Keine Sternstunden
Respekt vor den Politikern: Fünf europäischen und arabischen Staatsoberhäuptern und einer Unzahl aktiver oder abgewählter Prominenz, die bei der feierlichen Spielzeiteröffnung in der Mailänder Scala so viel Interesse und Aufmerksamkeit gegenüber Richard Wagners "Tristan und Isolde" zeigten.
Immerhin ist diese handlungsarme Oper über zwei selbstmordsüchtige Liebende fast sechs Stunden lang, musikalisch spröde und komplex. Intendant Stephane Lissner hat aber für seine erste von ihm vollständig verantwortete Spielzeit an der Scala gerade diese Oper programmatisch gewählt, wollte er doch damit sein renommiertes, aber ein wenig traditionalistisches Opernhaus an das europäische Regietheater anschließen.
Er ging dabei taktisch klug, jedes Risiko vermeidend vor. Hatte Lissner im letzten Jahr noch der italienischen Tradition und seinem Altmeister Zefirelli, dem er "Aida" anvertraute, die Reverenz erwiesen - war nun als Gegenpol Patrice Chereau vorgesehen, der vor Jahrzehnten mit seinem Bayreuther "Jahrhundert-Ring" das Musiktheater revolutionierte.
Die seinerzeit erbittert bekämpfte Inszenierung ist inzwischen klassisch geworden, und kontroverse politische Deutungen gibt im Gegensatz zum "Ring der Nibelungen" das psychoanalytische "Kammerspiel" "Tristan und Isolde" nicht her. Beeindruckend die riesige hohe Steinmauer - ehemalige Fensteröffnungen und Schießscharten sind wieder zugemauert, die das Bühnenbild von Richard Peduzzi bestimmt.
Eine Öffnung mit breitwinkeligem Giebel lässt die Fähe von Irland einfahren, die Öffnung erweitert mit hohen Zypressen die nächtliche Begegnung von Tristan und Isolde zum Garten, die Öffnung in der Mauer ist schließlich das Tor in Kareol, das man vor dem Tristan nachsetzenden König Marke schließen will.
Meisterhaft und bewundernswert subtil, wie Chereau die ambivalenten Gefühle der Liebenden und die latent homoerotischen ihrer Getreuen und Rivalen darzustellen weiß: Liebes- und Todessehnsucht, Liebe und Verletzung, Verfallen-Sein und Distanz, Unterwerfung und Stolz.
Für das neue Programm der Scala steht auch der neue musikalische Leiter, Daniel Barenboim, wenngleich er nicht die Machtfülle wie sein Vorgänger Riccardo Muti, der auch künstlerischer Leiter gewesen war, hat. Barenboim wurde mit frenetischem Applaus in Mailand überschüttet, auch er ist mit "Tristan und Isolde" kein Risiko eingegangen, schließlich hat Barenboim diese Oper schon in zwei Inszenierungen in Bayreuth (Jean Pierre Ponelle und Heiner Müller) dirigiert.
Aber die Sternstunden, die das Mailänder Orchester, wenn es unter Riccardo Muti etwa Wiener Klassik oder das italienische Repertoire musizierte, bietet, erlebte man diesmal nicht, es gab zwar betörende Klangflächen etwa im dritten Akt, aber über weite Strecken schien Wagner nur exekutiert und Ekstase mit fortissimo gleichgesetzt.
Kein Risiko auch bei den Sängern: Ian Storey und Waltraud Meier sind in ihren Rollen lange erprobt und vielleicht sogar die besten Vertreter dieser Partie, sie wissen auch ökonomisch mit ihren Stimmen bei diesen mörderischen Partien umzugehen, wenngleich Storey erst im Mittelteil sich durchsetzen konnte und Meiers Mittellage manchmal irritierte.
Doch sind sie nicht nur vorzügliche Sänger, sondern spannungsreich und sehr glaubhaft in ihrem Spiel. Ein alter Routinier am Rande berührte aber besonders: Matti Salminen als Marke; zwar musste er sich immer wieder räuspern, sang aber weich, ergreifend und doch bestimmt den verratenen König.
Er ging dabei taktisch klug, jedes Risiko vermeidend vor. Hatte Lissner im letzten Jahr noch der italienischen Tradition und seinem Altmeister Zefirelli, dem er "Aida" anvertraute, die Reverenz erwiesen - war nun als Gegenpol Patrice Chereau vorgesehen, der vor Jahrzehnten mit seinem Bayreuther "Jahrhundert-Ring" das Musiktheater revolutionierte.
Die seinerzeit erbittert bekämpfte Inszenierung ist inzwischen klassisch geworden, und kontroverse politische Deutungen gibt im Gegensatz zum "Ring der Nibelungen" das psychoanalytische "Kammerspiel" "Tristan und Isolde" nicht her. Beeindruckend die riesige hohe Steinmauer - ehemalige Fensteröffnungen und Schießscharten sind wieder zugemauert, die das Bühnenbild von Richard Peduzzi bestimmt.
Eine Öffnung mit breitwinkeligem Giebel lässt die Fähe von Irland einfahren, die Öffnung erweitert mit hohen Zypressen die nächtliche Begegnung von Tristan und Isolde zum Garten, die Öffnung in der Mauer ist schließlich das Tor in Kareol, das man vor dem Tristan nachsetzenden König Marke schließen will.
Meisterhaft und bewundernswert subtil, wie Chereau die ambivalenten Gefühle der Liebenden und die latent homoerotischen ihrer Getreuen und Rivalen darzustellen weiß: Liebes- und Todessehnsucht, Liebe und Verletzung, Verfallen-Sein und Distanz, Unterwerfung und Stolz.
Für das neue Programm der Scala steht auch der neue musikalische Leiter, Daniel Barenboim, wenngleich er nicht die Machtfülle wie sein Vorgänger Riccardo Muti, der auch künstlerischer Leiter gewesen war, hat. Barenboim wurde mit frenetischem Applaus in Mailand überschüttet, auch er ist mit "Tristan und Isolde" kein Risiko eingegangen, schließlich hat Barenboim diese Oper schon in zwei Inszenierungen in Bayreuth (Jean Pierre Ponelle und Heiner Müller) dirigiert.
Aber die Sternstunden, die das Mailänder Orchester, wenn es unter Riccardo Muti etwa Wiener Klassik oder das italienische Repertoire musizierte, bietet, erlebte man diesmal nicht, es gab zwar betörende Klangflächen etwa im dritten Akt, aber über weite Strecken schien Wagner nur exekutiert und Ekstase mit fortissimo gleichgesetzt.
Kein Risiko auch bei den Sängern: Ian Storey und Waltraud Meier sind in ihren Rollen lange erprobt und vielleicht sogar die besten Vertreter dieser Partie, sie wissen auch ökonomisch mit ihren Stimmen bei diesen mörderischen Partien umzugehen, wenngleich Storey erst im Mittelteil sich durchsetzen konnte und Meiers Mittellage manchmal irritierte.
Doch sind sie nicht nur vorzügliche Sänger, sondern spannungsreich und sehr glaubhaft in ihrem Spiel. Ein alter Routinier am Rande berührte aber besonders: Matti Salminen als Marke; zwar musste er sich immer wieder räuspern, sang aber weich, ergreifend und doch bestimmt den verratenen König.