Keith Richards über sein Leben

Jagger, Mozart und eine Gastrolle in "Fluch der Karibik"

Keith Richards (links) an der Seite von Johnny Depp in "Fluch der Karibik 3" (2007)
Keith Richards (links) an der Seite von Johnny Depp in "Fluch der Karibik 3" (2007). © ©Buena Vista Pictures/Courtesy
Von Marcel Anders · 18.12.2018
Keith Richards und Mick Jagger stehen seit Jahrzehnten als Teil der "Rolling Stones" auf der Bühne. Nun feiert Richards seinen 75. Geburtstag und sinniert über seine Hassliebe zu Jagger und verrät, wieso er eine Gastrolle in "Fluch der Karibik" hatte.
"Die vielen Versionen von dem, der ich angeblich bin, bringen mich zum Lachen. Ich höre zum Beispiel morgens gerne Mozart – während einige Leute meinen: ’Der zerstört doch alles, was er sieht.’ Im Ernst: Ich wäre garantiert nicht, wo ich jetzt bin, wenn ich mich nur den Sinnesfreuden hingeben würde. Die mag ich ebenfalls, aber: Ich bin auch ein Beobachter. Ich verfolge alles und höre mir alles an, weil das bei einem Songwriter dazugehört. Es ist Teil des Jobs."
Keith Richards sieht sich auf ein Klischee reduziert. Eines, das er selbst zu verantworten hat: Er ist seit 56 Jahren Gitarrist der dienstältesten und erfolgreichsten Rock-Band der Welt. Hat 250 Millionen Tonträger verkauft, Welthits geschrieben, Stadien gefüllt, aber auch heftigen Alkohol- und Drogenmissbrauch betrieben. Deswegen sieht er heute aus wie ein Zombie und spricht zum Teil unverständliches Kauderwelsch. Aber er wähnt sich immer noch auf einer Mission – seiner Mission:
"Es gibt Jungs, die über die Jahre ihren Enthusiasmus verlieren. Aber das gilt nicht für mich. Musik ist etwas, das mich trägt – einfach, weil es sich toll anfühlt, zu wissen, dass es da draußen Millionen Menschen gibt, die sie ebenfalls genießen. Von daher könnte man sagen: Ich muss das tun, weil da eine Nachfrage herrscht."

"Die Band ist mir schon Struktur genug"

Rock'n'Roll als Lebensinhalt, aber irgendwie auch als Fluch. Denn Richards hat nie etwas anderes gemacht, und – das weiß er selbst am besten – er wäre nichts ohne seinen Sänger, Co-Autor und ewigen Gegenpol: Mick Jagger. Den kennt er seit seinem 4. Lebensjahr. Und die beiden verbindet eine regelrechte Hassliebe.
"Mick muss ständig beschäftigt sein, während ich gerne freimache. Das ist der Hauptunterschied zwischen uns. Mick muss immer wissen, wann er aufsteht und wer ihn morgens anruft. Ich hingegen schalte das Telefon aus und stehe auf, wann es mir gefällt. Außerdem ist Mick einer dieser Typen, die ins Fitnessstudio rennen, die eine gewisse Struktur im Leben brauchen. Ich dagegen hasse das. Die Band ist mir schon Struktur genug."
Doch Richards ist nicht nur ein Rock-Animal, er hat auch vier Kinder, er malt, er liest, er interessiert sich für Geschichte und Politik. Zudem ist er ein spannender Gesprächspartner, wegen seiner Lebenserfahrung, seines trockenen Humors und seiner Anekdoten. Etwa Stürze von der Bibliotheksleiter oder der Kokospalme, aber auch Filmauftritte in "Fluch der Karibik" an der Seite von Johnny Depp.

"Johnny und ich sind ziemlich gute Freunde"

"Johnny rief an, bevor der erste Teil erschienen ist. Er meinte: ’Ich sage es dir besser jetzt, aber im Grunde spiele ich dich.’ Und ich finde, da hat er einen guten Job geleistet. Dann meinte er: ’Willst du beim nächsten mitmachen?’ Und ich: ’Ja, als dein Vater.’ So fing das an. Johnny und ich sind ziemlich gute Freunde. Ich trage zum Beispiel gerade seine Stiefel – und er wahrscheinlich meine."
Ein 75-Jähriger mit grünen Doc Martens ist immer cool. Erst recht, wenn er sich auf der Bühne regelmäßig mit breitem Grinsen verspielt – selbst bei Stücken, die er seit Mitte der 60er kennt. 2019 geht es wieder auf Konzertreise und sogar ins Studio. Denn einfach so aufgeben, wäre bei den Stones undenkbar.
"Ich bin sehr dankbar, dass ich immer noch hier bin und ich werde so lange spielen, wie ich das hinkriege und wie die Leute das sehen wollen. Vielleicht sogar, bis ich auf der Bühne umkippe. Aus diesem Bus, mit dem ich hier fahre, steige ich definitiv nicht vor der Endstation aus."
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