Keine Normalität in Sicht
Für den 27. November hat die russische Regierung in Tschetschenien Parlamentswahlen angesetzt, die das Bild vom Frieden abrunden sollen. Dabei fehlen alle Voraussetzungen für eine demokratische Wahl wie Presse- oder Meinungsfreiheit. Mit "Weiße Raben" kommt am Donnerstag ein Dokumentarfilm ins Kino, der vom Krieg und den Menschen in Tschetschenien erzählt.
Schätzungsweise 180.000 bis 300.000 Tote hat der letzte, vergessene Krieg am Rande Europas gefordert. Tschetschenien ist bis auf die Grundfesten zerstört. Das kleine Land von der Größe Thüringens ist ein Gefängnis unter freiem Himmel, abgeschottet von der Weltöffentlichkeit.
Wer kann, flieht nach Europa. Vor dem Krieg lebten dort eine Million Tschetschenen, die traditionell islamischen Glaubens sind, und einige Tausend Russen; übrig geblieben ist jetzt nur noch die Hälfte der tschetschenischen Bevölkerung.
Russland verkündet seit einigen Jahren Normalisierung und Frieden, doch nach wie vor wird gemordet, verschleppt, gefoltert. Große Teile des Landes sind zerstört, vermint und ökologisches Krisengebiet. Die Arbeitslosigkeit beträgt 90 Prozent, jedes zweite Neugeborene ist behindert. Doch eine russisch-tschetschenische Mafia von Kriegsprofiteuren schürt den Konflikt beständig. Die internationale Politik hat den Krieg zur inneren Angelegenheit der Atommacht Russland erklärt. Die Menschenrechtsorganisationen versagen. Dabei wird in Tschetschenien, wie Andre Glucksman vor kurzem in Berlin bei einem nicht-öffentlichen Treffen mit tschetschenischen Exilpolitikern sagte, auch über unsere Freiheit entschieden.
Der Wahnsinn dauert an. Für den 27. November hat die russische Regierung Parlamentswahlen angesetzt, die das Bild vom Frieden in Tschetschenien abrunden sollen. Die amtierende Moskautreue tschetschenische Regierung soll weitere Vollmachten erhalten. Die russische Armee tritt in den Hintergrund, sie überlässt das dreckige Geschäft den von ihnen gestützten tschetschenischen Einheiten, insbesondere der mehrere tausend Mann starken Truppe von Vizepremier Ramsan Kadyrow, dem eigentlichen Herrscher Tschtscheniens.
Alle Voraussetzungen für freie demokratische Wahlen fehlen: Es gibt keine Presse- oder Meinungsfreiheit. Keine der angetretenen und zugelassenen Parteien vertritt das Ziel der Unabhängigkeit, das immer noch von einem Großteil der Bevölkerung unterstützt wird. Klar ist schon jetzt, dass das Ergebnis, wie auch bei den Präsidentschaftswahlen, manipuliert sein wird.
Im Vorfeld der Wahlfarce wurde einerseits für Tausende von Jugendlichen ein Rockkonzert in Grosny veranstaltet, gleichzeitig wurde von den russischen Streitkräften die Bergregion mehrfach bombardiert, und immer noch – Tendenz steigend - verschwinden Menschen.
Alles ist erlaubt, alles ist möglich. Die russische Devise der "Tschetschenisierung" des Konflikts, eine Art von "Teile-und-Herrsche-Politik", hat die tschetschenische Gesellschaft zerstört.
Die Spirale der Gewalt geht weiter. Der Terror schwappt bereits über die Nachbarrepubliken im ganzen Nordkauskaus. Als Folge von Armut, beruflicher Perspektivlosigkeit, Korruption der von Moskau eingesetzten Behörden und religiöser Unterdrückung radikalisiert sich in dieser Region vor allem die Jugend.
Der Angriff auf Einrichtungen der russischen Sicherheitsorgane in Naltschik, der Hauptstadt der Nachbarrepublik Kabardino-Balkarien, war nur einer von insgesamt 50 Terroranschlägen der letzten Jahre, die auch die mit 250.000 Mann im Nordkaukasus stationierte russische Armee nicht verhindern konnte.
