"Keine Panik"

Von Ulrike Gondorf |
Udo Lindenberg gibt heute ein Konzert im Bonner Haus der Geschichte. Anlass ist die Eröffnung der Ausstellung "keine Panik - Udo Lindenbergs bunte Republik", die den Mann mit Hut und Sonnenbrille, der im nächsten Jahr 60 wird, zu Museumsehren bringt.
Eine Motorradjacke - schwarz mit roten Streifen - und eine gold glänzende Schalmei in einer Glasvitrine. Das ist das erste, was man sieht in der Sonderausstellung im Haus der Geschichte. Zwei Geschenke, die so gegensätzlich sind wie die beiden Männer, die sie 1987 austauschten: der Rockmusiker Udo Lindenberg und der SED-Vorsitzende Erich Honecker. Lindenberg versuchte es mit einer Charmeoffensive, um ein lang geplantes Projekt zu verwirklichen: eine Tournee für seine Fans in der DDR, die ihm immer verwehrt worden war.

Nicht die gewünschte Tournee-Erlaubnis, sondern das Anwachsen der stattlichen Stasiakte über den - so wörtlich "mittelmäßigen Schlagersänger" mit dem "dekadenten Auftreten" - war die Folge. Wer will, kann in der Ausstellung darin blättern und auch die Korrespondenz mit Honecker nachlesen, der sich betont locker und jovial mit der Schalmei revanchierte und doch hart blieb. Udo Lindenberg als Person der Zeitgeschichte - Dr. Stephanie Jacobs vom Ausstellungsteam sieht da mehrere Aspekte:

Jacobs: "Diese Republik ist mit Sicherheit bunter durch ihn geworden. Er versucht sich mit einer großen Hartnäckigkeit an allen ecken Gesellschaftspol zu engagieren, lässt nicht nach und durch seine Person kommt nicht nur ein bunter fleck in diese manchmal graue Einheitspolitisiererei rein und er hat auch großen erfolg mit diesen Einmischungen."
Nicht nur der Versuch, die Mauer zur DDR im Sonderzug nach Pankow zu durchbrechen, auch Lindenbergs kontinuierliches Engagement mit "Rock gegen rechts" ist in der Ausstellung mit Platten, Plakaten und provokativen Aktionen dokumentiert. Daneben kann man den Sänger auch als Maler kennen lernen, der mit karikaturistischen Schwung vor allem sich selbst auf die Leinwand gebannt hat. Und außerdem kann man auf vielen Fotos und Dokumenten des Werdegang des Musikers verfolgen, der mit 16 als Jazz-Schlagzeuger begann seit 1973 mit seinem Panikorchester Rock mit deutschen Texten produziert und damit einen ganz neuen Weg eingeschlagen hat.

Jacobs: Die Objekte sind zum großen Teil von u.l. selber. Lindenberg wohnt im Hotel Atlantic in Hamburg und hat innerhalb seines von der Größe bescheidenen Apartments eine Kammer, eine Rumpelkammer, die kniehoch und mehr mit den feinsten Dingen zugeschrottet war.

Unter den "Udo-Devotionalen", die die Ausstellungsmacher ans Licht befördert haben, sind mehrere Originalkostüme aus seinen Shows, Fanpost in vielen Sprachen, das silberne, gravierte Zigarettenetui, das ihm Marlene Dietrich geschenkt hat und sein allererstes Schlagzeug mit den verkratzten und ganz abgegriffenen hölzernen Trommelstöcken.

Service:
Keine Panik - Udo Lindenbergs bunte Republik
Haus der Geschichte, Bonn
30.4.-29.5.2005
Dienstag bis Sonntag 9 Bis 19 Uhr