Keine Ostromanze
Für die Salzburger Festspiele bringt die Regisseurin Andrea Breth Fjodor Dostojewskis Werk Schuld und Sühne auf die Bühne. Die Theaterfassung hat Breth selbst geschrieben. Verbrechen und Strafe heißt das auf der Übersetzung von Swetlana Geier basierende Stück, denn der 'Originaltitel' erinnerte die Regisseurin zu sehr an romantische Russlandvorstellungen der westlichen Welt.
"Ich halte dass für einen besonders modernen Roman, geschrieben wurde er 1860. Man ist verblüfft, wie grandios der Dostojewski den modernen Menschen in der Gestalt von Raskolnikov beschreibt."
Der moderne Mensch lebt als gespaltenes Wesen, sagt Andrea Breth, Raskolnikov heißt übersetzt "Spaltung". Die Welt hin zum Guten zu verändern mit einem Mord - auf dieser schizophrenen These der Hauptfigur baut Breth ihren fünfstündigen Abend am Salzburger Landestheater auf:
"Was uns nicht interessiert ist, jetzt den reinen Mordfall zu erzählen. Da gibt es tausend bessere Sachen. Da gibt es unendlich viele gute Filme über Kriminalgeschehen. Sondern uns interessiert der Zustand einer Gesellschaft und ein zweiter sehr wesentlicher Punkt: die Empfindung von Delirium, Wahnvorstellung, Realität, nicht mehr wirklich zu erkennen, was diese Figur umgibt."
Hin und her gerissen zwischen der Unfähigkeit zu lieben und der Zuneigung anderer zu ihm, lässt Regisseurin Breth den von Jens Harzer gespielten Raskolnikov in langen inneren Monologen an sich verzweifeln.
"Dieser Zustand oder diese Entwicklung der Figur - inkludierend - hat mich in einem Masse interessiert, dass ich das derzeit nicht gefunden habe in moderner dramatischer Literatur."
Seit Jahren saß Andrea Breth an der Verdichtung der Romanvorlage für die Bühne, ein pures Abschreiben der Dialoge wäre zu trivial gewesen, hinzugefügt hätte sie aber nichts, sagt sie. Mit dem geplanten Konzept des bulgarischen Autors Dimitre Dinev konnte sie von Anfang an nichts anfangen:
"Ich trage dieses Ding schon so lange in mir herum, dass ich dachte: Nein! Ich hatte mir ein inszenatorisches Konzept geschrieben. Ich gehe jetzt nicht hin und sage, das ist die einzige Möglichkeit das zu inszenieren. Das habe ich sozusagen für die Truppe und für mich geschrieben. Das ist die Arbeit in einem Prozess. Es gab auch gar nichts, wo man hätte sagen können, dann fängt man jetzt da an und geht irgendwo weiter, weil - es war so grundsätzlich von Anfang an etwas vollkommen anderes, dass ich erst gedacht habe, also man macht es gar nicht, bis ich verstanden habe, dass ich es selbst machen muss."
So inszeniert sie auf der realistisch gebauten Bühne zwischen Bretterwänden die neue, ungewohnt raue Übersetzung von Swetlana Geier unter dem ungewohnten Titel "Verbrechen und Strafe". "Schuld und Sühne", dieser traditionelle deutsche Titel klingt nach einer romantischen Vorstellung von Russland, meint Breth. Die psychopatische Entwicklung von Raskolnikov will sie jedoch trotzdem nicht allein negativ verstanden wissen. Sie will,
"dass eben den Menschen, die den Abend dann sehen werden, das eben zum Nachdenken anzubieten. Ich bin ja hier keine Bekehrungsfirma. Das ist etwas, was mich interessiert, weil ich im Verlauf meiner inszenatorischen Tätigkeiten ja auch oft zur vollkommenen Düsternis geneigt habe. Das ist jetzt nicht eine großartige Botschaft, die ich hier vermelden will, nur was ich wichtig finde mittlerweile im Theater, dass wir nicht nur zynisch auf die Welt reagieren und immer nur konstatieren, wie schrecklich alles ist. Das halte ich für relativ leicht. Es ist viel komplizierter und sehr viel wagemutiger, heute zu sagen, es gibt ein Trotzdem. Wie bei Tschechow: Es gibt noch ein Licht am Horizont. Kostenlos naturgemäß nicht."
