"Keine Parallelstrukturen durch Nothilfe schaffen"

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Uschi Eid, Bündnis 90/Grüne, hat angesichts der Hungersnot im westafrikanischen Niger eine weitgehende Unabhängigkeit der Dritte-Welt-Länder von westlicher Entwicklungshilfe gefordert.
Die Probleme dieser Länder seien nicht durch Entwicklungshilfe zu lösen, sagte Eid im Deutschlandradio Kultur. Zwar seien die reichen Länder in der Pflicht, Nothilfe zu leisten. Allerdings müsse sich diese in die kommunalen Strukturen integrieren, betonte sie.

Wörtlich sagte Eid: "Man muss alles tun, um eine Abhängigkeit zu verhindern. Die Nothilfe darf keine Parallelstrukturen etablieren."

Zu einer langfristigen Hilfe in Niger gehörten Maßnahmen zur Bodenrückgewinnung, Erosionsschutz, Rehabilitierung des Weidelandes, eine klare Wasserpolitik und eine marktwirtschaftliche Landwirtschaftspolitik. Hier sei schon einiges durch deutsche Entwicklungshilfe auf kommunaler Ebene verändert worden.

Um dauerhafte Veränderungen herbeizuführen, bedürfe es aber eines "politischen Willens, der solche Maßnahmen umsetzt", betonte die Grünen-Politikerin. "Zur Lösung dieser Probleme sind die nationalen verantwortlichen Regierungen aufgefordert, die auch dafür gewählt worden sind." Diese müssten die nationalen Gelder in die richtigen Kanäle lenken, unterstrich Eid. "Wir sind bereit, diese Maßnahmen, die von den Regierungen innenpolitisch erarbeitet werden, zu unterstützen." Nur wenn die Aktivität für Veränderungen von den Regionen selbst ausginge, könnten sie nachhaltig wirken, sagte Eid.

Für die drohende Hungerkatastrophe in Niger baue sie auf ein gemeinsames Vorgehen von Organisationen wie UNICEF und Welthungerhilfe. "Ich hoffe, dass eine konzertierte Aktion das Schlimmste verhüten kann." Sie plädierte dafür, dass Spenden an Hilfsorganisationen ohne Zweckbindung überwiesen werden. "Es ist richtig und gut, dass die Menschen spenden. Aber sie sollten daran denken, dass möglicherweise so viel Hilfe zusammen kommt, dass man das Geld dann auch für andere Katastrophen einsetzen darf."
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