Keine Spur von Kulturabbau
Von Beate Weides · 03.09.2007
50 Jahre lang diente in der Stadt Siegen ein Provisorium als städtische Bühne: eine Schulaula. Doch jetzt hat es in Siegen mit kräftiger Unterstützung durch engagierte Bürger und das Land endlich geklappt, wenigstens ein vernünftiges Theater zu bauen: Am Wochenende eröffnete mitten im Zentrum das Apollo-Theater, ein Neubau hinter der historischen Fassade eines traditionsreichen Kinos. Zur Eröffnung gastierte die Deutsche Oper am Rhein mit "Le Nozze di Figaro".
Frau: "Es war so fast unwirklich. Mir hat es sehr gut gefallen, allein schon das zu erleben, das erste Mal hier in diesem Haus, das ist wunderbar."
Mann: "Unwahrscheinlich, ich bin begeistert von der Aufführung, aber auch von dem Theater und von der Akustik, das ist Wahnsinn, ganz toll."
Frau: "Vor allen Dingen hat es mir auch so gut gefallen, dass es ein wunderbares Gefühl von Nähe war, das ist ein ganz intensives Gefühl gewesen, weil es ein kleines Opernhaus ist."
Mann: "Wir sind grad nur hier reingeschlüpft, wir bewundern das Foyer nur, was lief denn heut Abend?"
Beide Vorstellungen des "Figaro" in der Inszenierung von Tobias Richter am Samstag und Sonntag waren bis auf den letzten der 520 Plätze ausverkauft. Und weil das neue Theater mitten in der Innenstadt liegt, mischten sich unter die Opernbesucher auch Passanten, die sich das neue Haus einfach nur mal angucken wollten.
Ein halbes Jahrhundert hatten Theaterfreunde in der Stadt für ein vernünftiges Schauspielhaus gekämpft. Mehrere Anläufe für einen Theaterneubau in der Kreisstadt mit heute 105.000 Einwohnern scheiterten. Nah dran war man Ende der 1970er Jahre, als der Schweizer Stararchitekt Claude Paillard mit einem Entwurf beauftragt wurde. Weil er aber zu teuer plante, flossen schon bewilligte Landesmittel statt nach Siegen ins benachbarte Lüdenscheid.
Frischen Wind in die leidige Theaterdiskussion brachte Magnus Reitschuster, als er vor zehn Jahren Geschäftsführer des damaligen Kulturkreises Siegerland wurde. Mit einer Abo-Reihe "Out of Aula" verlegte Reitschuster demonstrativ Theater an ungewöhnliche Orte wie Kirchen oder Hochschule und engagierte für eigenproduzierte Stücke professionelle Theaterleute und junge semiprofessionelle Schauspieler aus der Region. Eine neue Chance für ein Theater tat sich auf, als das alte Apollo-Kino aufgegeben wurde.
Magnus Reitschuster, Intendant des Apollo-Theater e.V.:
"Von allen Seiten raunte es, das Apollo-Kino könnte das neue Theater werden, es war so eine kollektive Sehnsucht und nur deswegen hab ich mich für dieses gefährliche, visionäre Unternehmen Apollotheater entschieden und nicht drauf gesetzt, lieber den Spatz in der Hand zu haben, die Stadtbühne ein bisschen besser zu haben, als wieder mit 'ner großen Idee zu scheitern."
Ein engagierter Geschäftsmann initiierte einen neuen Förderkreis, sammelte jahrelang Spenden bei Bürgern und Unternehmen. Das Geld floss in eine private Stiftung, die heute über 2,5 Millionen Euro verfügt. Künftig muss die Bürgerschaft 400.000 Euro jährlich zum Etat des Apollos beisteuern. Nicht zuletzt wegen des hohen bürgerschaftlichen Engagements übernahm das Land Nordrhein-Westfalen 80 Prozent der Gesamtkosten von knapp 17 Millionen Euro für den Neubau hinter historischer Fassade. Für die erste Spielzeit konnte Intendant Magnus Reitschuster die Abozahlen kräftig steigern, das Programm hat er mehr als verdoppelt. An der Mischung aus Bespieltheater und regelmäßigen Eigenproduktionen will das elfköpfige Apollo-Team festhalten:
Magnus Reitschuster: "Das große Dilemma bei Bespieltheater: Da kommt 'ne Truppe und geht wieder. Es entsteht kein Gespräch in der Stadt über Theater. Die Aufführungen werden meist nur ein- oder zweimal gezeigt. Die großen Agonien der etablierten Ensemblebühnen, der Stadttheater sind: Da gibt es nur das eigene Ensemble. Es kommt nichts Fremdes, nichts von außen rein. Und was wir leisten können mit unseren Eigenproduktionen, ist, sozusagen 'ne eigene Identität zu stiften, auch Themen aufzunehmen, die aus der Stadt kommen und auf die Stadt bezogen sind, und andererseits Bühnen einzuladen, die wegweisend sind für die deutsche Theaterlandschaft."