Der moderne Mensch lebt als gespaltenes Wesen, sagt Andrea Breth, Raskolnikov heißt übersetzt "Spaltung". Die Welt hin zum Guten zu verändern mit einem Mord - auf dieser schizophrenen These der Hauptfigur baut Breth ihren fünfstündigen Abend am Salzburger Landestheater auf:
"Was uns nicht interessiert ist, jetzt den reinen Mordfall zu erzählen. Da gibt es tausend bessere Sachen. Da gibt es unendlich viele gute Filme über Kriminalgeschehen. Sondern uns interessiert der Zustand einer Gesellschaft und ein zweiter sehr wesentlicher Punkt: die Empfindung von Delirium, Wahnvorstellung, Realität, nicht mehr wirklich zu erkennen, was diese Figur umgibt."
Hin und her gerissen zwischen der Unfähigkeit zu lieben und der Zuneigung anderer zu ihm, lässt Regisseurin Breth den von Jens Harzer gespielten Raskolnikov in langen inneren Monologen an sich verzweifeln.
"Dieser Zustand oder diese Entwicklung der Figur - inkludierend - hat mich in einem Masse interessiert, dass ich das derzeit nicht gefunden habe in moderner dramatischer Literatur."
Seit Jahren saß Andrea Breth an der Verdichtung der Romanvorlage für die Bühne, ein pures Abschreiben der Dialoge wäre zu trivial gewesen, hinzugefügt hätte sie aber nichts, sagt sie. Mit dem geplanten Konzept des bulgarischen Autors Dimitre Dinev konnte sie von Anfang an nichts anfangen:
"Ich trage dieses Ding schon so lange in mir herum, dass ich dachte: Nein! Ich hatte mir ein inszenatorisches Konzept geschrieben. Ich gehe jetzt nicht hin und sage, das ist die einzige Möglichkeit das zu inszenieren. Das habe ich sozusagen für die Truppe und für mich geschrieben. Das ist die Arbeit in einem Prozess. Es gab auch gar nichts, wo man hätte sagen können, dann fängt man jetzt da an und geht irgendwo weiter, weil - es war so grundsätzlich von Anfang an etwas vollkommen anderes, dass ich erst gedacht habe, also man macht es gar nicht, bis ich verstanden habe, dass ich es selbst machen muss."
So inszeniert sie auf der realistisch gebauten Bühne zwischen Bretterwänden die neue, ungewohnt raue Übersetzung von Swetlana Geier unter dem ungewohnten Titel "Verbrechen und Strafe". "Schuld und Sühne", dieser traditionelle deutsche Titel klingt nach einer romantischen Vorstellung von Russland, meint Breth. Die psychopatische Entwicklung von Raskolnikov will sie jedoch trotzdem nicht allein negativ verstanden wissen. Sie will,
"dass eben den Menschen, die den Abend dann sehen werden, das eben zum Nachdenken anzubieten. Ich bin ja hier keine Bekehrungsfirma. Das ist etwas, was mich interessiert, weil ich im Verlauf meiner inszenatorischen Tätigkeiten ja auch oft zur vollkommenen Düsternis geneigt habe. Das ist jetzt nicht eine großartige Botschaft, die ich hier vermelden will, nur was ich wichtig finde mittlerweile im Theater, dass wir nicht nur zynisch auf die Welt reagieren und immer nur konstatieren, wie schrecklich alles ist. Das halte ich für relativ leicht. Es ist viel komplizierter und sehr viel wagemutiger, heute zu sagen, es gibt ein Trotzdem. Wie bei Tschechow: Es gibt noch ein Licht am Horizont. Kostenlos naturgemäß nicht."