Am Donnerstag kommt der Dokumentarfilm Weiße Raben - Ein Film über den Krieg" von Johann Feindt und Tamara Trampe ins Kino. Er handelt vom Krieg und den Menschen in Tschetschenien. Das Gespräch mit der Dokumentarfilmerin Tamara Trampe finden Sie in der rechten Spalte als Audio.
Wer kann, flieht nach Europa. Vor dem Krieg lebten dort eine Million Tschetschenen, die traditionell islamischen Glaubens sind, und einige Tausend Russen; übrig geblieben ist jetzt nur noch die Hälfte der tschetschenischen Bevölkerung.
Russland verkündet seit einigen Jahren Normalisierung und Frieden, doch nach wie vor wird gemordet, verschleppt, gefoltert. Große Teile des Landes sind zerstört, vermint und ökologisches Krisengebiet. Die Arbeitslosigkeit beträgt 90 Prozent, jedes zweite Neugeborene ist behindert. Doch eine russisch-tschetschenische Mafia von Kriegsprofiteuren schürt den Konflikt beständig. Die internationale Politik hat den Krieg zur inneren Angelegenheit der Atommacht Russland erklärt. Die Menschenrechtsorganisationen versagen. Dabei wird in Tschetschenien, wie Andre Glucksman vor kurzem in Berlin bei einem nicht-öffentlichen Treffen mit tschetschenischen Exilpolitikern sagte, auch über unsere Freiheit entschieden.
Der Wahnsinn dauert an. Für den 27. November hat die russische Regierung Parlamentswahlen angesetzt, die das Bild vom Frieden in Tschetschenien abrunden sollen. Die amtierende Moskautreue tschetschenische Regierung soll weitere Vollmachten erhalten. Die russische Armee tritt in den Hintergrund, sie überlässt das dreckige Geschäft den von ihnen gestützten tschetschenischen Einheiten, insbesondere der mehrere tausend Mann starken Truppe von Vizepremier Ramsan Kadyrow, dem eigentlichen Herrscher Tschtscheniens.
Alle Voraussetzungen für freie demokratische Wahlen fehlen: Es gibt keine Presse- oder Meinungsfreiheit. Keine der angetretenen und zugelassenen Parteien vertritt das Ziel der Unabhängigkeit, das immer noch von einem Großteil der Bevölkerung unterstützt wird. Klar ist schon jetzt, dass das Ergebnis, wie auch bei den Präsidentschaftswahlen, manipuliert sein wird.
Im Vorfeld der Wahlfarce wurde einerseits für Tausende von Jugendlichen ein Rockkonzert in Grosny veranstaltet, gleichzeitig wurde von den russischen Streitkräften die Bergregion mehrfach bombardiert, und immer noch – Tendenz steigend - verschwinden Menschen.
Alles ist erlaubt, alles ist möglich. Die russische Devise der "Tschetschenisierung" des Konflikts, eine Art von "Teile-und-Herrsche-Politik", hat die tschetschenische Gesellschaft zerstört.
Die Spirale der Gewalt geht weiter. Der Terror schwappt bereits über die Nachbarrepubliken im ganzen Nordkauskaus. Als Folge von Armut, beruflicher Perspektivlosigkeit, Korruption der von Moskau eingesetzten Behörden und religiöser Unterdrückung radikalisiert sich in dieser Region vor allem die Jugend.
Der Angriff auf Einrichtungen der russischen Sicherheitsorgane in Naltschik, der Hauptstadt der Nachbarrepublik Kabardino-Balkarien, war nur einer von insgesamt 50 Terroranschlägen der letzten Jahre, die auch die mit 250.000 Mann im Nordkaukasus stationierte russische Armee nicht verhindern konnte.
Am Donnerstag kommt der Dokumentarfilm Weiße Raben - Ein Film über den Krieg" von Johann Feindt und Tamara Trampe ins Kino. Er handelt vom Krieg und den Menschen in Tschetschenien. Das Gespräch mit der Dokumentarfilmerin Tamara Trampe finden Sie in der rechten Spalte als Audio.