komplex "Dichtung und Wahrheit".
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erklärt Sonja Zekri, dass der Nahe Osten besonders anfällig für manipulative Propaganda sei – und gibt dieses Beispiel:
"Sex, Islam und Krieg, das bleibt ein fast sicherer Köder für die Medien. Zuletzt nutzte dies der tunesische Innenminister Lotfi bin Dschido, als er im September eine haarsträubende Kunde tat: Junge Frauen aus Tunesien reisen in Scharen nach Syrien, um den unversorgten Dschihadisten dort zu Willen zu sein […]. [bin Dschido sagte:] ‚Tunesische Mädchen werden zwischen 20, 30 und 100 Rebellen getauscht und kommen zurück mit der Frucht dieser sexuellen Kontakte im Namen des sexuellen Dschihad.‘"
Laut SZ-Autorin Zekri haben Reporter allerdings bislang keine Opfer des Sex-Dschihads ausfindig machen können. Vieles spreche dafür, dass bin Dschido mit der krassen Story die Hardcore-Islamisten im eigenen Land diskreditieren wollte.
Eine Frau für hundert geile Männer…
Das passt fraglos zur Vorstellungswelt der Alice Schwarzer, mit der sich Dagmar Rosenfeld in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG befasst:
"Das Verführerische an ihrem Feminismus ist, dass er einfache Antworten auf eine immer komplexer werdende gesellschaftliche Wirklichkeit gibt. Schwarzer arbeitet sich nach wie vor an der vermeintlichen patriarchalischen Verschwörung ab. In ihrer Welt ist die Grenze zwischen Gut und Böse eindeutig definiert: […] Männer sind Täter, Frauen sind Opfer."
So Rosenfeld in der FAZ.
Liebe Hörer, den wirklich lustigen James Joyce-Witz, den Stephen King in der SZ erzählt, lesen Sie bitte selbst nach. Unsere Zeit ist um. Hier nur noch Kings Begründung, warum Schreiben toll ist:
"Mit dem Schreiben verhält es sich nicht anders als mit Sex: [Noch] Der schlechteste Sex, den ich je hatte, war phantastisch."
In diesem Sinne: Greifen Sie zum Griffel!