Das Siegener Konzept sei preisgünstig und flexibel. Wenn es mal finanziell nicht so klappe, könne man jederzeit das Programm ein bisschen herunterfahren, so Reitschuster. Die Deutsche Oper am Rhein reist nicht oft, aber regelmäßig in kleinere Städte. Daniel Dollé, der persönliche Mitarbeiter des Generalintendanten, war sehr zufrieden mit dem Gastspiel an der Sieg:
"Weil wir ja absolut überzeugt sind, dass auch mal die Oper den Leuten entgegenkommen muss, nicht nur da in ihrem Tempel sitzen und warten, dass die Leute kommen. Also mit dem Haus hat alles super geklappt."
Mann: "Unwahrscheinlich, ich bin begeistert von der Aufführung, aber auch von dem Theater und von der Akustik, das ist Wahnsinn, ganz toll."
Frau: "Vor allen Dingen hat es mir auch so gut gefallen, dass es ein wunderbares Gefühl von Nähe war, das ist ein ganz intensives Gefühl gewesen, weil es ein kleines Opernhaus ist."
Mann: "Wir sind grad nur hier reingeschlüpft, wir bewundern das Foyer nur, was lief denn heut Abend?"
Beide Vorstellungen des "Figaro" in der Inszenierung von Tobias Richter am Samstag und Sonntag waren bis auf den letzten der 520 Plätze ausverkauft. Und weil das neue Theater mitten in der Innenstadt liegt, mischten sich unter die Opernbesucher auch Passanten, die sich das neue Haus einfach nur mal angucken wollten.
Ein halbes Jahrhundert hatten Theaterfreunde in der Stadt für ein vernünftiges Schauspielhaus gekämpft. Mehrere Anläufe für einen Theaterneubau in der Kreisstadt mit heute 105.000 Einwohnern scheiterten. Nah dran war man Ende der 1970er Jahre, als der Schweizer Stararchitekt Claude Paillard mit einem Entwurf beauftragt wurde. Weil er aber zu teuer plante, flossen schon bewilligte Landesmittel statt nach Siegen ins benachbarte Lüdenscheid.
Frischen Wind in die leidige Theaterdiskussion brachte Magnus Reitschuster, als er vor zehn Jahren Geschäftsführer des damaligen Kulturkreises Siegerland wurde. Mit einer Abo-Reihe "Out of Aula" verlegte Reitschuster demonstrativ Theater an ungewöhnliche Orte wie Kirchen oder Hochschule und engagierte für eigenproduzierte Stücke professionelle Theaterleute und junge semiprofessionelle Schauspieler aus der Region. Eine neue Chance für ein Theater tat sich auf, als das alte Apollo-Kino aufgegeben wurde.
Magnus Reitschuster, Intendant des Apollo-Theater e.V.:
"Von allen Seiten raunte es, das Apollo-Kino könnte das neue Theater werden, es war so eine kollektive Sehnsucht und nur deswegen hab ich mich für dieses gefährliche, visionäre Unternehmen Apollotheater entschieden und nicht drauf gesetzt, lieber den Spatz in der Hand zu haben, die Stadtbühne ein bisschen besser zu haben, als wieder mit 'ner großen Idee zu scheitern."
Ein engagierter Geschäftsmann initiierte einen neuen Förderkreis, sammelte jahrelang Spenden bei Bürgern und Unternehmen. Das Geld floss in eine private Stiftung, die heute über 2,5 Millionen Euro verfügt. Künftig muss die Bürgerschaft 400.000 Euro jährlich zum Etat des Apollos beisteuern. Nicht zuletzt wegen des hohen bürgerschaftlichen Engagements übernahm das Land Nordrhein-Westfalen 80 Prozent der Gesamtkosten von knapp 17 Millionen Euro für den Neubau hinter historischer Fassade. Für die erste Spielzeit konnte Intendant Magnus Reitschuster die Abozahlen kräftig steigern, das Programm hat er mehr als verdoppelt. An der Mischung aus Bespieltheater und regelmäßigen Eigenproduktionen will das elfköpfige Apollo-Team festhalten:
Magnus Reitschuster: "Das große Dilemma bei Bespieltheater: Da kommt 'ne Truppe und geht wieder. Es entsteht kein Gespräch in der Stadt über Theater. Die Aufführungen werden meist nur ein- oder zweimal gezeigt. Die großen Agonien der etablierten Ensemblebühnen, der Stadttheater sind: Da gibt es nur das eigene Ensemble. Es kommt nichts Fremdes, nichts von außen rein. Und was wir leisten können mit unseren Eigenproduktionen, ist, sozusagen 'ne eigene Identität zu stiften, auch Themen aufzunehmen, die aus der Stadt kommen und auf die Stadt bezogen sind, und andererseits Bühnen einzuladen, die wegweisend sind für die deutsche Theaterlandschaft."
Das Siegener Konzept sei preisgünstig und flexibel. Wenn es mal finanziell nicht so klappe, könne man jederzeit das Programm ein bisschen herunterfahren, so Reitschuster. Die Deutsche Oper am Rhein reist nicht oft, aber regelmäßig in kleinere Städte. Daniel Dollé, der persönliche Mitarbeiter des Generalintendanten, war sehr zufrieden mit dem Gastspiel an der Sieg:
"Weil wir ja absolut überzeugt sind, dass auch mal die Oper den Leuten entgegenkommen muss, nicht nur da in ihrem Tempel sitzen und warten, dass die Leute kommen. Also mit dem Haus hat alles super geklappt."